1. Fuldaer Zeitung
  2. Hünfelder Land

Gefeierter Roman spielt in Rasdorf: Autorenlesung in Hünfelder Stadtbibliothek

Erstellt:

Von: Alisa Kim Göbel

Lesung
60 Besucher lauschten der Autorin, als sie die Ankunft der „Dorfschullehrerin“ Helene beschrieb. © Alisa Kim Göbel

Bei Kerzenschein und gemütliche Atmosphäre in der Bibliothek mit einem schönen Ausblick auf die Haunewiesen versetze Eva Völler das Publikum in ein fiktives Hünfeld im Jahr 1961. Zudem stand sie Rede und Antwort zu ihrem Werdegang als Autorin.

Hünfeld - „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so sah“ – unter diesem Motto eröffnete Gabriele Schabel, erste Vorsitzende des Fördervereins der Stadtbibliothek Hünfeld, den Abend mit Autorin Eva Völler. Damit meinte Schabel die Künzellerin – die eigentlich aus dem Ruhrpott stammt, aber seit langem schon in Künzell lebt.

Die 66-Jährige las aus ihrem Roman „Dorfschullehrerin“ und der Ruhrpott-Saga vor. Es wird immer wieder wild spekuliert, wo sich der Rhön-Roman nahe der ehemaligen Deutsch-Deutschen Grenze abspielt. „Ich verrate das Geheimnis: die Geschichte spielt inRasdorf. Allerdings habe ich einiges dazugedichtet, damit es nicht eindeutig ist.“

Hünfeld: Autorenlesung mit Eva Völler in Stadtbibliothek

Auch die Figuren seien fiktiv. Auf Schabels Frage hin, ob sich Völler in einigen der Figuren wiederfindet, antwortete sie: „Man versetzt sich in seine Figuren rein und vielleicht spiegeln sich auch eigene Handlungszüge in ihnen wieder. Aber mir persönlich würde nichts ferner liegen, als Lehrerin zu werden.“

Die Künzellerin war, bevor sie „Vollzeit-Autorin“ wurde, Rechtsanwältin und Richterin. „Ich habe das bestimmt über zehn Jahre parallel gemacht, bis ich mich damit selbstständig machte. Es war jahrelang mein Hobby, das muss man gut abwägen, ob man seinen Lebensunterhalt damit bestreiten kann.“

Doch sie kann. Die prämierte Autorin hat zahlreiche Romane geschrieben, großteils unter Pseudonymen. Als Sibylle Keller schrieb sie Reiseromane, als Charlotte Thomas und Francesca Santini gefeierte historische Romane, als Anne Sievers schrieb sie Thriller. Der Grund: „Ich habe keine gespaltene Persönlichkeit, sondern wollte einfach nicht, dass ständig unter meinem Namen Werke erscheinen.“ Die dreiteilige Ruhrpott-Saga und die Dorfschullehrerin-Reihe, die alle innerhalb von drei Jahren erschienen sind, erschienen unter Eva Völler.

„Die Ruhrpott-Saga war ein Herzensprojekt, das ich zehn Jahre mit mir herumgetragen habe. Ich musste jedoch vorher unzähligen anderen Projekten und Verpflichtungen gegenüber dem Verlag nachkommen, so dass sich die Reihe immer wieder nach hinten verschoben hat“, erklärte Völler. Sie stamme aus einer Bergmannfamilie – „Das steckt in dem gesamten Setting des Buches drinnen. Vielleicht hat sich dieses Gefühl auch dem Leser offenbart“, so Völler.

Auf Nachfrage von Schabel, wie sie mit Schreibblockaden umgehe, antwortete die Autorin ganz professionell: „Ich habe keine. Für meine Bücher muss ich vorher eine umfassende Recherche machen und dem Verlag eine genaue Handlungsfassung vorlegen – da weiß ich schon genau, was ich schreiben muss.“

Ihrer Ansicht nach stellen sich viele Menschen das Leben als Autor glamourös und romantisch vor. „Aber das ist es nicht. Als hauptberufliche Autorin investiere ich viel Zeit in die Planung – ich tippe nicht einfach darauf los, wenn die Inspiration kommt oder lasse mich treiben. Das kann ich mir nicht leisten.“

Dennoch behauptet sie, in ihrer Laufbahn alles erreicht zu haben, was sie sich vorgenommen hat. Die nächste Herausforderung, der sich Völler in diesem Jahr noch stellt, ist die Herausgabe eines Krimis. Viele ihrer Fans hoffen, dass dort ihre vorherige Arbeit als Juristin zum Tragen kommt. „Ob es gut bei den Lesern ankommt? Ich hoffe es, denn das ist für mich ein neues Genre“, so die Autorin.

Dann schließlich las die Künzellerin aus ihren Büchern vor. Bei Kerzenschein und gemütliche Atmosphäre in der Bibliothek mit einem schönen Ausblick auf die Haunewiesen versetze die Schreiberin das Publikum in ein fiktives Hünfeld im Jahr 1961. Die Dorfschullehrerin Helene floh aus der DDR und musste ihre Tochter Marie dort zurücklassen.

Helene landet im dichtem Schneegestöber kurz vor Rasdorf. Ein Arzt sammelte die junge Frau auf ihrem Weg ein. Dort angekommen, assistierte sie dem Arzt bei einer Geburt – und lernt dort gleich ihre neuen Schüler kennen. Eine Geschichte aus mehreren Perspektiven erzählt, schildert eine spannende Geschichte mit Sätzen auf Rhöner Platt an der Grenze voller Hoffnung, Liebe und Sehnsucht.

Mit dem Kulturpreis der Stadt Hünfeld ist Elisabeth Sternberg-Siebert (85) aus Burghaun ausgezeichnet worden.

Auch interessant