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Alternativen für Biogaserzeugung gesucht: Experten erproben in Osthessen neue Pflanzen

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Ernte der Energiepflanze Durchwachsene Silphie
Die Energiepflanze Durchwachsene Silphie wird auf einer Demonstrationsfläche des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen in Bad Hersfeld geerntet. Demnächst könnten weitere Standorte dazukommen. © Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen/dpa

Wegen der Gaskrise rücken erneuerbare Energien immer stärker in den Fokus. Dazu zählt Biogas. Hergestellt wird es vor allem aus Maissilage, Gülle und Mist. Auf Demonstrationsflächen in Bad Hersfeld werden nun neue Pflanzen ausprobiert.

Bad Hersfeld - Für die Herstellung von Biogas werden oft Maissilage, Gülle und Mist verwendet. Beim Biodiesel kommt der Anbau von Mais und Raps dazu. Das sorgt für Kritik, weil Monokulturen und die Konkurrenz zwischen „Teller und Tank“ entstehen. Um das zukünftig zu verhindern, werden in Bad Hersfeld Hirse und die Durchwachsene Silphie angebaut.

Letztgenannte stammt aus Nordamerika, wird bis zu drei Meter hoch und blüht gelb. Sie kommt nicht nur Energieausbeute, sondern leistet einen Beitrag zur biologischen Vielfalt. Vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) wird sie auf sogenannten Demonstrationsflächen in der nordhessischen Stadt angebaut.

Hessen: Alternativen für Biogaserzeugung gesucht - neue Pflanzen im Test

Bislang ist die Anbaufläche für die Pflanzen in Hessen gering. 73 Hektar waren es laut Statistischem Landesamt im vergangenen Jahr bei der Durchwachsenen Silphie, die Anbaufläche für Hirse war nach LLH-Angaben zuletzt so klein, dass sie gar nicht als Einzelwert erfasst wurde - deswegen wird auf einem Hektar Ackerfläche nun Hirse angebaut.

Bei der Energieausbeute schneiden sie schlechter ab als der Mais. Die Hirse kann Strom für vier -einer weniger als der Mais - und Wärme für zwei Haushalte erzeugen, bei der Silphie ist es jeweils ein Haushalt weniger. (Lesen Sie hier: „Kein Bullerbü, sondern echte Landwirte“: Hessische BioTage beginnen Freitag)

Dafür ist die nordamerikanische Pflanze wegen ihrer tiefen Wurzeln besser gegen Trockenheit gewappnet. Experten zufolge wird sie einmal gepflanzt, aber für 15 Jahre geerntet werden. Laut LLH sind ab dem dritten Jahr für die Pflanze, die von Juni bis September blüht, keine Pflanzenschutzmittel mehr nötig. Wildtiere werden nicht von der Silphie angezogen. „Mit der Durchwachsenen Silphie suchen wir nach Lösungen für die Herausforderungen wie reduzierten Mineraldüngereinsatz, Förderung der Biodiversität und Anpassung an den Klimawandel“, erklärte LLH-Direktor Andreas Sandhäger.

Allerdings sind laut LLH die Anlagekosten mit 2000 Euro pro Hektar bei der Durchwachsenen Silphie vergleichsweise hoch. Im ersten Jahr ist keine Ernte möglich, weswegen eine Zweitfrucht vonnöten wäre. Die Hirse leide unter der Trockenheit. Dafür ist der Landesbetrieb Landwirtschaft mit den bisherigen Ergebnissen und Erträgen der nordamerikanischen Pflanze zufrieden. (Lesen Sie hier: „Staubtrocken bis in 1,50 Meter Tiefe“: Landwirte der Region Fulda in Sorge - Ernteerträge sinken)

„Die Pflanzen sind noch nicht Standard, da sie unter den hiesigen Bedingungen nicht so bekannt sind und züchterisch wenig gemacht wurde“, sagte eine Sprecherin des Hessischen Bauernverbands, der den der Anbau der Pflanzen in Betracht zieht. Die Landwirte seien interessiert und „wollen die Biodiversität fördern“, heißt es weiter. Aber es geht darum, dass der Anbau wirtschaftlich lohnenswert und praktikabel sei. Bei der Silphie sei die Bereitung der Flächen aufwendig, weswegen der Verband warte, wie und ob der Anbau attraktiver werden könnte. (dpa, lwe)

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