Geklaut statt getauscht: 120 Exemplare aus Bücherschrank geplündert

Bianca Weber ist enttäuscht – von Menschen, die eine gemeinnützige Einrichtung für ihre Zwecke und ihr Portemonnaie missbraucht haben.
Hünfeld - Die Quartiersmanagerin im Stadtteil Nord/Ost (Hünfelder Land) musste am Dienstag (4. Oktober) feststellen, dass der öffentlich jederzeit zugängliche Bücherschrank in der Appelsbergstraße ausgeräubert worden war. Eigentlich gilt das Prinzip: Jemand holt sich ein Buch, das ihn interessiert, und kann gerne dafür im Gegenzug eines in den Schrank stellen. Eigentlich ganz einfach.
Hünfeld: Bücherschrank geplündert - 120 Exemplare geklaut
Doch aus dem Prinzip „Tauschen“ wurde irgendwann in der Nacht zum Dienstag das Prinzip „Klauen“. Bianca Weber hat Anzeige bei der Polizei erstattet, denn der oder die unbekannten Missetäter haben den Schrank regelrecht ausgeräumt und sich rund 120 Büchern bemächtigt.
Da kaum davon auszugehen ist, dass sie sich nach und nach der Lektüre dieser Exemplare widmen werden, steht der Verdacht im Raum, dass die Bücher schlicht und ergreifend zum Weiterverkauf angeboten werden. „Auf Bücherbasaren, auf dem Flohmarkt oder auf Ebay – es gibt ja genügend Möglichkeiten. Selbst, wenn man nur einen Euro pro Buch erzielt, ist ja schon etwas gewonnen“, sagt Bianca Weber.
Besonders ärgerlich sei die Tatsache, dass bei dem unfreundlichen nächtlichen Akt sämtliche Kinder- und Jugendbücher sowie Bilderbücher verschwunden seien. Die Stadtteilmanagerin will den Bücherschrank nun mit Exemplaren, die noch auf Lager sind, wieder füllen. Aber gerade das Angebot für die junge Leserschaft ist vorläufig verloren. Bianca Weber lässt sich jedoch nicht entmutigen. In jedem Fall soll der Bücherschrank weiterhin in der bisherigen Form existieren: „Es ist ja gerade der Sinn und Zweck, dass wir hier ein niederschwelliges Angebot haben.“
Erst im Juni war der Bücherschrank aufgestellt worden, den Auszubildende der Konrad-Zuse-Schule gebaut hatten. „Zunächst hatte ich Bedenken, dass es vielleicht Probleme mit Vandalismus geben könnte. Aber mit so etwas habe ich nicht gerechnet“, ärgert sich Weber.
Neu hingegen ist ein solches Problem nicht, wie die Erinnerung an die Bücherzelle auf dem Fuldaer Uniplatz zeigt. Diese wurde vor einigen Jahren regelmäßig geplündert. Die Polizei hatte dieses Vorgehen damals als Diebstahl gewertet, weil „die Bücher keine herrenlosen Gegenstände sind“.