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„Nicht unterwürfig, sondern respektvoll“: Gemeinde stellt Nickmännchen weiter auf

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Von: Harry Wagner

Die Dittlofroder Krippe mit dem „Nickmännchen“ (im Vordergrund).
Die Dittlofroder Krippe mit dem „Nickmännchen“ (im Vordergrund). © Kirchengemeinde

Die Kirchengemeinde Dittlofrod hat sich dazu entschlossen, das in der Diskussion stehende „Nickmännchen“ auch in diesem Jahr wieder in der Weihnachtskrippe aufzustellen. „Es soll weiterhin nachfolgenden Generationen für ihre Spendenbereitschaft danken“, sagen die Mitglieder.

Dittlofrod - Zur Vorgeschichte: Leserin Verena Storch hatte sich beim Anblick der Krippe in vergangenen Jahren am „Nickmännchen“ gestört. Diese Figur würde einen dunkelhäutigen Menschen in unterwürfiger Pose zeigen und sei „zutiefst beschämend“. Ihr Anliegen sei es, dass man künftig auf derartige Missionsspardosen in einer Krippe verzichte.

Hessen: Kirchengemeinde stellt Nickmännchen weiter auf

Diese Ansicht können die Verantwortlichen vor Ort nicht teilen. Und deshalb kamen die ortsansässigen Mitglieder des Pfarrgemeinderats, des Verwaltungsrats sowie Pfarrer Winfried Vogel und Küster Andreas Bott überein, das umstrittene „Nickmännchen“ auch in diesem Jahr als Bestandteil der Krippe zu berücksichtigen, die in der Weihnachtszeit in der Dittlofroder Kirche zu sehen ist.

„Unser ,Nickmännchen‘ ist nicht in einer unterwürfigen Pose dargestellt. Ja, es kniet an der Krippe, genauso wie Maria und Josef, die Hirten, die Könige und wie auch wir Gläubigen während des Gottesdienstes. Dies ist für uns nicht unterwürfig, sondern andächtig und respektvoll vor Gott“, betont die Gemeinde in Dittlofrod (Hessen).

Das „Nickmännchen“ nehme mit aufgerichtetem Oberkörper und hoch erhobenem Kopf die Spenden für Projekte zugunsten Armer und Benachteiligter in Entwicklungsländern „lachend und dankbar nickend“ entgegen. Das tue es schon seit vielen Jahren, erfreue damit vor allem Kinder und rege „durch seine positive Ausstrahlung zum Spenden an“.

Umstrittene Krippenfigur bleibt: „Nicht unterwürfig, sondern respektvoll“

Man wisse, so die Kirchengemeinde, um den Ursprung der Missionsdosen. Diese seien in einer Zeit der kolonialen Unterdrückung Afrikas hergestellt worden. „Insofern können wir auch nachvollziehen, weshalb Frau Storch unser ,Nickmännchen‘ als herabwürdigend empfindet.“ Doch inzwischen habe sich die Einstellung zu fremden Kulturen hier zu Lande stark gewandelt: „Wir leben heute in einer Zeit, in der Schwarze nicht mehr als Menschen zweiter Klasse angesehen werden. Vor Gott sind alle gleich – gläubig oder nicht, Frau oder Mann, schwarz oder weiß.“

Nicht nur den Dittlofrodern sei die Ansicht der Kritikerin „sehr fern“. Das zeige ihnen ein Kommentar in den sozialen Medien, der die Frage aufwerfe, wer jemals „einen einzigen bösen Gedanken“ beim Blick auf die besagte Spardose gehabt habe. Das „Nickmännchen“ stehe nicht für Ausbeutung und Rassenhass. Zudem sei der in der Berichterstattung in Teilen verwendete Begriff „Nickn***“ mit Befremden aufgenommen worden, wo die Figur doch seit jeher in der Gemeinde nur als „Nickmännchen“ bekannt sei.

FZ-Podcast: Nickmännchen sorgt für Ärger

Seit 45 Jahren ist Küster Andreas Bott für den Aufbau der Krippe in Dittlofrod zuständig. „Wir sind stolz auf sie“, sagt er. Bis auf diese eine Ausnahme habe sich noch nie jemand am „Nickmännchen“ gestört, das schon immer dazu gehört habe. Bott sagt, dass er nach dem Aufruhr, den der Zeitungsartikel verursacht habe, von den Leuten ermuntert worden sei, die Figur unbedingt stehen zu lassen: „In ganz Dittlofrod regt sich niemand darüber auf.“

Dennoch habe der Wirbel viel Unruhe ins Dorf gebracht: „Wir hoffen, dass jetzt endlich wieder Ruhe einkehrt“, wünscht sich die Gemeinde.

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