Als Location hatten die beiden das ehemalige Lux-Kino am Hünfelder Anger ins Auge gefasst, bis ein Architekt auf die beiden zukam und den unausgebauten Keller des HaWeGes in der Josefstraße vorschlug. „Wir arbeiteten ja an der Quelle, also wurde in unserer Disco Teppichfußboden verlegt und sogar an die Wände geklebt. Es gab Gäste, die kamen bei uns in den Club und haben erst einmal die Wände angefasst“, lacht Adlt. Eine lange weiße Theke stand im Raum und anfangs auch noch Sitzgelegenheiten. Und hinter der Theke stand ein ganz bekanntes Gesicht aus der Region – kein Geringerer als der spätere Fotograf Karl-Heinz Burkhardt.
„Charly – so haben wir ihn genannt – hat seinen Kumpel Wolfgang Gremm aus Schlotzau mitgebracht und zusammen mit einem Kollegen, die Ausstatter bei Karstadt waren, haben sie die komplette Inneneinrichtung gestaltet“, erinnern sich die beiden.
Später mussten die Stühle weichen, denn „der Laden war brechend voll, teilweise 500 oder 600 Gäste waren in dem kleinen Keller, um ausgelassen zu feiern“, so Kehl. „Damals war um 1 Uhr nachts Feierabend, bis dahin hatten wir aber unser Geld verdient, denn los ging es – anders als heute – schon um 20 Uhr“, so Adlt.
Nach zehn Jahren waren die beiden weit und breit so bekannt, dass sie in Fulda einen zweiten Club aufmachten. „Das Sound 2000 war zu der Zeit die größte Disco in Fulda. Wir hatten also zwei gut laufende Discotheken, und durch unsere Jobs bei der Dura konnten wir das gut managen. Wir haben das schließlich nebenbei gemacht und uns am Wochenende abgewechselt“, erklärte Adlt.
Saturday-Night-Fever lag im PopCorn in der Luft: Musik von Boney M. oder den Bee Gees dröhnte aus den Lautsprechern, Schlagermusiker wie Wolfgang Petry und Bands aus der Region spielten für das Hünfelder Publikum.
Später kam noch der Queens Pub in Hünfeld dazu. Im Jahr 1997 war dann Schluss mit den beiden Discotheken. „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“, haben sich die beiden wohl zu Herzen genommen.
Im Jahr 2003 nahmen Thorsten Blum, Andreas Weber und Marcus „Uri“ Urspruch das Projekt Musikkeller Kornhaus in die Hände. Die weiße Theke und der Teppich wichen einer rustikalen Holzverkleidung, roten Wänden und Wandbildern der Bands Rammstein und Iron Maiden. „Am 28. Februar eröffneten wir das Kornhaus mit der Live-Band Fake, einer AC/DC-Coverband. Für Musikgruppen aus der Rock-, Pop- und Folk-Szene gab es in Hünfeld wieder eine Bühne“, so Uri.
Der Name Kornhaus entstand aus dem alten Szene- und Spitznamen der Diskothek PopCorn. „Damals hieß es nämlich immer ‚Wir gehen heute Abend ins Kornhaus‘“, erklärt Uri. Hauptöffnungstage waren der Donnerstag und Samstag. Donnerstags war normaler Kneipenbetrieb mit einem Party-Genre-Mix aus Rock- und Metal-Musik und Neue Deutsche Welle. Die Samstage waren Event-Tage. Diverse Freitage wurden für Schüler-Veranstaltungen wie Abifeiern oder Stufen-Partys zur Verfügung gestellt.
„Nach beinahe elf Jahren standen wir vor der Entscheidung für mindestens vier Jahre die Pacht zu verlängern. Eine Gastronomie neben der hauptberuflichen Tätigkeit zu betreiben, bedeutet kaum Möglichkeiten zur privaten Freizeitgestaltung oder etwaiger beruflicher Fortbildung“, erinnert sich Uri.
Getreu demselben Motto, wenn es am schönsten ist, aufzuhören, schlossen Weber und Urspruch das Kornhaus schweren Herzens Ende 2013. Zwei Jahre später eröffnete Sven Schirrmeister den Club Z1 in dem geschichtsträchtigen Keller, der nach wie vor von der Jugend gut angenommen wird.
„Wir sind als Veranstalter von Abifeiern und Live-Musik-Abenden dem Kornhaus treu geblieben und haben wieder Disco-Abende integriert. Dennoch nehmen wir einen demographischen Wandel wahr – der schon vor Corona da war. Das Feierverhalten vieler hat sich verändert“, weiß Schirrmeister.
Kleine räumliche Änderungen wurden im Z1 vorgenommen, doch viele, die die Kellerstufen vom Parkplatz runterlaufen, sehen in dem Club noch das alte PopCorn oder das Kornhaus. Manch einer feiert in seiner alten Lieblings-Disco von früher heute seinen 50. Geburtstag.