Inzwischen sammelt sie die abgeschnittenen Haare in Papiersäcken, die sie dann nach Frankreich schickt. Dort hat Thierry Gras, der in dem kleinen Ort St. Zacharie in Südfrankreich lebt, ein System entwickelt, wie aus den Haaren Ölsperren werden können.
Dazu werden sie in ausgediente orthopädische Strümpfe gestopft und zu einer Art Wurst geformt. Aus den Würsten werden lange Ketten gebildet, die auf dem Wasser schwimmen und das auf der Oberfläche schwimmende Öl aufnehmen. Diese Arbeiten werden von Behindertenwerkstätten und Menschen, die schon lange arbeitslos sind und wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, erledigt.
Bis zu acht Liter Öl kann ein Kilogramm Haare aufnehmen. Dabei geht es Thierry Gras nicht nur um die Folgen von Umweltkatastrophen, sondern auch um die alltägliche Verschmutzung durch Benzin und Öl, das Motorboote verlieren, und um Sonnenschutzmittel, die jeden Sommer von Tausenden Touristen ins Wasser gespült werden.
Die Wirksamkeit seines Systems wurde unter anderem im Hafenort Cavalaire-sur-Mer an der Côte d’Azur getestet. Es kam auch im Sommer 2020 bei einer Schiffshavarie vor Mauritius zum Einsatz.
Die Haarfilter können übrigens nicht nur einmal eingesetzt, sondern mehrfach gereinigt und bis zu achtmal genutzt werden. Danach dienen sie als Dämmstoff für den Hausbau. Der Rohstoff Haar ist also viel zu schade, um einfach weggeworfen zu werden.
Katja Fischer hofft, dass sich möglichst viele Friseursalons der Aktion anschließen. Und sie hofft, dass davon auch ein Impuls ausgeht, damit die Menschen wieder zum Friseur gehen. Denn in den Salons merke man die Pandemie-bedingte Zurückhaltung deutlich, stellt Fischer fest. (von Christine Zacharias)