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„Grüner“ Wasserstoff für Lkw-Flotten: Abo-Wind plant H2-Tankstelle

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Von: Hartmut Zimmermann

Night Star im Gewerbegebiet an der A 7 könnte eine der Speditionen sein, die ihre Flotte teilweise auf Fahrzeuge mit Brennstoffzellen umstellen und dann „vor der Haustüre“ mit grünem Wasserstoff betanken.
Night Star im Gewerbegebiet an der A 7 könnte eine der Speditionen sein, die ihre Flotte teilweise auf Fahrzeuge mit Brennstoffzellen umstellen und dann „vor der Haustüre“ mit grünem Wasserstoff betanken. © Karl-Heinz Burkhardt

Vom Ökostrom zu „grünem“ Wasserstoff: Elektrische Energie der bei Michelsrombach geplanten Windkraftanlagen soll in Wasserstoff umgewandelt und dann als Treibstoff für klimaneutrale Lastwagen dienen.  

Hünfeld - Dieses Konzept hat Lars Oelker, Projektleiter Planung Windenergie & Wasserstoff beim Projektierer Abo Wind, während des städtischen Infoabends in Hünfeld im Landkreis Fulda vorgestellt. Die Planung ist ein Teil des 2019 auf den Weg gebrachten Projekts „HyWheel“, das Osthessen zum Vorreiter bei einer kohlenstoffneutralen Logistik-Wirtschaft machen soll.

Um die erforderliche Energie zur Verfügung zu haben, plant Abo-Wind eine Anlage zum Herstellen von Wasserstoff. Dieser soll dann in einer öffentlich zugängigen Tankstelle für die Fahrzeuge verfügbar sein. (Lesen Sie auch: Fulda will Vorreiter beim Thema Wasserstoff sein)

Hünfeld: „Grüner“ Wasserstoff für Lkw-Flotten - Abo-Wind plant H2-Tankstelle

Den Prozess kennen manche vielleicht noch aus dem Chemieunterricht – unter dem Namen Knallgasprobe: Wasser, chemisch betrachtet, eine Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff mit der Formel H2O, kann man, wenn man Gleichstrom hinein leitet, in Sauerstoff und den energiereichen, brennbaren Wasserstoff trennen. Dieses Verfahren nennen die Fachleute „Elektrolyse“.

Um die erforderlichen Mengen Wasserstoff produzieren zu können, sind entsprechenden Mengen an Strom erforderlich. Den will Abo-Wind aus seiner für den Südzipfel des Vorranggebiets FD 20 beantragten Windkraftanlage gewinnen. In einem „Elektrolyseur“ wird dann Wasser – mit Sauerstoff als „Abgas“ – in Wasserstoff umgewandelt, und da Ökostrom die Ausgangsenergie liefert, sprechen die Fachleute von „grünem Wasserstoff“.

Oelker machte deutlich, dass es hier nicht um ein Testen oder Herumprobieren geht, sondern um ein Vorhaben von beachtlicher Dimension. Denn im Zuge des Projekts HyWheels sollen in Osthessen bis 2025/2026 insgesamt 1000 Lastwagen angeschafft werden, die über ihre Brennstoffzellen mit Wasserstoff angetrieben werden. Daher sei der Kontakt zu den Speditionen und anderen Unternehmen der Logistikbranche von großer Bedeutung.

„Grünen“ Wasserstoff tanken – diese Möglichkeit soll in ein paar Jahren in der Region bestehen.
„Grünen“ Wasserstoff tanken – diese Möglichkeit soll in ein paar Jahren in der Region bestehen. © Jan Woitas/dpa

„Aus diesem Grund ist der Standort unweit eines Logistik-Parks, mitten in Deutschland und eben in der wichtigen Logistik-Region Osthessen genau passend“, unterstrich Oelker. Man plane nicht „ins Grüne“: Abo-Wind habe schon Kontakt zu Logistikern im Gewerbegebiet „Hessisches Kegelspiel“ aufgenommen.

Denn das Vorhaben soll recht bald konkret werden: Für das kommende Jahr will Abo-Wind die Genehmigungsunterlagen für das Projekt einreichen. „Und wenn alles klappt, dann kann die Tankanlage 2024 in Betrieb gehen.“

Der Standort der künftigen Erdgas-Tankstelle ist noch nicht festgelegt. Es gebe keine Pläne, die Tankstelle etwa an die Raststätte Großenmoor oder einen Autobahnrastplatz anzudocken.

Hünfeld: Windkraftenergie soll in Wasserstoff umgewandelt werden und als Treibstoff dienen

„Die Zufahrt nur über die Autobahn wäre ein Hemmnis, denn es soll ja ein für die Region nutzbares Areal sein und nicht nur ein Angebot für den Durchgangsverkehr“, so der Planer. Etwa 1600 Quadratmeter Fläche werde für die Wasserstoffgewinnung und Anlagen zum Komprimieren und Lagern des Gases benötigt.

Kritische Nachfragen gab es während der Info-Veranstaltung zum Wasserverbrauch der Anlage. Oelker betonte gegenüber der Redaktion, er habe diese Hinweise aufgenommen und man werde prüfen, ob sich auch Wasser, das keine Trinkwasserqualität besitze, für die Elektrolyse nutzen lasse.

Im Vergleich mit anderen gewerblichen Wasser-Abnehmern im Stadtgebiet dürfte allerdings der Bedarf überschaubar bleiben: Der Verbrauch eines aktuellen mit Brennstoffzelle betriebenen Mittelklasse-Pkw wird mit 0,9 Kilo Wasserstoff auf 100 Kilometer angegeben – und dafür würde man rund 9 Liter Wasser verbrauchen.

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