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192 Bewohner in den Asylbewerberheimen im Altkreis Hünfeld - „Sie ängstigen sich vor Corona“

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Von: Harry Wagner

Die Asylunterkunft Grottenhof in Hünfeld.
Der Hünfelder Grottenhof, eine von fünf Sammelunterkünften für Asylbewerber im Altkreis Hünfeld. © Sabrina Mehler

Noch fünf Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge und Asylbewerber werden im Altkreis Hünfeld betrieben. Wir wollten wissen: Wie stark besetzt sind die Einrichtungen derzeit? Und welchen Einfluss haben die coronabedingten Einschränkungen auf den Alltagsbetrieb? 

Hünfeld - Drei Sammelunterkünfte existieren in der Konrad-Zuse-Stadt – Grottenhof, Jägerhof und Ziegelei –, eine in Burghaun (Städeweg) und eine im Eiterfelder Ortsteil Leimbach. Das Deutsche Rote Kreuz ist jeweils der Träger. Die Heime in Mackenzell (Schloss), Burghaun (Schmiede) und Grüsselbach (Felsenkeller) sind aufgrund der sinkenden Flüchtlingszahlen ab 2018 sukzessive geschlossen worden, zum Teil wurden die Bewohner auf die anderen Einrichtungen verteilt. Die Mietverträge der Unterkünfte haben noch eine Laufzeit zwischen ein bis drei Jahren – alle mit Option zur Verlängerung.

Insgesamt 192 Bewohner leben derzeit auf diese fünf Gemeinschaftsunterkünfte im Altkreis Hünfeld verteilt, die allesamt noch im „Vollbetrieb“ laufen, wie der Landkreis Fulda auf Anfrage mitteilt. Nahezu die Hälfte, 91 Personen, seien inzwischen nach einem positiv abgeschlossenen Asylverfahren im Besitz einer Aufenthaltserlaubnis. Das Gros der Bewohner stammt aus Somalia, Eritrea und Afghanistan.

Sars-CoV-2-Verdacht nach Fahrgemeinschaft

Doch wie kommen die Flüchtlingsheime durch die Corona-Pandemie? Wie lassen sich Abstands- und Hygieneregelungen in Gemeinschaftsunterkünften verwirklichen? „Dem Landkreis sind keine gröberen Verstöße bekannt oder angezeigt worden“, betont Lisa Laibach von der Pressestelle des Landkreises. Durch die mehrfache Übersendung von Informationsmaterialien und Flyern in verschiedenen Sprachen seien die Unterkunftsbetreiber sowie die Sozialbetreuung vor Ort über die Schutzvorschriften informiert und aufgefordert worden, diese entsprechend an die Bewohner zu kommunizieren.

Deren Verhalten lobt Roland Sauer. Der Hausmeister der Einrichtung Grottenhof hat beobachtet, „dass die Flüchtlinge die coronabedingten Auflagen sehr engagiert befolgen. Auch sie ängstigen sich davor, krank zu werden.“ Drei Bewohner mussten sich in Quarantäne begeben, nachdem der Fahrer ihrer Fahrgemeinschaft auf dem Weg zur Arbeit bei Amazon in Bad Hersfeld positiv aus Sars-CoV-2 getestet worden war. „Was unsere Leute betrifft, sind sie bisher zweimal getestet worden, beide Male mit einem negativen Ergebnis.“ Nun wurden allerdings vier weitere Personen positiv auf das Coronavirus getestet. Damit steigt die Zahl der Corona-Infizierten in Hünfeld.

Wegen Corona-Regelungen: Smalltalk bleibt auf der Strecke

Weil gerade Gemeinschaftsunterkünfte in Bezug auf die Infektionsgefahr stark risikobehaftet sind, stellt sich die Frage, ob man nicht die Einrichtung der Zimmer so modifizieren kann, dass der nötige Abstand gewahrt bleibt. „Das ist schwierig“, sagt Roland Sauer, „aber in Sachen Hygiene wird alles getan. Der Landkreis hat uns mit Mund-Nasen-Schutz ausgestattet. Wir haben antibakterielle Seifen, Desinfektion für die Hände, Flächendesinfektionsmitttel. Aber wir müssen im Moment natürlich auch Räumlichkeiten zurückhalten für den Fall, dass es Quarantänen geben muss.“

Der gewöhnliche Smalltalk zwischen Bewohnern und Betreibern muss ausfallen, man unterhält sich auf Distanz von Zimmer zu Flur. „Wir sind dazu angehalten, diese Dinge zu beschränken. Nicht auszudenken, wenn wir krank ausfallen sollten“, betont Sauer.

Verbleib in Sammelunterkünften oft alternativlos

Der Kreis betont derweil die enge Zusammenarbeit seines Fachdienstes Zuwanderung mit dem DRK als Träger. Zudem existierten gute Ehrenamtsstrukturen durch Anlaufstellen für die Asylbewerber oder beispielsweise dem Netzwerk gegen Gewalt. Auch die Zusammenarbeit mit den ansässigen Bildungseinrichtungen wie Schulen und Kindergärten sei vorbildhaft.

Woran es allerdings konkret zu haken scheint, ist die Vermittlung von Wohnungen an anerkannte Asylbewerber, um die sich oft ehrenamtliche soziale Betreuer bemühen. „Die Bereitschaft, zu vermieten, ist nicht immer vorhanden“, weiß Sauer. So müssen viele Geflüchtete länger als nötig in den Sammelunterkünften bleiben.

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