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Ein Treffpunkt mit vielen Namen: In der Chickeria kamen Sportsfreunde und Feierwütige zusammen

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Von: Celina Lorei

Die Ruhe vor dem Sturm: In gemütlichem Flair kamen Menschen aus der Umgebung zusammen.
Die Ruhe vor dem Sturm: In gemütlichem Flair kamen Menschen aus der Umgebung zusammen. © Thorsten Blum

Zum Löwen, Schlumpf oder Chickeria – das rote Haus an der Ecke Hauptstraße/Töpferstraße in der Hünfelder Innenstadt hat schon mehrere Namen getragen – und für unvergessliche Partynächte gesorgt.

Hünfeld - Erstmals eröffnet wurde die Kneipe im Laufe der 60er-Jahre von der Familie Wuscher – und trug den Namen „Zum Löwen“. Der Schriftzug ist noch heute seitlich vom Gebäude zu lesen. Jahre später übernahm die hiesige Familie Saar die Kneipe an der Ecke und machte daraus eine Eintracht-Fan-Kneipe.

Hünfeld: In der Chickeria kamen Sportsfreunde und Feierwütige zusammen

Christian Laufer betrieb den Laden unter dem Namen „Schlumpf“ in den 90er Jahren. „Das war ursprünglich nur eine Übergangslösung. So waren wir auch nur ein Jahr drin“, erklärt er. Der Name „Schlumpf“ entstamme einer Schnapsidee. „Im wahrsten Sinne des Wortes“, erinnert er sich schmunzelnd und ergänzt: „Wir hatten die Räume schlumpfmäßig eingerichtet.“

Heute ist das rote Haus in der Hünfelder Innenstadt den meisten Menschen als „Chickeria“ in Erinnerung. Diesen Namen hat der damalige Pächter Thorsten Blum aus München mitgebracht. „Dort gab es einen Laden, der Schickeria hieß“, erzählt er. Der Name habe ihm gefallen. „Also habe ich nur das S weggelassen.“ Im Januar 2002 wurde schließlich Eröffnung gefeiert. Seit dem war die Chickeria Anlaufstelle für viele Menschen aus Hünfeld und der nahen Umgebung. „Auf einer großen Leinwand haben wir alle zusammen Fußball geschaut. Das waren tolle Abende. Teilweise war es so voll, dass die Menschen alle zusammen auf dem Fußboden saßen“, erinnert sich der heute 51-Jährige.

Abends war die Chickeria immer gut besucht.
Abends war die Chickeria immer gut besucht. © Mirko Heiß

An zwei Abende kann sich der Hünfelder noch genau erinnern: Die deutsche Nationalmannschaft spielte gegen die Türkei. In der „Chicka“ hatten sich sowohl deutsche als auch türkische Fußballanhänger versammelt. „Klar wurde sich etwas aufgezogen, aber letztendlich haben wir in Gemeinschaft dieses Spiel geschaut.“ Als die Nationalelf 2002 im WM-Finale gegen Brasilien spielte – und 0:2 verlor – erhitzte sich die Stimmung unter den Fußball-Fans so, dass Bengalos gezündet wurden.

Am Wochenende wurden meist Partys gefeiert. „Teilweise haben wir alle die Nacht durchgemacht und bis in die Morgenstunden gefeiert“, blickt Blum zurück. Mal war er selbst für die Musik zuständig, oftmals seine Gäste. Nicht selten lief krachende House- und Techno-Musik, selbst von heimischen Künstlern wie den „M&Ms“ aus Burghaun. Aber auch Rock- und Partymusik kam bei den Gästen gut an.

Alle haben sich selbst bedient und schwelgten in Erinnerungen. Es war immer legendär.

Thorsten Blum, Pächter

Über die Zeit entwickelte sich die Chickeria zudem zu einer inoffiziellen Kneipe des Hünfelder SV. „Oft kamen die Jungs nach dem Training und den Spielen noch auf ein Bierchen vorbei. Auch Aufstiege der Hünfelder Fußballer und Handballer wurden dort gefeiert“, erzählt Blum.

Im Januar 2013 schloss er schließlich seinen Hünfelder Laden. Zu dem Zeitpunkt betrieb er bereits das Hilderser Café Kult. „Es war irgendwann einfach zu viel. Ich hatte sieben Tage die Woche auf und stand meist selbst hinterm Tresen“, erklärt er. Doch ein letztes Mal noch wurde gemeinsam mit allen Stammgästen gefeiert. „Alle haben sich selbst bedient und schwelgten in Erinnerungen. Es war immer legendär“, so Blum.

Im Anschluss standen die Räume vorübergehend leer – bis im Sommer 2015 das Trio Mirko Heiß, Christian Sippel und Florian Steinbüchel den Laden übernahm. Weiterhin war die Chickeria ein beliebter Anlaufpunkt für Fußball-Freunde und gesellige Menschen aus dem Umland. Doch mit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 und dem ersten Lockdown neigte sich die Geschichte der Hünfelder Chickeria ihrem Ende. Seit dem Sommer 2020 stehen die Räumlichkeiten nun leer. Lediglich ein altes Plakat erinnert an die ausgelassene Zeiten.

Die Chickeria ist nicht das einzige Feier-Lokal mit einer langen Geschichte: Auch sie Besitzer von PopCorn, Kornhaus und Z1 plaudern aus dem Hünfelder Club-Nähkästchen.

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