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Erst PopCorn, dann Kornhaus, jetzt Z1: Besitzer des Hünfelder Clubs plaudern aus 50 Jahren „im Keller“

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Von: Alisa Kim Göbel

Das Cover der Getränkekarte aus dem Jahr 1972 zeigt das Logo des Hünfelder Kultclubs PopCorn. Für viele Menschen aus nah und fern war es die Nummer eins der Partyadressen.
Das Cover der Getränkekarte aus dem Jahr 1972 zeigt das Logo des Hünfelder Kultclubs PopCorn. Für viele Menschen aus nah und fern war es die Nummer eins der Partyadressen. © Gerhard Adlt

Wenn dieser Keller reden könnte, er würde unzählige Partygeschichten zum Besten geben. Die Besitzer von PopCorn, Kornhaus und Z1 plaudern aus dem Hünfelder Club-Nähkästchen.

Hünfeld - „Es war der Wahnsinn!“, beschreibt Gerhard Adlt seine Zeit als Mitinhaber des PopCorns in Hünfeld. Noch heute, mit fast 80 Jahren, wird er in der Stadt beim Einkaufen von Menschen erkannt, die von 1972 bis 1997 im Keller des damaligen HaWeGes feierten. Zusammen mit seinem Kompagnon Meinhard Kehl hat er 25 Jahre lang das PopCorn erfolgreich geführt. „Jeden Abend, wenn wir öffneten, standen bereits beinahe 100 Menschen vor der Tür. Freitags gab es Doppeldecker, also ein doppeltes Getränk zum Preis von einem, und es wurde viel Volks- und Partymusik gespielt“, erinnert sich Adlt.

Hünfeld: PopCorn, Kornhaus, Z1 - die Geschichte des Kultclubs

Die Idee, einen Club aufzumachen, kam den beiden auf dem Weg zur Arbeit. „Wir haben damals zusammen in Fulda bei der Dura gearbeitet. Am Wochenende immer ausgehen kostet Geld, da haben wir uns gedacht – das sparen wir uns, wir machen selbst einen Club auf“, erklärt Adlt.

Der Name dafür war auch schnell gefunden. „PopCorn ist zum einen die Abkürzung für Popular Corner, zum anderen gab es zu der Zeit ein Lied mit dem Titel, das sehr angesagt war“, weiß Kehl.

Als Location hatten die beiden das ehemalige Lux-Kino am Hünfelder Anger ins Auge gefasst, bis ein Architekt auf die beiden zukam und den unausgebauten Keller des HaWeGes in der Josefstraße vorschlug. „Wir arbeiteten ja an der Quelle, also wurde in unserer Disco Teppichfußboden verlegt und sogar an die Wände geklebt. Es gab Gäste, die kamen bei uns in den Club und haben erst einmal die Wände angefasst“, lacht Adlt. Eine lange weiße Theke stand im Raum und anfangs auch noch Sitzgelegenheiten. Und hinter der Theke stand ein ganz bekanntes Gesicht aus der Region – kein Geringerer als der spätere Fotograf Karl-Heinz Burkhardt.

Gerhard Adlt (links) und Meinhard Kehl haben das PopCorn in Hünfeld 25 Jahre erfolgreich geführt.
Gerhard Adlt (links) und Meinhard Kehl haben das PopCorn in Hünfeld 25 Jahre erfolgreich geführt. © privat

„Charly – so haben wir ihn genannt – hat seinen Kumpel Wolfgang Gremm aus Schlotzau mitgebracht und zusammen mit einem Kollegen, die Ausstatter bei Karstadt waren, haben sie die komplette Inneneinrichtung gestaltet“, erinnern sich die beiden.

Später mussten die Stühle weichen, denn „der Laden war brechend voll, teilweise 500 oder 600 Gäste waren in dem kleinen Keller, um ausgelassen zu feiern“, so Kehl. „Damals war um 1 Uhr nachts Feierabend, bis dahin hatten wir aber unser Geld verdient, denn los ging es – anders als heute – schon um 20 Uhr“, so Adlt.

