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Aus Stammzellenspende wird Freundschaft: Kanadischer Minister will Lebensretter in Hersfeld besuchen

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Die Chance, mit einem kanadischen Minister zu angeln und vor der Kamera zu stehen, ist gering. Genauso gering, wie einen passenden Stammzellenspender außerhalb der Familie zu finden. Doch genau das haben Jonathan Kehl aus Bad Hersfeld und der kanadische Minister Dominic LeBlanc erlebt.

Bad Hersfeld/Ottawa - Der heute 23-Jährige hat seinem „genetischen Zwilling“, Dominic LeBlanc, 2019 Stammzellen gespendet – die Wahrscheinlichkeit einer Übereinstimmung liegt laut DKMS bei bis zu ein zu einer Million. Auch für den kleinen Levin aus Petersberg wird ein Stammzellenspender gesucht.

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Zwei Jahre nach der Stammzellenspende tauschen sich Kehl und LeBlanc zum ersten Mal per Mail aus. Für den ehemaligen Leukämie-Patienten LeBlanc steht schon nach den ersten Gesprächen fest: „Jonathan, du musst mich besuchen kommen.“ Als es im September 2022 dann soweit ist, nimmt Kehl noch einen Freund mit und steigt am Frankfurter Flughafen in den Flieger in Richtung Toronto, danach geht es weiter nach Ottawa. „Meine Familie hat schon Anspielungen gemacht, dass sie das nächste Mal auch mit wollen“, sagt der Lehramtsstudent und grinst.

Erst einmal machen sich die beiden Freunde jedoch alleine auf den Weg zu Dominic LeBlanc – der sie dann doch nicht wie geplant am Flughafen abholen kann. Hurrikane Fiona hatte kurz zuvor in Kanada gewütet und die kanadische Regierung alle Hände voll zu tun. LeBlanc schickt aber einen Chauffeur, der die Deutschen in das Hotel bringt, in dem der Minister wohnt.

Dann ist der Minister – trotz Ausnahmezustand – nur wenige Stunden später selbst im Hotel, um den Bad Hersfelder endlich persönlich kennenzulernen. „Es war gleich so, als würden wir uns schon lange kennen“ sagt dieser. Der Minister lädt die Freunde ins Restaurant ein. „Er mag genauso gern Burger wie ich“, stellt der 23-Jährige fest.

In den nächsten Tagen haben Kehl und LeBlanc ein straffes Programm. „Ich habe bei Pressekonferenzen zugeschaut, habe Premierminister Justin Trudeau und alle Minister getroffen und war in den Regierungräumen“, so Kehl.

Der kanadische Minister Dominic LeBlanc (links) und sein Stammzellenspender Jonathan Kehl haben zusammen einen Angel-Ausflug unternommen.
Der kanadische Minister Dominic LeBlanc (links) und sein Stammzellenspender Jonathan Kehl haben zusammen einen Angel-Ausflug unternommen. © Privat

Obwohl er mittlerweile ein Medienprofi ist – immerhin haben Dutzende Zeitungen und Onlinemagazine international über Kehl und LeBlanc berichtet – hat ihn der Einblick hinter die Regierungskulissen schwer beeindruckt. „Da hat man schon Ehrfurcht“, sagt Kehl, der sogar im Alltag des Ministers immer dabei ist. Morgens frühstückt er mit LeBlanc, den er „Dominic“ nennt, dann geht es zum TV-Interview. Der Minister lässt Kehl aber nicht nur zusehen. „Ich musste dann Fragen beantworten, auf Englisch“, sagt er. Das habe ihn zwar etwas überrumpelt, aber seine Geschichte zur Stammzellenspende erzählt er schon wie aus der Pistole geschossen.

Besuch von kanadischem Minister: Ende Mai soll LeBlanc nach Hersfeld kommen

Hinter den Kamerakulissen herrscht ausgelassene Stimmung. Kehl und LeBlanc sind gut gelaunt. In der Maske, vor der sich der Bad Hersfelder nicht drücken kann, schwingt der ehemalige Harvard-Student und heutige Minister spaßeshalber mal den Puderpinsel. Der Umgang miteinander ist freundschaftlich.

Sogar zum Angel-Ausflug mit seinen Freunden nimmt LeBlanc, der auch privat im legeren Hemd unterwegs ist, den Bad Hersfelder mit. „Die Fische haben zwar nicht gebissen, aber wir haben in einer richtigen Blockhütte gewohnt und dort auf der Veranda gefrühstückt. Das war sehr cool“, sagt der 23-Jährige.

Zum Abschied sind sich die beiden einig: Dominic LeBlanc muss im Gegenzug nach Bad Hersfeld kommen. „Weil er dafür privat aber keine Zeit hat, macht er extra einen Abstecher, wenn er demnächst auf Dienstreise ist“, sagt Kehl.

Und schon bald ist es soweit. Ende Mai soll der Minister in Bad Hersfeld ankommen und Kehls Familie kennenlernen. Für LeBlancs Lieblingsbeschäftigung, das Angeln, wird dann zwar kaum Zeit bleiben, aber Jonathan Kehl freut sich schon jetzt auf den Besuch seines Freundes aus Kanada. (kh)

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