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Vom Offizier zum Widerständler: Mackenzell gedenkt Wilm Hosenfeld

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Von: Harry Wagner

Wilm Hosenfeld
Vom Lehrer zum Offizier zum Widerständler: Wilm Hosenfeld. © ZDF

Vor 70 Jahren ist der berühmteste Sohn Mackenzells gestorben: Wilm Hosenfeld. Seine Geschichte als Wehrmachts-Offizier, der im Zweiten Weltkrieg polnische Bürger – darunter mehrere Juden – vor dem Tod rettete, wurde auch zum Stoff für einen Hollywood-Film.

Mackenzell - Hünfelds Erster Stadtrat Stefan Schubert legte am Samstag im Anschluss an die Abendmesse gegen 19.30 Uhr gemeinsam mit dem örtlichen Heimat- und Kulturverein ein Blumenbuket zum Gedenken am Wilm-Hosenfeld-Haus nieder. Dort wurde Hosenfeld 1895 geboren, am 13. August 1952 starb er in russischer Gefangenschaft in Stalingrad.

Zahlreiche posthume Auszeichnungen – etwa der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, wo er als „Gerechter unter den Völkern“ bezeichnet wird – würdigten Hosenfelds Taten, der unter dem Eindruck der deutschen Kriegsverbrechen in Polen seine Stellung als dort stationierter Offizier nutzte, um Juden wie auch Nichtjuden vor dem Nazi-Terror zu schützen.

Hünfeld: 70. Todestag von Wilm Hosenfeld - Mackenzell gedenkt Nazi-Widerständler

Die Rettung des Pianisten Wladyslaw Szpilman in den letzten Tagen der Warschauer Besatzung inspirierte den Regisseur Roman Polanski zum oscargekrönten Film „Der Pianist“, der dazu beitrug, die Geschichte Wilm Hosenfelds einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Hosenfeld hatte Szpilman auf dem Dachboden eines Hauses versteckt und ihn mit Lebensmitteln versorgt. Andere rettete er vor der Hinrichtung, indem er sie etwa in seinem Wagen in Sicherheit brachte.

Zu einem überzeugten Gegner Hitlers und seiner Ideologie wurde Wilm Hosenfeld aber erst im Lauf der Jahre. Als junger Mann war er für die Volksgemeinschaftsidee der Nazi durchaus noch empfänglich, trat 1933 in die SA und kurz darauf in die NSDAP ein. Zudem war er Mitglied im NS-Lehrerbund – Wilm Hosenfeld übte denselben Beruf wie sein Vater aus, war als Dorfschullehrer auch in Thalau (Landkreis Fulda) tätig.

Dass Hitler die Welt in einen Krieg stürzen wollte schien Wilm Hosenfeld zunächst nicht bewusst zu sein. „Das war eine Schwäche von ihm: Mein Vater war gutgläubig und optimistisch. Er ist in die NSDAP eingetreten, um seine Familie abzusichern. Denn nachdem er die Theorien des Nazi-Ideologen Alfred Rosenberg öffentlich abgewertet hatte, hatte man ihm die Lehrbefugnis für den Fortbildungsunterricht entzogen“, sagte sein Sohn Detlev vor einigen Jahren in einem Interview.

Das Leid der Juden, die Menschenverachtung der Nazis änderten seine Meinung. Während seines Aufenthalts in Warschau schrieb Hosenfeld Tagebücher und Briefe an seine Frau Annemarie, in denen er sich kritisch mit dieser Schreckensherrschaft auseinandersetzte und die Grauen des Krieges schilderte. (Lesen Sie auch: „Wandel der Erinnerungskultur“: Stolpersteine für Dreiturm-Gründerfamilie Wolf)

Vom Offizier zum Widerständler: Hosenfelds Geschichte in „Der Pianist“ verfilmt

1945 geriet Wilm Hosenfeld in russische Gefangenschaft. Man weigerte sich trotz der Fürsprache von ihm Geretteter, ihn zu entlassen. Stattdessen erlitt er Folter und Isolationshaft, ehe er nach sieben Jahren, gezeichnet von mehreren Schlaganfällen, starb.

In Erinnerung bleibt ein Satz aus einem von Hosenfelds Briefen: „Der Freiheitstrieb ist jedem Menschen und jedem Volk angeboren und wird auf Dauer nicht unterdrückt werden können.“

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