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Krippenfigur von fragwürdiger Gestalt: Ärger um Nickmännchen im Kreis Fulda

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Von: Harry Wagner

Diese Krippenfigur, die in Dittlofrod zu sehen war, sorgt für Diskussionen.
Diese Krippenfigur, die in Dittlofrod zu sehen war, sorgt für Diskussionen. © Verena Storch

Darf eine Missionsspardose einen dunkelhäutigen Menschen in dankbar-unterwürfiger Empfängerpose zeigen? Diese Frage wirft eine Krippenfigur in Dittlofrod im Kreis Fulda auf.

Eiterfeld - Ein sogenannter „Nick-N***“ - so werden die betreffenden Figuren landläufig genannt - erregte zuletzt immer wieder den Ärger von Verena Storch. Die aus Dittlofrod stammende Frau stört sich daran, dass die Figur in den vergangenen Jahren regelmäßig ihren Platz in der Krippe gefunden habe, die zur Weihnachtszeit in der Dittlofroder Kirche im Hünfelder Land aufgebaut wird.

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Die Figuren wurden als Spendendosen hergestellt, die dank eines eingebauten Mechanismus nach dem Einwurf von Geld zum „Dank“ den Kopf bewegen. Die Figuren stellen meist einen Schwarzen dar - nicht selten mit einem Vers versehen wie etwa „Willst Du den Heiden Hilfe schicken, so lass mich Ärmsten freundlich nicken.“ Das so in den Kirchen eingesammelte Geld diente der christlichen Missionsarbeit in der Dritten Welt.

„Diese Objekte mit ihrer zutiefst beschämenden Darstellung sind deplatziert“, betont Verena Storch, die Ethnologie als Studienfach gewählt hat. Ein schwarzer Mensch werde in einer unterwürfigen Pose gezeigt, ärgert sie sich. Sie würde sich wünschen, dass man diese Figur künftig nicht mehr in der Krippe vorfinde. Sie habe zu ihrem Anliegen einen Brief an die Pfarrei formuliert, der aber leider unbeantwortet geblieben sei.

Missionsspardosen dieser Art gibt es seit etwa 170 Jahren. Interessanterweise sagen ihnen einige Quellen einen Ursprung in der Rhön nach. Neben Schwarzafrikanern tauchten auch immer wieder auch Chinesen als Motiv auf. Inzwischen allerdings sind diese Nickmännchen nur noch Zeitzeugen der Geschichte.

Figuren mit ethnischen Motiven werden längst nicht mehr hergestellt, wie auch eine Nachfrage beim Holzschnitzereibetrieb Eyring in Oberelsbach in Unterfranken ergibt: „Wir fertigen seit jeher Krippenfiguren, aber nicht mehr solche. Wir wüssten auch nicht, wer dies noch tut.“ Allerdings ändert das nichts daran, dass die Relikte aus der Kolonialzeit als Sammel- und Tauschobjekte im privaten Bereich noch außerordentlich beliebt sind. Im Internet scheinen Angebot und Nachfrage groß, und auch auf Flohmärkten sind sie zu finden. Oder eben auch noch in einer Krippe, wo sie die Jahre überdauert haben.

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Pfarrer Winfried Vogel von der Pfarrei St. Matthäus ist die Krippendarstellung der vergangenen Jahre in Dittlofrod nicht gegenwärtig. Es habe sich bei ihm auch noch niemand aus der Gemeinde beschwert. Er verspricht allerdings, sich der Sache anzunehmen.

Dechant Markus Blümel vom Pastoralverbund Hessisches Kegelspiel verweist darauf, dass man sich zu Sammelzwecken längst keiner zweifelhaften Figuren mehr bedienen müsse: „In meiner Pfarrei in Eiterfeld steht dafür ein weißer Engel bereit.“ Die „Sparboxen“ als solche seien aber weiterhin nicht aus der Zeit gefallen, das Ziel als solches bleibe ja bestehen: Die Kirche bittet um Hilfe für ihre Missionsprojekte.

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