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Nach wildtiergenetischer Untersuchung: Wolf riss nachweislich mehrere Rehe bei Grüsselbach

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Von: Karl-Heinz Burkhardt

Ein Wolf steht in einem Gehege
Ein am 24. April 2023 aus dem Jagdrevier Grüsselbach gemeldeter Rehriss wurde nun eindeutig einem Wolf zugeschrieben. (Symbolbild) © Bernd Thissen/dpa/Symbolbild

Erneut hat ein Wolf im Altkreis Hünfeld „zugeschlagen“. Ein am 24. April 2023 aus dem Jagdrevier Grüsselbach gemeldeter Rehriss wurde eindeutig dem Isegrim zugeschrieben. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Gelnhausen stellte aufgrund wildtiergenetischer Untersuchungen eine Wolfs-DNA fest.

Grüsselbach - Nachdem der Wolf das Reh gerissen hatte, wurde er auf seiner „Flucht“ in den Wald von einem Grüsselbacher Jäger mit dem Handy gefilmt. Ein anderes Reh habe wohl schon zwei Tage tot auf einer Wiese gelegen, berichtet Rasdorfs Hegeringleiter Christoph Pralle. Von diesem sei allerdings nicht mehr viel übrig geblieben. Wolfssichtungen gab es zuletzt im Dreieck Grüsselbach-Geisa-Borsch (Hünfelder Land).

Hünfeld: Wolf riss nachweislich mehrere Rehe bei Grüsselsbach

Erst im September 2022 riss ein Wolf nachweislich ein Rinderkalb auf einer Weide bei Michelsrombach. Auch dieser gehörte einer Population von Wölfen mit dem Haplotyp HW01 an, die im mitteleuropäischen Flachland eng miteinander verwandt sind und hierzulande mit über 90 Prozent am häufigsten vorkommen. Zwischenzeitlich wurden im Main-Kinzig-Kreis zwei Wölfe anhand von DNA-Analysen festgestellt. Ein Wolf hatte auch hier Anfang des Jahres mehrere Schafe bei Schlüchtern gerissen.

Wegen zunehmender Risse von Weidetieren durch Wölfe sind nicht nur Landwirte mit Weidetierhaltung besorgt, sondern auch die Jägerschaft, die sich mit der Bejagung der Beutegreifer intensiv beschäftigt. Die ersten freilebenden Wölfe in Deutschland haben sich seit den 1990er Jahren von Sachsen her stark ausgebreitet.

„Mittlerweile müsse man jährlich 700 Tiere entnehmen, um den jetzigen Bestand von 1200 bis 2000 Wölfen zu halten“, fordert Kreisjagdberater Jürgen Manns. Denn: Die Anzahl von sesshaften Rudeln steige, es gebe eine sehr hohe Wolfsdichte sowie eine hohe Zahl gerissener Nutztiere durch den Großbeutegreifer.

Jürgen Manns sprach sich für ein auf Regionen differenziert bezogenes Wolfmanagement sowie für mehr Rechtssicherheit für diejenigen aus, „die Wölfe entnehmen“. Die Jägerschaft biete hier ihre Mithilfe an.

Video: Debatte um Schutzstatus von Wölfen

Wölfe haben ein sehr hohes Migrationspotenzial, berichtet die Forstliche Versuchsanstalt Baden-Württemberg. Viele Studien belegten die Wanderfreudigkeit männlicher und weiblicher Wölfe in Europa. Sowohl gechipte Wölfe – deren Wanderungen sehr genau nachvollzogen werden – als auch genetische Nachweise einzelner Wölfe über Staatsgrenzen hinweg bewiesen dies auf beeindruckende Weise.

Nicht selten legen allein ziehende Wölfe mehrere hundert bis über tausend Kilometer (Luftlinie) zurück, wenn sie das elterliche Territorium verlassen, um selbst nach geeignetem Lebensraum oder einem Partner Ausschau zu halten. Möglicherweise wirken sich Landschaftsstrukturen und die Verbreitung und Dichte von Beutetierarten auf das Wanderverhalten der Wölfe aus. Warum aber einzelne Wölfe weit und andere weniger weit wandern, ist bisher nicht geklärt.

Wer hat Angst vor dem bösen Wolf? Das muss niemand, betont die Wolfs-Expertin, Ethnologin und Verhaltensforscherin Dr. Marion Ebel. Die Wildtierbiologin spricht über aktuelle Entwicklungen zum Thema Wolf in der Region und räumt mit Vorurteilen auf.

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