Ein erster Alarm war in Hünfeld kurz nach dem Flutunglück eingegangen, berichtet Alexander Wiegand. Doch der zunächst alarmierte Bergungstrupp wurde am Ende nicht angefordert. Ernst wurde es dann bei der Anfrage für die Verpflegungsspezialisten (Fachgruppe Logistik-Verpflegung). Das Team war im Bereitschaftsraum am Nürburgring im Einsatz. Dort stellten sie für mehrere tausend Helfer von THW und anderen Organisationen sicher, dass Hunger und Durst gestillt werden konnten. (Lesen Sie hier: Neue Medaille für Fluthelfer - Hessen will 1200 Einsatzkräfte auszeichnen)
Neben den Versorgern waren auch die Baufachberater im Einsatz. Einer von ihnen ist Oliver Renz. Mit seinen Kollegen richtet er sein Augenmerk auf die Gebäudesicherheit: Die Teams prüfen, ob Häuser einsturzgefährdet sind und unterstützen die örtlichen Bauämter, indem sie beispielsweise mit dem „Einsatzstellen-Sicherungssystem“ millimetergenau überwachbare Markierungen an beschädigten Gebäuden anbringen und so für Sicherheit von Helfern Hausbesitzern und Räumenden sorgen.
Das handfeste Anpacken, das Helfen in erkennbarer, geradezu allgegenwärtiger Not sei eine große Motivation für alle im Einsatz, sind sich die THW-Leute aus Hessen einig. Das helfe auch dabei, die belastenden, verstörenden Eindrücke zu bewältigen. „Die Bilder, die sich uns boten, haben wirklich den Eindruck vermittelt, man sei in einem Kriegsgebiet“, sagt Oliver Renz.
Die umfassende Zerstörung und die große Ausdehnung des Katastrophengebiets seien sehr bedrückend – aber auch eine Motivation für die Helfer. Diese Situation will auch seelisch verkraftet sein. „Dazu ist das Gespräch mit den Kollegen ganz wichtig“, sagt Alexander Wiegand. Zudem biete das THW aber auch eine Art Telefonseelsorge an: Das „Einsatz-Nachsorge-Team“ steht rund um die Uhr für telefonische Gespräche zur Verfügung.
Im Zurückschauen wird deutlich, was es heißt, dass hier nicht nur Häuser und Brücken von einer Flutwelle unvorstellbaren Ausmaßes zerstört wurden, sondern die ganze Infrastruktur vom Straßen- und Bahnnetz über die Strom- und Wasserversorgung bis zu den Abwasseranlagen flächendeckend weggerissen wurde: Der Wiederaufbau wird Monate, ja Jahre in Anspruch nehmen.
In der Regel waren die THW-Helfer für eine oder mehrere Wochen im Einsatzgebiet aktiv, erläutert Wiegand. Inzwischen würden die Einsatzzeiten längerfristig geplant. Er selbst wolle im November noch einmal dabei sein. Die Helfer sind sich bewusst, dass solche Aktionen nur möglich sind, weil sich genügend Arbeitgeber finden, die ihre im THW engagierten Mitarbeitenden freistellen. „Wir wissen diese Unterstützung und das Miteinander sehr zu schätzen“, sagt Wiegand. Ganz unmittelbare Dankbarkeit erlebt das THW-Team im Katastrophengebiet: Im Kontakt mit den Betroffenen werde immer wieder deutlich, wie sehr die Arbeit gewürdigt werde. Übrigens: Wer mithelfen möchte, ist beim THW herzlich willkommen.