Am 18. März 1271 drangen sie, als fromme Beter getarnt, in die Jakobskapelle der Abtsburg in Fulda ein und erdolchten Abt Bertho II. am Altar. Danach flohen sie auf die Burg des Giso von Steinau (Main-Kinzig-Kreis).
Der neu gewählte Abt Berto III. von Mackenzell wollte nun Rache nehmen, doch er brauchte Verbündete. Deshalb dauerte es ein halbes Jahr, bis die Verfolgung der Mörder beginnen konnte. An Weihnachten 1271 (eine Quelle nennt auch das Jahr 1272) gelang es dem neu aufgestellten Abtsheer, die Raubritter um die Ebersberger bei der Plünderung der Kirche in Kirchhasel zu stellen. Das Ergebnis war ein Gemetzel, ein wahres Blutbad.
Nach hartem Kampf wurden die Plünderer, die sich in der Wehrkirche verbarrikadiert hatten, umgebracht. 20 Ritter (darunter mit Giso von Steinau einer der Anführer) sowie 30 Knappen und Knechte fanden den Tod. Die Wehrkirche selbst wurde dabei auch erheblich beschädigt und musste in den Folgejahren renoviert werden.
Die beiden Anführer Albert und Heinrich von Ebersberg konnten lebend gefangengenommen werden. Sie wurden nach Frankfurt gebracht, wo sie der neue Kaiser Rudolf von Habsburg rädern ließ – ein grausames Ende.
Seit dieser Zeit war dieses Ereignis in der Fronhaseler Kirche nicht nur im Fuldaer Land in aller Munde, sondern breitete sich in allen deutschen Landen aus. Alle sprachen von diesem Gemetzel in der Kirche von „Hasel“, wie Fronhasel schon seit der Gründung des Ortes von der Bevölkerung gerne bezeichnet wurde. Von da ab nannte man das Dorf „Kirchhasel“, zunächst im Volksmund, seit 1330 auch in den offiziellen Akten.
Die alte Kirche St. Georg in Kirchhasel ist ein Juwel. Da baulich an dieser Kirche (vom Innenraum abgesehen) nur wenig verändert wurde, ist sie ein besonderes Zeugnis der frühen Christianisierung in Osthessen. Die Kirche selbst ist ein romanischer Rechteckbau und hatte ursprünglich keinen Turm, sondern, typisch für die karolingischen Kapellen jener Zeit, als Chor einen halbrunden Apsisabschluss. Die Grundmauern dieser Apsis sind jeweils beim Bau der neuen Kirche St. Georg in den Jahren 1947 bis 1950 und bei der Umgestaltung des ehemaligen Chorraumes zur Taufkapelle 2000/2001 freigelegt worden.
Auch der ursprüngliche Altarsockel ist noch erhalten und nur überbaut worden. Sehenswert ist auch das Mauerwerk des Langhauses, das ein für unsere Region selten anzutreffendes Fischgrätensystem zeigt, was baugeschichtlich von hohem Wert ist. Ebenfalls markant sind auch die kleinen, wehrhaften Rundbogenfensterfenster auf der Nordseite. Der mächtige Wehrturm, den man lange als den ältesten Teil der Kirche ansah, ist erst im 9. Jahrhundert als dreistöckiges Gebäude errichtet worden und in seiner ursprünglichen Form bis heute erhalten geblieben.
Das Obergeschoss hat an drei Seiten gekuppelte romanische Schallfenster. Das Mittelgeschoss hat an Nord-und Südseite schmale Fensterschlitze mit Spitzbogen, was die Wehrhaftigkeit des Turms zeigt. Dies war notwendig geworden, weil es zu wiederholten Übergriffen durch umherziehende ungarische Horden gekommen war. Neben dem wehrhaften dreistöckigen Turm als Zentrum war die Anlage von einer zwei Meter breiten und einer vier Meter hohen, zur Seite des unterhalb liegenden Dorfes acht Meter hohen Mauer umgeben.
Nach den Ereignissen um Tötung und Gefangennahme der Abtsmörder musste die Kirche wieder renoviert werden. Man nutzte diesen Umstand, um nach der Südseite drei neue größere gotische Fenster einzubauen. Das Untergeschoss des Turms, das den Chorraum bildete, erhielt als Decke ein gotisches Kreuzrippengewölbe mit Lamm- Gottes-Darstellung als Schlussstein. Mit der gotischen Umgestaltung wurde der Chorraum mit biblischen Motiven bemalt.
Bei Umbaumaßnahmen 1972 entdeckte man im Turm der alten Wehrkirche unter der weiß getünchten Schicht eher zufällig Deckenmalereien. Den wahren Wert konnte man damals noch nicht abschätzen. Erst nach langen Verhandlungen mit der Diözese Fulda und dem Land Hessen konnte man in den Jahren 2000/2001 an die kostspielige und arbeitsaufwändige Restaurierung gehen.
Zutage traten wertvolle mittelalterliche Deckenmalereien, deren Entstehung in das 13. und 14. Jahrhundert datiert wurden. Die mittelalterlichen Malereien haben sich mehr als 700 Jahren erhalten, sämtliche Kriege und Veränderungen im Kunstgeschmack überstanden. Nun kann man heute im alten Turm, der gegenwärtig die Funktion der Taufkapelle einnimmt, die freigelegten Gemälde bestaunen. Ein wahrer Schatz für die Kulturgeschichte im Fuldaer Land. (Aloysius Kalb)