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Grüne rücken in Hünfeld Lebensmittel in den Fokus: „Jeder Einkauf ist eine Abstimmung“

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Beim Infoabend der Hünfelder und Eiterfelder Grünen war auch Thema, dass in Deutschland noch immer zu viele Lebensmittel im Müll landen.
Beim Infoabend der Hünfelder und Eiterfelder Grünen war auch Thema, dass in Deutschland noch immer zu viele Lebensmittel im Müll landen. © Patrick Pleul/dpa

Ist Fleisch noch immer zu preiswert? Und müssen wir wirklich jeden Tag Fleisch und Wurst essen? Experten und Besucher diskutierten über dieses und andere Themen zur Landwirtschaft und zur Ernährung der Zukunft.

Hünfeld - Die Eiterfelder und Hünfelder Grünen hatten gemeinsam zu einem Abend mit dem Motto „Welche Landwirtschaft soll uns ernähren?“ ins Kolpinghaus Hünfeld eingeladen.

Martin Häusling, Mitglied des Europaparlaments, griff gleich zu Beginn die dramatische Situation in der Ukraine auf und wies auf die schwerwiegenden Folgen für den Agrarsektor dort und global hin. Die Krise erfordere ein Überdenken der derzeitigen Modelle für Lebensmittelproduktion und -verbrauch.

Häusling hinterfragte die Effizienz unseres Umgangs mit Ressourcen mit Blick auf Düngemittel und wies auf die massive Verwendung von Lebensmitteln für Futtermittel sowie den Einsatz von landwirtschaftlichen Produkten zur Erzeugung von Agrokraftstoffen wie etwa Biodiesel hin. (Lesen Sie auch: Quelle langen Lebens? Wissenschaftler raten: Diese Lebensmittel sollten Sie essen)

Hünfeld: Info-Abend rund um Lebensmittel - „Jeder Einkauf eine Abstimmung“

Die hierzu in der aktuellen Diskussion erhobene Forderung, alle Brachflächen der EU wieder in Produktion zu nehmen, hält Häusling für nicht zielführend. Diese Maßnahme würde die Getreideproduktion um nur 4,4 Prozent erhöhen, das entspräche nur 0,4 Prozent der weltweiten Produktion. „Außerdem hieße das, die Klima- und Artenkrise noch zu befeuern. Schon jetzt führt die Übernutzung unserer natürlichen Ressourcen sowie der Verlust an biologischer Vielfalt zu Ertragsausfällen“, weiß Häusling.

Sebastian Schramm, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld, betonte auch die zentrale Rolle der Verbraucher: „Die Landwirtschaft schiebt die Produkte im Regal nach, die vorne herausgenommen werden. Jeder Einkauf ist eine Abstimmung“. Schramm forderte, mehr regional und saisonal einzukaufen. Er wies darauf hin, dass der Kreis Fulda über viele gut ausgebildete und motivierte Landwirte verfüge, die an der Lösung der Aufgaben, die an die Landwirtschaft gestellt werden, mitarbeiten.

Im Anschluss an die Expertenvorträge kamen die Besucher, die zahlreich erschienen waren, zu Wort. Auch sie sahen die Verbraucher in einer verantwortlichen Rolle beim Thema Lebensmittelsicherheit.

Das zeigten die zahlreichen Zuschauerbeiträge, die sich um die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse drehten. Insbesondere der niedrige Fleischpreis wurde vielerseits kritisiert, ebenso der immer noch zu hohe Fleischkonsum. Die Lebensmittelverschwendung – rund 30 Prozent landen im Müll – war ebenfalls Gegenstand der lebhaften Diskussion.

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