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Sicherheitsempfinden der Hünfelder Bürger: „Großer Unterschied“ zwischen Gefühl und Fakten

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Der Bahnhof in Hünfeld
Neben Parkanlagen ist es auch der Hünfelder Bahnhof, der bei einem Teil der Bürger ein Gefühl der Unsicherheit erzeugt. © Anna Ritz

Zwischen den harten Fakten der Kriminalitätsstatistik und der „gefühlten“ Sicherheit gibt es in Hünfeld große Unterschiede. Dieser „gefühlten“ Sicherheit ist die Studie zum KOMPASS-Programm für die Stadt Hünfeld jetzt auf den Grund gegangen.

Hünfeld - Der Magistrat hat die Studie der Justus-Liebig-Universität in Gießen jetzt unter www.huenfeld.de veröffentlicht. Sie ist in Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium Osthessen, der Justus-Liebig-Universität in Gießen und der Ordnungsbehörde der Stadt Hünfeld erstellt worden. Dazu wurden auf wissenschaftlicher Grundlage insgesamt 3760 Bürger angeschrieben, von denen sich 791 an der Online-Befragung oder schriftlich mit ausgefüllten Fragebögen beteiligt hatten.

Hünfeld: Sicherheitsempfinden der Bürger - Gefühl und Fakten gehen auseinander

Nach den Worten von Bürgermeister Benjamin Tschesnok zeigt die Studie auch in Hünfeld sehr deutlich auf, dass es einen großen Unterschied zwischen den Ergebnissen der Kriminalitätsstatistik und der gefühlten Sicherheit gibt. Hünfeld sei nach wie vor eine sehr sichere Stadt mit geringer Kriminalitätsrate und hoher Aufklärungsquote seitens der Sicherheitsbehörden.

Dennoch empfinden viele Bürger, wie die Befragung gezeigt habe, manche Stadtbezirke als „Angstorte“. Das müsse ernst genommen werden. Das Ergebnis für Hünfeld zeige, dass ein Zusammenhang zwischen objektiver Polizeistatistik und dem subjektiven Sicherheitsgefühl häufig nicht festgestellt werden kann. (Lesen Sie hier: Sichere Stadt trotz einiger „Angst-Orte“ - Wo sich die Fuldaer unwohl fühlen)

Immerhin empfinden aber 98,1 Prozent der Befragten ihre eigene Wohngegend tagsüber als sicher, nachts sind es noch 81,5 Prozent. Die Befragungen haben dabei auch einen deutlichen Geschlechterunterschied aufgezeigt. Während sich nachts nur 10,1 Prozent der männlichen Teilnehmer der Befragung unsicher fühlten, lag der Anteil bei Frauen bei immerhin 26,8 Prozent.

Gefragt wurden die Teilnehmer auch danach, für wie wahrscheinlich sie es halten, dass ihnen in den kommenden zwölf Monaten verschiedene Dinge passieren könnten. Mit 23,1 Prozent wurde ein Einbruch als am wahrscheinlichsten angesehen, gefolgt von einem Raubdelikt mit 14,9 Prozent. Einen Terroranschlag befürchteten 10,7 Prozent der Befragten, 9,4 Prozent eine sexuelle Belästigung, rund 7,3 Prozent eine Körperverletzung.

Mehr als zwei Drittel der Befragten, 71,4 Prozent, sind der Meinung, dass sich die Sicherheit in der Konrad-Zuse-Stadt in den vergangenen beiden Jahren nicht verändert hat, 14,7 Prozent meinten dagegen, dass sie sich eher verschlechtert hat. Lediglich 6,6 Prozent fühlen sich sicherer als in der Vergangenheit. Aus Sicht der Forscher stellen solche Werte keinen alarmierenden Befund dar. Die Forschung zeige, so der Bericht, dass Kriminalität und Kriminalitätsentwicklung in den Befragungen häufig überschätzt würden.

Forscher: Kriminalitätsentwicklung in den Befragungen häufig überschätzt

Ausweislich der Studie werden manche Bürger aber auch selbst tätig: So haben insgesamt 15,8 Prozent der Befragten ihren baulichen Einbruchschutz zu Hause verbessert, 5,2 Prozent gaben an, sich einen Hund angeschafft zu haben, und 4,2 Prozent, dass sie zu ihrem persönlichen Schutz beispielsweise Reizgas oder Alarmgeräte mit sich führen.

Knapp ein Drittel der Befragten gab an, dass es Orte in der Stadt gibt, an denen sie sich unsicher fühlen. Das betrifft beispielsweise den Bereich der Kastanienallee und die Parkanlagen, aber auch den Bahnhof und die Stadtmitte vor allem nachts. Das Gefühl der Unsicherheit wird häufig ausgelöst durch empfundene Dunkelheit der Orte oder auch durch die Anwesenheit von verschiedenen Personengruppen.

Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse und Ergebnisse will sich die Stadt Hünfeld in Zusammenarbeit mit der Polizei um eine konsequente Überprüfung und Bearbeitung dieser aufgezeigten Problembereiche kümmern, um neben der objektiven auch die gefühlte Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern, kündigt Tschesnok an. Das sei schließlich auch das Ziel des KOMPASS-Programms, das das Land Hessen aufgelegt hatte und an dem Hünfeld seit September 2021 teilnimmt. Die gefühlte Sicherheit bedeute schließlich auch ein Stück Lebensqualität in der Stadt. (hw)

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