Reichhard-Josts Schulkarriere begann 1976 mit ihrem Abitur in Offenbach. Schließlich begann sie an der Frankfurter Universität Biologie, Kunst und Sport auf Lehramt für Haupt- und Realschule zu studieren. 1987 folgte ein weiteres Studium des Grundschullehramts. Zwischendurch war sie drei Jahre an einer Berliner Gesamtschule tätig. „Die Anonymität dort hat mir nicht gefallen“, blickt sie bei ihrer Verabschiedung zurück.
Und so kam es ihr nicht ungelegen, dass ihr Mann schließlich nach Hessen versetzt wurde. Und so trat sie am 15. August 1989 ihren Dienst an der Grundschule Tann/Schlitzenhausen an – von Beginn an als Schulleiterin. Die Grundschule wurde jedoch im vergangen Jahr geschlossen, da „die Schülerzahl unter 26 gefallen war.“ So stellte sich die Frage, ob sie bereits ein Jahr früher in den Ruhestand gehen sollte.
„Mein Mann war natürlich dafür, doch meine beiden Töchter haben gesagt ,Folge deinem Herzen‘. Und mein Herz hing ganz klar an diesem Beruf, so bin ich nach Großentaft gekommen und ich habe es niemals bereut“, betont die 66-Jährige. In dem Eiterfelder Ortsteil erwartete sie ebenso eine kleine heimische Grundschule – derzeit gibt es zwei Klassen, die von insgesamt 33 Schülerinnen und Schülern besucht wird. Die erste und zweite sowie die dritte und vierte Jahrgangsstufen sind jeweils zu einer Klasse zusammen gelegt. Drei Lehrkräfte – einschließlich der Schulleiterin – unterrichten.
Obwohl Ursula Reichard-Jost nur ein Jahr in Großentaft wirkte, hat sie dort positive Spuren hinterlassen. „Wir werden Frau Reichard-Jost vermissen“, sind sich die Schüler und Kollegen sicher. Reichhard-Jost selbst blickt mit einem weinenden, aber auch lachenden Auge auf ihren Abschied: „Ich hatte eine erfüllte Zeit voller pädagogischer Arbeit. Und jetzt heißt es eben Abschied nehmen.“
Neben dem selbstgedichteten Lied überraschten die Kinder die 66-Jährige mit einem Strauß Rosen, lieben Abschiedsworten und einem absoluten Highlight: In den vergangenen Wochen hatten sie gemeinsam mit den beiden Lehrerinnen Oswald und Abel den Tanz des Musicals „Grease“ einstudiert. Mit schwarzen Hosen, weißen T-Shirts sowie schwarzen Lederjacken traten die Jungs ganz im Stile von John Travolta auf; die Mädels bezauberten mit weißen T-Shirts und roten Tüllröcken – ausgelassene Stimmung war hier vorprogrammiert.
Und auch die Flötengruppe „Tonart“, der Reichhard-Jost privat angehört, ließ es sich nicht nehmen, ein paar Stücke zu spielen. Am Ende griff sie nochmal selbst zur Flöte. (Lesen Sie hier: Richard-Müller-Schule verabschiedet Schulleiterin Claudia Hümmler-Hille)
Ihre Nachfolgerin Gabriele Schramm war ebenfalls vor Ort – am vergangenen Donnerstag noch in der Funktion als Stellvertretung des Schulamts, an dem sie seit 2007 tätig war. „Ich freue mich darauf, in diese großartigen Fußstapfen zu treten“, betonte sie und gab noch einen Abschiedstipp: „Nehme dir jeden Tag 30 Minuten Zeit für deine Sorgen und mache in dieser Zeit ein Nickerchen.“
Tatenlos wird die 66-Jährige keineswegs bleiben, Pläne für die Zukunft hat sie zuhauf: „Ich habe unzählige Hobbys und möchte diese unbedingt intensivieren – musizieren, malen, sporteln. Auch das Reisen mit meinem Mann soll intensiviert werden.“ Zudem möchte sie sich vermehrt um ihre Enkel kümmern – ein zweiter ist gerade auf dem Weg. Die Großentafter Grundschule wird ihr dabei aber stets in Erinnerung bleiben. „Ich komme euch sicherlich mal besuchen“, verspricht sie.
Grußworte überbrachten außerdem Großentafts Ortsvorsteherin Christine Volkenand, Melanie Dorn für den Landkreis Fulda und die Elternvertretung, die allesamt ein kleines Präsent überreichten.