Als Mitt- beziehungsweise Endzwanziger kennen sie den Eisernen Vorhang und die Wiedervereinigung Deutschlands nicht aus eigener Erfahrung. „Es fehlt uns der persönliche emotionale Bezug, wir sind als Gesamtdeutsche geboren. Die Begriffe Wessi und Ossi haben für uns daher auch keine Relevanz“, betont Metzler. (Lesen Sie hier: Point Alpha Stiftung stellt neues Programm vor - Preisverleihung an Joachim Gauck)
Der Kalte Krieg der 80er Jahre mag zwar vorbei sein, aber in einem anderen sind wir bereits wieder mittendrin. Der russische Überfall auf die Ukraine eröffnet der Point Alpha Stiftung zwangsläufig neue Themenfelder. Metzler: „Zunächst war es uns wichtig, dass die Stiftung ganz klar Stellung bezieht und das russische Vorgehen verurteilt. Das haben wir getan.“ Nun müsse man sehen, wie zeitig man neue Formate in das Veranstaltungsangebot integrieren kann, die den Ukraine-Krieg thematisieren.
Man dürfe generell nicht erwarten, „dass die Wissenschaft etwas ganz schnell tut.“ Demnächst ist eine Veranstaltung namens „Flucht im Wandel der Zeit“ geplant, die eigentlich die Fluchten aus der DDR und aus den syrischen Kriegsgebieten zum Inhalt haben sollte, nun aber um den ukrainischen Aspekt erweitert werden könnte.
Während der Pandemie haben mangels Alternative die digitalen Formate Zulauf gewonnen, auf Point Alpha ist man zufrieden mit der Resonanz darauf. Doch für Metzler ist es ein schmaler Grat, man müsse unbedingt ein vernünftiges Verhältnis zwischen Präsenz- und Digitalterminen finden. „Die Leute wollen mitmachen, vor Ort dabei sein, sich in Diskussionen einbringen“, hat Stock beobachtet.
Das alles will man wieder verstärkt anbieten können und kann dabei auch auf einen nach wie vor ordentlichen Fundus an Gästeführern zurückgreifen. Gerade bei Schulen sei die Nachfrage groß, und auch das Angebot an Bundeswehr-Seminaren finde Anklang. Als eine der wichtigsten Zielgruppen hat der Stiftungsvorstand junge Leute auserkoren. Für sie wolle man entsprechende Konzepte maßschneidern.
Der Stiftungsvorstand wünscht sich, dass wieder mehr Besucher aus allen Teilen der Republik und darüber hinaus an die ehemalige Grenze kommen. Die Schaffung moderner digitaler Formate bleibt dennoch eine Aufgabe. Dazu passt auch, dass seit einiger Zeit eine Social-Media-Beauftragte für die Stiftung arbeitet und entsprechende Kanäle füttert.
„Wir müssen Angebote schaffen für vieles, was die Menschen interessiert“, betont Metzler und nennt den Klimaschutz. Die Lage der Gedenkstätte direkt am zum „Grünen Band“ umgewidmeten ehemaligen Kolonnenweg an der innerdeutschen Grenze sei auch ein idealer Aufhänger, um ökologische Themen anzupacken.
Aufgrund der coronabedingten Einbußen im nach wie vor enorm wichtigen Tagesgeschäft kommt der finanziellen Unterstützung der Stiftung durch Hessen und Thüringen noch mehr Bedeutung zu. Für den Wirtschaftsfachmann Stock ist sie gegeben. Bisher sei es zwar nach wie vor nicht gelungen, eine dauerhafte institutionelle Förderung von Point Alpha in den beiden Bundesländern zu verankern. „Aber wir fühlen uns bei den politischen Gremien sehr gut aufgehoben. Die Unterstützung ist da, und ob wir zu einer dauerhaften Lösung kommen, werden weitere Gespräche zeigen“, erklärt Stock.