Aus Sicht von Goertz-Meissner müssen deshalb die Gesundheitseinrichtungen der Kurorte dringend von dem geplanten Härtefallfonds profitieren. Bund und Länder hatten beschlossen, aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds zwölf Milliarden für Einrichtungen und Betriebe zur Verfügung zu stellen, die kaum Strom und Gas sparen können. Acht Milliarden davon sollen an Kliniken und Pflegeeinrichtungen gehen.
Vor Corona hatten die gut 350 deutschen Heil- und Kurbäder zusammen rund 520.000 Beschäftigte - doch die Zahl sei schon während der Pandemie deutlich geschrumpft, weil der Betrieb zeitweise eingeschränkt werden musste und viele Beschäftigte abwanderten, sagt Goertz-Meissner. Deshalb würden dringend Fachkräfte wie Ärzte und Physiotherapeuten gebraucht - zumal die Rehakliniken zunehmend auch eine wichtige Stütze bei der Versorgung der Long-Covid-Patienten seien, deren Zahl in den kommenden Jahren weiter anwachsen dürfte.
Hinzu kämen die vielen Patienten mit chronischen Erkrankungen aller Altersgruppen, aber auch Menschen, die nach Unfall oder Operation wieder auf die Beine kommen wollen. Rehakliniken seien deshalb „systemrelevant“ und dürften bei den staatlichen Hilfen nicht erneut außen vor bleiben.
Auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund spricht von einer teils dramatischen Situation. Von Bäder-Schließungen betroffen seien vor allem Kommunen und Betreiber, deren Energie-Lieferverträge auslaufen und die neue Verträge zu teils exorbitant gestiegenen Preisen abschließen müssten. Das habe auch negative Auswirkungen etwa für das Schulschwimmen, die Vereine oder auch Programme für Senioren und Seniorinnen. „Deshalb ist es wichtig, dass alle kommunalen Verbrauchsstellen unter den Strom- und Gaspreisdeckel fallen“, so der Verband.
Auch er verlangte, dass betroffene Kommunen und ihre Einrichtungen in die Härtefallregelung und Hilfsprogramme einbezogen werden. „Bis zum Ausbruch des Ukraine-Krieges hatten die Kommunen insgesamt Energiekosten von rund 5 Milliarden Euro im Jahr. Die drohen sich nun zu vervielfachen, alleine das zeigt den enormen Kostendruck auf die Städte und Gemeinden.“
Die Hotellerie ist ebenfalls besorgt über die Lage - zumal die Betriebe selbst mit hohen Kosten zu kämpfen haben, wie Tobias Warnecke, Geschäftsführer des Hotelverbandes Deutschland, deutlich macht. Derzeit arbeitete man intensiv an Lösungen, um die kalten Monate wirtschaftlich zu überstehen, etwa mit umfassenden Investitionen in Energiesparmaßnahmen. „Das allein wird aber nicht ausreichen, um die gigantisch gestiegenen Energiekosten zu kompensieren“, sagt Warnecke.
Erschwerend kämen die immer höheren Einkaufspreise bei Lebensmitteln und steigende Personalkosten hinzu. Eine aktuelle Dehoga-Umfrage zeige, dass sich ohne Entlastung 18,5 Prozent der Betriebe zur Aufgabe gezwungen sähen. Die Politik müsse daher jetzt liefern und Energiesicherheit für den Winter gewährleisten. „Es wäre völlig inakzeptabel, wenn einzelne Betriebe oder ganze Branchen in den Winterschlaf geschickt werden müssten“, so Warnecke. (dpa)