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„Nickmännchen“ gestohlen: Foto erinnert an die umstrittene Krippenfigur

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Von: Sabrina Mehler

Dittlofrod Krippe
An das umstrittene „Nickmännchen“ in der Dittlofroder Kirche, das nach einem Tag bereits gestohlen wurde, erinnert jetzt ein Bild. © Karl-Heinz Burkhardt

Ende November hatte das „Nickmännchen“, das jahrelang die Krippenlandschaft in der Dittlofroder Kirche vervollständigte, viel Ärger ausgelöst. Jetzt ist die umstrittene Spendendose gestohlen worden. Pfarrer Winfried Vogel hat den Verlust bei der Polizei angezeigt.

Dittlofrod - Vor rund einem Monat hatte unsere Zeitung von der Krippenfigur berichtet, nachdem eine Leserin ihren Unmut kundgetan hatte. Denn schon in den vergangenen Jahren hatte sie sich beim Anblick der Krippe am „Nickmännchen“ gestört. Die kniende Figur, die beim Einwerfen einer Münze nickt, zeige einen dunkelhäutigen Menschen in „unterwürfiger Pose“ und sei „zutiefst beschämend“.

Hessen: „Nickmännchen“ gestohlen - Foto erinnert an umstrittene Krippenfigur

Die Leserin war der Meinung, dass man auf derartige Missionsspardosen in einer Krippe verzichten sollte. Diese Ansicht teilten die Verantwortlichen vor Ort jedoch nicht – und stellten das „Nickmännchen“ am Donnerstag vor Heiligabend wieder auf. Nur einen Tag später, am Freitag, war es verschwunden, bestätigt Pfarrer Winfried Vogel einen entsprechenden Bericht von Osthessen-Zeitung.

„Wir haben die Polizei umgehend informiert, damit ist die Sache für mich erledigt“, sagt der Pfarrer. Die Angelegenheit finde er dennoch „sehr, sehr komisch“. Als Diebe vermutet er „Umherreisende“, die auf die Diskussion über den Spendensammler aufmerksam geworden waren. „Dass die Figur von denen gestohlen wurde, die diese Debatte inszeniert haben, glaube ich nicht.“

Die Frage, ob ein dunkelhäutiges „Nickmännchen“ noch zeitgemäß ist, hatte viel Wirbel und Ärger ausgelöst. Pfarrer Vogel und auch Küster Andreas Bott verteidigten sich damals. Das „Nickmännchen“ kniee genauso wie Maria und Josef, die Hirten, die Könige und die Gläubigen während des Gottesdienstes. Das sei nicht unterwürfig, sondern andächtig und respektvoll vor Gott“, erklärte die Gemeinde in Dittlofrod (Hessen). Die Kritik könne man nicht nachvollziehen.

Krippenfigur gestohlen: Pfarrer erstattet Anzeige bei der Polizei

Auch heute sagt Vogel: „Die Mehrheit der Menschen in Dittlofrod – 80 Prozent – sind dafür, eine solche Figur aufzustellen. Ich bin Demokrat und daher auch dafür.“ Er kritisiert im Gegenzug den „moralischen Fingerzeig“ derer, die anderen Menschen Dinge vorschreiben wollten und sich „irgendwelche Verrücktheiten“ ausdenken. Der Pfarrer geht davon aus, dass die Figur irgendwann wieder auftaucht. „Dann werden wir das ,Nickmännchen‘ selbstverständlich wieder aufstellen.“

Offenbar gibt es noch weitere Gemeindemitglieder, die dem „Nickmännchen“ – das in vielen anderen Pfarrgemeinden schon vor Jahrzehnten bewusst abgeschafft wurde – nachtrauern: Mittlerweile steht in der Dittlofroder Krippe ein Foto, das die Krippenfigur zeigt. Wer das Bild aufgestellt hat, weiß Pfarrer Vogel nicht, freut sich aber darüber.

Und noch etwas ist neu: Vor der Krippe steht nun eine Spardose ganz anderer Art – eine Weltkugel, die sich dreht, wenn eine Münze eingeworfen wird. Sie ist offensichtlich schon ein wenig in die Jahre gekommen: Der Spendensammler gibt den guten Rat, „für die Mission“ einen Groschen einzuwerfen.

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