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Der „ausgebremste“ Schaude: Nach dem 11.11. begann für Heidemarie Hinckel die Zwangspause

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Von: Harry Wagner

Soeben inthronisiert: Gallabernschaude Heidemarie Hinckel am 11. November im Lokschuppen.
Soeben inthronisiert: Gallabernschaude Heidemarie Hinckel am 11. November im Lokschuppen. © Harry Wagner

Ein Vierteljahr ist es her, dass Heidemarie Hinckel zum Hünfelder Gaalbernschaude ernannt wurde. Am „Elftenelften“ herrschte Hoffnung für die Fastnachtssession 2021/22. Inzwischen ist die Lage so, dass Heidemarie Hinckel als „Obernärrin“ weitgehend arbeitslos bleibt. Wie geht es ihr damit?

Hünfeld - „Ausgebremst – das beschreibt es ganz gut“, sagt Heidemarie Hinckel. Die Inthronisierung im Hünfelder Lokschuppen konnte vergangenen Herbst noch gefeiert werden, anschließend zog die Corona-Pandemie den Karnevalisten den Stecker. „Seitdem hat es für mich keinen einzigen Termin mehr gegeben“, erklärt der Hünfelder Gaalbernschaude, der damit weitgehend das Schicksal seines Vorgängers Dr. mult. Christoph Raschka teilen muss.

Ob die gebürtige Pfälzerin ebenfalls eine zweite Schauden-Saison bekommen wird? Sie weiß es noch nicht, die Hünfelder Karnevalsgesellschaft HKG hat sich noch nicht geäußert. An ihr wird es nicht liegen: „Ich hoffe, dass ich noch ein Jahr bleiben darf“, sagt Heidemarie Hinckel, „ich hatte die beste Motivation und auch eine wahnsinnig positive Resonanz erfahren, nachdem klar war, dass ich das Amt übernehme.“

Hünfeld: Der „ausgebremste“ Schaude - Zwangspause für Heidemarie Hinckel

Viel hat sie darüber nachgedacht, in welcher Form sich eine Fastnachtssession, die keine ist, trotzdem irgendwie retten lässt. So waren beispielsweise zunächst kleine Auftritte in Seniorenheimen angedacht, doch auch das scheiterte coronabedingt. (Lesen Sie hier: Keine Fastnacht in Hünfeld - Bürgermeister Tschesnok teilt Absage mit)

Inzwischen hat die amtierende Gaalbernschaudin eine standesgemäße Rede geschrieben, die allerdings einem großen Publikum in dieser Session nicht mehr zu Gehör kommen wird. „Vielleicht werde ich die am Rosenmontag meinen Kollegen vortragen“, sagt Heidemarie Hinckel, die im städtischen Bauamt beschäftigt ist. Der Tag der Tage für die Karnevalisten könnte diesmal sein wie jeder andere Montag auch. „Ich werde auf jeden Fall an die Arbeit gehen“, bekräftigt der Gaalbernschaude seine Zwangspause.

Was bleibt eigentlich an Fastnachtsfeeling? Konserven von närrischen Veranstaltungen früherer Jahre, wie sie derzeit in den dritten Fernsehprogrammen laufen, will Hinckel nicht sehen.

Auf eine „Corona-Version“ des Klassikers „Mainz bleibt Mainz“, wie sie 2021 produziert wurde, würde sie sich hingegen sehr freuen – allein schon, weil sie etwa 30 Kilometer von der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt entfernt aufwuchs: „Fraa Babbisch und Fraa Struwwelich, damit hatten wir schon als Kinder unsere Freude. Das ist ein Stück Heimat“. Nach derzeitiger Informationslage ist beim ZDF eine aktuelle Ausgabe der Kult-Sendung in Planung.

Video: Fastnacht in Fulda trotz Corona - diese Wünsche gibt es

Karneval ist und bleibt für Heidemarie Hinckel zuvorderst ein Spaß für den Saal und für die Straße: „Es macht keine Laune, Fastnacht vor dem Tablet mit Youtube-Beiträgen zu feiern.“ Man müsse sich treffen können, und sie hofft inständig darauf, dass die Menschen nach dem Ende der Pandemie wieder aus der Lethargie herausfinden und Spaß am gemütlichen Zusammensein haben.

„Man hat sich daran gewöhnt, es sich daheim nett einzurichten. Viele scheinen es auch gar nicht mehr schlimm zu finden, nur noch Kontakte per WhatsApp zu haben. Es ist leider sehr vieles eingeschlafen.“

Eines ist allerdings klar: Im Sommer wird es für einen Gaalbernschauden nichts zu tun geben. Überlegungen der rheinischen Karnevals-Hochburgen, in der warmen Jahreszeit nachzufeiern, erteilt HKG-Pressewart Frank Martini für Hünfeld eine Absage. Trotzdem sollen wenigstens noch in dieser Saison wenigstens diejenigen, die bereits viel Arbeit und Schweiß investiert haben – die Gardemädchen und ihre Trainerinnen – die bereits gedruckten Orden überreicht bekommen. Die HKG überlegt sich derzeit einen für diesen Anlass passenden Rahmen.

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