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Anhaltende Hitze und Dürre: Verdunstung setzt Praforst-Teichen zu - Wassertemperatur bei 23 Grad

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Von: Harry Wagner

Praforst-Teiche mit Ludwig Sobotta
Der Aqua Whirl im Hintergrund blubbert für gewöhnlich nur nachts. Ludwig Sobotta vom Sportfischerverein Praforst hatte ihn zu Demonstrationszwecken gestern Vormittag eine Zeitlang angestellt. © Harry Wagner

Der trockene Sommer setzt auch den Fischteichen in der Praforst zu. Belüftungsmaschinen sollen dabei helfen, den biologischen Zustand der Gewässer intakt zu halten. 

Hünfeld - In jeweils einem der vier Teiche ist entweder ein Aqua Whirl oder ein Schaufelradbelüfter installiert worden. Die Stadt Hünfeld hat die strombetriebenen Aggregate im Rahmen der Vereinsförderung bezuschusst, der Sportfischerverein Praforst kümmert sich darum, dass sie funktionieren. Die Stromkosten teilen sich Stadt, Verein und die ansässige Gastronomie.

Hünfeld: Dürre-Sommer setzt Praforst-Teichen zu - Wassertemperatur bei 23 Grad

Die Geräte laufen, gesteuert von einer Zeitschaltuhr, nachts zwischen 22 und 6 Uhr. Denn in dieser Zeit wird in den Teichen nur Sauerstoff verbraucht, aber nicht produziert, weil beispielsweise während der Dunkelheit keine Fotosynthese stattfindet. Deswegen verwirbeln die Belüfter das Wasser – auf einer kleinen Fläche zwar, aber immerhin. Ludwig Sobotta (87), Vorstandsmitglied beim SFV Praforst, glaubt, dass der gewünschte Effekt in Sachen Sauerstoffzufuhr dennoch eintreten wird.

Ansonsten herrscht die Hoffnung auf viel Regen, damit die durch Verdunstung verlustig gegangene Wassermenge wieder ausgeglichen werden kann. Der größte der vier Teiche hat noch eine Wassertiefe von rund einem Meter, bevor man auf die Schlammschicht stößt. Auch das Ökosystem in zahlreichen Flüssen der Region leidet unter dem Dürre-Sommer.

Momentan ist der Zustand der Teiche noch weitgehend im grünen Bereich. Sobotta spricht von einer Wassertemperatur von 23 Grad Celsius, die Sauerstoffsättigung und die pH-Werte seien noch in Ordnung. Dennoch lauern Gefahren. „Der größte Feind für die Teiche wäre eine weitere Verdunstung – und die Tatsache, dass wir derzeit keine Frischwasserzufuhr haben.“

Für gewöhnlich werden die Teiche vom aus Richtung Oberfeld kommenden Ahlertsbach gespeist. Doch der führe momentan nicht genügend Wasser, sagt Sobotta. Es gibt noch weitere Umstände, die die Gewässer stressen. Etwa die Bäume am Uferrand, die sich das Wasser aus den Teichen holen. Oder die Anwesenheit von Nilgänsen, die Sobotta als „Phosphorschleudern“ bezeichnet, die mit ihrem Kot die Teiche belasten.

Wer dort entlang spaziert, nimmt viel trübes Wasser wahr. Doch das deutet nicht auf ein Problem hin. „Im Gegenteil“, versichert Ludwig Sobotta, „die Eintrübung wird durch Fische erzeugt, die am Gründeln, also auf Nahrungssuche, sind.“ Das sorge für weniger schädliche Sonneneinstrahlung und eine geringere Entwicklung von Algen. „Hätten wir hier ein klares Gewässer, wäre es wohl schon tot.“

Fischbestand Praforst-Teiche: Tiere finden noch ausreichend Nahrung

Das größte Sorgenkind ist derzeit der hintere der vier Teiche. Dort hat sich auf der Oberfläche bereits einiges an Plankton gebildet – Tendenz zunehmend, man hofft, dass es sich nicht zu einem geschlossenen Teppich auswächst. Die Wassertiefe beträgt nur noch 30 Zentimeter, am westlichen Uferbereich ist der Teich ausgetrocknet.

Die Fische kommen derzeit noch mit den bestehenden Verhältnissen zurecht. Überwiegend Karpfen, rund 1000 Exemplare, tummeln sich in den vier Teichen. „Da sind einige Kaventsmänner dabei“, weiß Sobotta. Dazu befinden sich im Bestand auch Weißfische: „Die Fische sind noch lebendig. Man kann dort, wo sich das Wasser kräuselt, erkennen, dass sie nach Futter suchen. Wenn es jedoch auf der Oberfläche total still wäre, dann wäre das ein schlechtes Zeichen.“

Auf den Dämmen zwischen den Seen liegen die Schalen von Teichmuscheln verstreut. Die stehen unter Naturschutz, was allerdings einen weiteren Bewohner der Teiche wenig kümmert. Sobotta geht davon aus, dass sie sich ein Nutria hat schmecken lassen: „Das sind zwar Pflanzenfresser, sie nehmen es aber offenbar nicht so genau“.

Auch Bisamratten kommen vor, die Angler halten sie für nützlich, weil sie die Wasserränder sauber halten und sich von der Ufervegetation ernähren. Nicht mehr gesichtet an der Praforst wird unterdessen der Biber. Er scheint das Revier gewechselt zu haben, zumal auch kein typischer Gehölzverbiss mehr registriert wird.

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