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Alte Autoreifen und Sperrmüll: Zu viel Müll landet in der Natur

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Von: Hartmut Zimmermann

Freiwillige räumen den Unrat weg, den andere rücksichtslos in die Natur gekippt haben.
In einem Wald bei Schlüchtern: Freiwillige räumen den Unrat weg, den andere rücksichtslos in die Natur gekippt haben. Unterdessen wächst die Müllbelastung der Landschaft auch im Hünfelder Land. © Archivbild: Karl-Theodor Hahn

Über eine zunehmende „Vermüllung der Landschaft“ beklagen sich viele Menschen, die häufig draußen unterwegs sind. In den Kommunen im Hünfelder Land wird diese Entwicklung nicht überall beobachtet. Doch die Rathäuser sind alarmiert und rufen dazu auf, Abfall ordnungsgemäß zu entsorgen.

Hünfelder Land - „Es wird immer häufiger Unrat rücksichtslos in der Gemarkung abgeladen“, sagt Matthias Müller, der Vorsitzende des Naturschutzbundes (NABU).

Als ein besonders unerfreuliches Beispiel nennt er einen „Fund“ in den westlichen Stadtteilen in Hünfeld: Dort habe jemand, vermutlich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, mehrere Lkw-Ladungen Bauschutt von einem Waldweg einen Abhang hinuntergekippt – Abbruchreste, Steine, Holz, mit allem möglichen Unrat gefüllte Plastiksäcke in bunter Mischung. Auch Altreifen tauchten in den Wäldern, aber auch in den Bächen in großer Zahl auf: Plastikmüll von übermorgen. (Lesen Sie hier: Illegale Müllentsorgung: Milchtüten, Tapetenreste und Co in Altkleidercontainern gefunden)

Hessen: Zu viel Unrat landet auf den Waldwegen in Hünfeld - Hohes Bußgeld

Für den Bereich der Marktgemeinde Eiterfeld bestätigt Bürgermeister Hermann-Josef Scheich (parteiunabhängig) diese Entwicklung: Dass Hausmüll, Gartenabfälle, aber auch Elektrogeräte und Bauschutt die Landschaft verschandelten, nehme zu. Er gehe davon aus, dass Bequemlichkeit und Geiz die Hauptbeweggründe seien.

Denn für Erdaushub und Bauschutt brauche man in den Deponien inzwischen Gutachten über die Materialzusammensetzung. Die Rückgabe von größeren Elektrogeräten sei in den kommunalen Wertstoffhöfen nicht möglich, die Rücknahme im Handel laufe nicht optimal – und einen Abholtermin über einen Anbieter wie „Grümel“ zu vereinbaren, sei anscheinend manchen zu umständlich.

Alte Autoreifen und Sperrmüll landet in Haunetal in der Natur

Ähnliche Beobachtungen macht auch Annika Siebert vom Ordnungsamt der Marktgemeinde Haunetal: „Die Verstöße gegen das Kreislaufwirtschaftsgesetz nehmen zu.“ Vor allem alte Autoreifen und Sperrmüll würden gefunden – und das sei um so unverständlicher, weil die Sperrmüll- und Elektroschrottsammlung beim Abfallwirtschaftszweckverband des Landkreises Hersfeld-Rotenburg kostenlos sei und das Material vor der Haustür abhole.

Bei jeder gesetzeswidrigen Entsorgung erstatte man Anzeige – und ein Bußgeld könne bis zu 2500 Euro betragen ergänzt sie und verweist auf einen kürzlich erfolgreich geahndeten Fall

Becher und Corona-Masken: Dieser Müll verschmutzt die Natur im Hünfelder Land

Das Team des gemeindlichen Bauhofs strenge sich an, den illegal gelagerten Müll schnellstmöglich zu entfernen, um zu verhindern, dass schlechte Beispiele Schule machten. So verfährt man auch in der Gemeinde Rasdorf. Für seinen Bereich sieht Bürgermeister Jürgen Hahn (CDU) keine Zunahme beim wilden Müllablagern, auch wenn es immer wieder mal unerfreuliche Funde gebe.

„Ich würde mir wünschen, dass das Bewusstsein zur ordnungsgemäßen Entsorgung weiter steigt und dass auch mal etwas mitgenommen und entsorgt wird, was in der Landschaft herumliegt – auch wenn man es nicht selbst verursacht“, sagt Hahn und nennt Becher oder aktuell Corona-Masken.

Auch für Burghaun sieht man im Rathaus keine Steigerung von illegalen Müllablagerungen im Gemeindegebiet, fasst Bürgermeister Dieter Hornung zusammen. Allerdings gebe es an der B 27 an der Sennhütte und auf Höhe von Rothenkirchen immer wieder mal Altreifen-Funde. Kürzlich habe bei Schlotzau ein Kühlschrank-Veteran am Straßenrand gestanden. Das sei um so unverständlicher, weil solche Geräte kostenlos zu Hause abgeholt würden.

In der Corona-Pandemie: Immer mehr Plastikmüll verschmutzt Wälder und Wiesen

Von einer signifikanten Zunahme wilder Müllablagerungen in der Fläche weiß man im Bereich der Stadt Hünfeld nicht zu berichten. Allerdings verweist Magistratssprecher Helmut Käsmann ebenso wie Eiterfelds Bürgermeister Scheich darauf, dass es gerade an Ausflugs- und Treffpunkten in der Landschaft immer häufiger vorkommt, dass jene, die die Sitzgruppen und provisorischen Hütten nutzen, dort ihre Essens- und Getränkeverpackungen einfach abstellen, anstatt sie am Schluss einzusammeln und wieder mitzunehmen.

Das führe in vielen Fällen dazu, dass das Landschaftsbild stark beeinträchtigt werde und die gesamten Anlagen einen ungepflegten Eindruck machten. Auch Scheich hatte beklagt, dass immer häufiger Pizzakartons, Einwegbecher, Getränkeflaschen und dergleichen in den Grünanlagen und Straßengräben liegen. (Lesen Sie hier: Mülltonnen im Kreis Fulda quellen in Corona-Zeiten über - So reagiert der Abfallverband)

Käsmann garniert diese Verbindung zwischen Corona-Pandemie und Plastikmüll in der Landschaft mit einem etwas galligen Satz: „Nachdem wir das Händewaschen gelernt haben, könnten wir noch lernen, unseren Müll nicht in den Wäldern und Wiesen zu lassen.“

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