PopCorn-Besitzer betrieben einst auch Fuldas größten Club

Nach zehn Jahren waren die beiden weit und breit so bekannt, dass sie in Fulda einen zweiten Club aufmachten. „Das Sound 2000 war zu der Zeit die größte Disco in Fulda. Wir hatten also zwei gut laufende Discotheken, und durch unsere Jobs bei der Dura konnten wir das gut managen. Wir haben das schließlich nebenbei gemacht und uns am Wochenende abgewechselt“, erklärte Adlt.

1979 verschlug es sogar Wolfgang Petry ins PopCorn – für 800 D-Mark kam er alleine nach Hünfeld.
1979 verschlug es sogar Wolfgang Petry ins PopCorn – für 800 D-Mark kam er alleine nach Hünfeld. © Erwin Roth

Saturday-Night-Fever lag im PopCorn in der Luft: Musik von Boney M. oder den Bee Gees dröhnte aus den Lautsprechern, Schlagermusiker wie Wolfgang Petry und Bands aus der Region spielten für das Hünfelder Publikum.

Später kam noch der Queens Pub in Hünfeld dazu. Im Jahr 1997 war dann Schluss mit den beiden Discotheken. „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“, haben sich die beiden wohl zu Herzen genommen.

Aus dem PopCorn wurde 2003 das Kornhaus

Im Jahr 2003 nahmen Thorsten Blum, Andreas Weber und Marcus „Uri“ Urspruch das Projekt Musikkeller Kornhaus in die Hände. Die weiße Theke und der Teppich wichen einer rustikalen Holzverkleidung, roten Wänden und Wandbildern der Bands Rammstein und Iron Maiden. „Am 28. Februar eröffneten wir das Kornhaus mit der Live-Band Fake, einer AC/DC-Coverband. Für Musikgruppen aus der Rock-, Pop- und Folk-Szene gab es in Hünfeld wieder eine Bühne“, so Uri.

Von 2003 bis 2013 war der Club unter dem Namen „Musikkeller Kornhaus“ ein begehrtes Ziel.
Von 2003 bis 2013 war der Club unter dem Namen „Musikkeller Kornhaus“ ein begehrtes Ziel. © Marcus Urspruch

Der Name Kornhaus entstand aus dem alten Szene- und Spitznamen der Diskothek PopCorn. „Damals hieß es nämlich immer ‚Wir gehen heute Abend ins Kornhaus‘“, erklärt Uri. Hauptöffnungstage waren der Donnerstag und Samstag. Donnerstags war normaler Kneipenbetrieb mit einem Party-Genre-Mix aus Rock- und Metal-Musik und Neue Deutsche Welle. Die Samstage waren Event-Tage. Diverse Freitage wurden für Schüler-Veranstaltungen wie Abifeiern oder Stufen-Partys zur Verfügung gestellt.

„Nach beinahe elf Jahren standen wir vor der Entscheidung für mindestens vier Jahre die Pacht zu verlängern. Eine Gastronomie neben der hauptberuflichen Tätigkeit zu betreiben, bedeutet kaum Möglichkeiten zur privaten Freizeitgestaltung oder etwaiger beruflicher Fortbildung“, erinnert sich Uri.

PopCorn und Kornhaus leben weiter - im Z1

Getreu demselben Motto, wenn es am schönsten ist, aufzuhören, schlossen Weber und Urspruch das Kornhaus schweren Herzens Ende 2013. Zwei Jahre später eröffnete Sven Schirrmeister den Club Z1 in dem geschichtsträchtigen Keller, der nach wie vor von der Jugend gut angenommen wird.

„Wir sind als Veranstalter von Abifeiern und Live-Musik-Abenden dem Kornhaus treu geblieben und haben wieder Disco-Abende integriert. Dennoch nehmen wir einen demographischen Wandel wahr – der schon vor Corona da war. Das Feierverhalten vieler hat sich verändert“, weiß Schirrmeister.

Kleine räumliche Änderungen wurden im Z1 vorgenommen, doch viele, die die Kellerstufen vom Parkplatz runterlaufen, sehen in dem Club noch das alte PopCorn oder das Kornhaus. Manch einer feiert in seiner alten Lieblings-Disco von früher heute seinen 50. Geburtstag.

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