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Dreimal Patt bei Abstimmung: Stefanie Klee wird per Losentscheid Landtagskandidatin

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Stefanie Klee aus Reckrod ist die CDU-Kandidatin für das Direktmandat im Wahlkreis Hersfeld. Eingerahmt wird sie von den CDU-Kreisvorsitzenden Andreas Börner (Hersfeld-Rotenburg, links) und Frederik Schmitt (Fulda).
Stefanie Klee aus Reckrod ist die CDU-Kandidatin für das Direktmandat im Wahlkreis Hersfeld. Eingerahmt wird sie von den CDU-Kreisvorsitzenden Andreas Börner (Hersfeld-Rotenburg, links) und Frederik Schmitt (Fulda). © Mario Reymond

Es war ein Novum bei der Kandidatenkür für die Landtagswahl im kommenden Jahr: Stefanie Klee tritt für die CDU im Wahlkreis 11 (Hersfeld) an – nach einer kuriosen Nominierung.

Kirchheim - Wer Spannung liebt, der muss sich keine Krimis oder Thriller mehr im Fernsehen anzuschauen. Da reicht künftig der Besuch einer Wahlkreisdelegiertenversammlung bei den Christdemokraten im Wahlkreis 11 (Hersfeld). Die haben am Dienstagabend im SVG-Autohof in Kirchheim einen Spitzenkandidaten für die im Herbst kommenden Jahres stattfindende Landtagswahl gesucht. Die Kandidatenfindung war an Spannung nicht zu überbieten.

Hessen: Kuriose Nominierung - Los entscheidet über Landtagskandidaten

Denn eigentlich standen die Vorzeichen ganz auf Erfolg für den Bad Hersfelder CDU-Politiker Andreas Rey, der gegen Stefanie Klee aus Reckrod, Fraktionsvorsitzende der CDU in der Eiterfelder Gemeindevertretung, antrat. Den 29 Stimmberechtigten aus dem Altkreis Hersfeld standen nur 21 Delegierte aus dem Altkreis Hünfeld entgegen. Eine klare Angelegenheit also. Doch weit gefehlt: 25:25 stand es nach Abgabe der Stimmen.

Eine derartige Pattsituation hatte wohl niemand erwartet. Und so musste sich Versammlungsleiter Frederik Schmitt, Vorsitzender der CDU im Landkreis Fulda, telefonisch Rat bei CDU-Generalsekretär Manfred Pentz holen. Ergebnis: Laut Paragraf 50 der hessischen CDU-Satzung sind bis zu zwei Stichwahlen vorgesehen. Sollte es danach keine Entscheidung geben, müsste das Los entscheiden.

Und so sollte es kommen: Stichwahl eins endete wiederum 25:25. Bei Stichwahl zwei – für die erst neue Stimmzettel gedruckt werden mussten – enthielten sich zwei Kandidaten und es stand 24:24. Bei der von allen nicht gewollten Losentscheidung fischte Frederik Schmitt dann den Zettel mit dem Namen von Stefanie Klee aus der Urne.

Rasdorfs Bürgermeister Jürgen Hahn, ebenfalls Delegierter, hatte nach der zweiten Stichwahl noch versucht, einen Losentscheid zu verhindern. „Das will doch wirklich niemand. Vielleicht sollten wir noch eine zehnminütige Fragerunde mit den Kandidaten veranstalten, um dann noch einmal zu wählen“, sagte er. Doch mit Blick auf die Satzung wurde das von der Versammlungsleitung vorsichtshalber abgelehnt. (Lesen Sie auch: Kampfabstimmung: CDU geht mit Sebastian Müller in die Landtagswahl 2023)

Vielleicht hat mir mein Name Glück gebracht.

Stefanie Klee, neue CDU-Landtagskandidatin

Ausschlaggebend für den kleinen Stimmenklau von Stefanie Klee dürfte die jeweilige Vorstellung der beiden Bewerber gewesen sein. Während inhaltlich zwischen den beiden, die sich vehement für den ländlichen Raum in allen möglichen Bereichen einsetzen möchten, Unterschiede kaum erkennbar waren, sorgte das komplett unterschiedliche Auftreten der beiden wohl für einen kleinen Vorteil Klees. Während Rey am Rednerpult ins Mikrofon sprach und meist vom Manuskript ablas, positionierte sich seine Mitbewerberin locker vor den Delegierten, verzichtete auf das Mikrofon und hatte auch keinen Spickzettel vorbereitet.

„Das war ein aufregender Abend. Vielleicht hat mir mein Name Glück gebracht. Es ist aber auch schade, auf diese Weise zu gewinnen“, sagte die 40-Jährige, die das Pflegeheim Mediana St. Ulrich in Hünfeld leitet. Sie wolle in den kommenden Monaten insbesondere den Wahlkreis in der Region rund um Bad Hersfeld besser kennenlernen.

Ihr Ziel ist es, den Wahlkreis bei der Landtagswahl für die CDU direkt zu gewinnen. Dabei kann sie auf ihren unterlegenen Mitbewerber zählen: „Ich bin schon ein wenig enttäuscht. Einen so knappen Ausgang habe ich noch nie erlebt. Wir werden den Landtagswahlkampf nun miteinander bestreiten und gemeinsam gewinnen“, so der 43-Jährige, der für den Dachverband der deutschen Automatenwirtschaft tätig ist.

Als Ersatzbewerberin stellte sich die 46 Jahre alte Polizeibeamtin Alexandra Weirich aus Bad Hersfeld zur Wahl. Von 44 Stimmen entfielen 43 auf sie. Ein Delegierter hatte mit nein votiert. (von Mario Reymond)

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