Während des Forst-Praktikums traf Kratofil viele nette Menschen, die zu der Entscheidung, Forstwirtschaft zu studieren, maßgeblich beigetragen haben. Zum Studieren ging es an die Fachhochschule Erfurt. Es folgte der einjährige Vorbereitungsdienst für den gehobenen Forstdienst und der Jagdschein, denn jeder Förster ist auch gleichzeitig Jäger.
Das Studium dauert sieben Semester und war praxisnah strukturiert. Ein bis zwei Mal in der Woche ging es für die Studenten in den Wald. Dort wurden Übungen gemacht, unter anderem Holzvermessungen. „Wenn ich draußen im Wald bin, entscheide ich, welcher Baum jetzt gefällt wird, damit ein anderer besser gefördert werden kann.“
Bei den unterschiedlichen Baumarten gibt es verschiedene Kriterien zu beachten. „Wir haben eine komplette Inventur vom Wald gemacht. Das nennt sich Forsteinrichtung.“ Alle 10 Jahre muss ein Forstbetrieb dies durchführen. „Dabei wird der Wald vermessen: Wie viel Vorratsfestmeter liefert der Wald? Wie viel Holz wächst auf einem Hektar und wie viel soll entnommen werden, damit der Wald nachhaltig ist?“, so Kratofil. Darüber hinaus müssen sich die Waldschützer mit Pflanzen auskennen und Knospen-, Blümchen-, und Käferscheine machen. (Lesen Sie auch: Hirsch liegt angeschossen im Wald - Wurde Tier Opfer eines Wilderers?)
„Nach meinem Anwärterjahr habe ich im Forstamt Wettenberg in Mittelhessen gearbeitet. Dort habe ich die Produktionsleitung übernommen. Dabei geht es um Holzverkauf, Verträge mit den Sägewerken schließen und die Koordination übernehmen, wenn die Reviere Holz produzieren.“ Für die Ausbildung in Hessen hat sich Kratofil bewusst entschieden: „Hessen hat einen guten Ruf, die Ausbildungszahlen in Bayern sind viel höher. Wir waren in Hessen ein sehr kleiner Jahrgang und profitierten von einem guten Zusammenhalt.“ Doch sie wollte zurück nach Osthessen, denn dort hat sie ihre Ausbildung gemacht.
Die Stelle im Forstamt Burghaun war ausgeschrieben, darauf hat sich die junge Frau direkt beworben. Mit der Übernahme ist Kratofil nun für 1800 Hektar zuständig. „Ich habe von meinem Vorgänger ein gepflegtes Revier übernommen, das ich so weiterführen möchte.“ In ihrem Revier gibt es aktuell nicht viele Kulturflächen wie in anderen Revieren. Saisonbedingt fallen unterschiedliche Arbeiten an. Aktuell ist Hauptarbeitszeit, der Holzeinschlag wird vorbereitet. „Wir versuchen so bodenschonend wie möglich zu arbeiten. Es sieht oft schlimmer aus, als es ist“, beschwichtigt Kratofil mit Blick auf tiefe Furchen, die große Waldmaschinen hinterlassen.
Im Blick hat Kratofil dabei die Waldentwicklungsziele, die von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt vorgegeben werden. Dort können sich auch Privatwaldbesitzer informieren – Fragen über geeignete Baumarten und den zur Verfügung stehenden Wasserstand werden dort geklärt – und bekommen die errechnete Klimauswirkung aufgezeigt. Große Themen in der Forstwirtschaft sind die Waldbrandgefahr und das Wasserrückhalten im Wald. „Wir beschäftigen uns damit, wie das Wasser im Wald gehalten werden kann, damit es im Boden bleibt. Immer mehr Wasserrückhaltung durch Teiche am Wegesrand werden realisiert.“ Dabei arbeiten die Forstämter mit den Feuerwehren zusammen und überlegen, wo in Zukunft weitere Wasserentnahmestellen installiert werden. (von Alisa Kim Göbel)