Kultur der Bestattung verändert sich
Altkreis - Die Eiterfelder Gemeindevertreter haben in ihrer jüngsten Sitzung über das defizitäre Friedhofs- und Bestattungswesen in der Marktgemeinde gesprochen. Unter anderem wegen einer geänderten Bestattungskultur übersteigen die Ausgaben die Einnahmen bei Weitem. Nicht nur in Eiterfeld, sondern auch in Burghaun werden deshalb die Gebührenstrukturen überprüft.
Fast 80 800 Euro betrage in diesem Jahr der Fehlbedarf im Friedhofswesen, betonte FWG-Fraktionsvorsitzender Theo Kohlmann während der jüngsten Gemeindevertretersitzung. Auch seine Kollegen von Grünen- und SPD-Fraktion wiesen auf dieses Defizit hin. "Wir decken mit den Gebühren gerade einmal 50 Prozent der Kosten ab", sagte Grünen-Chef Artur Storch. Dementsprechend wird im gerade beschlossenen Haushaltssicherungskonzept für 2014 empfohlen, "die Friedhofsgebühren auch im Hinblick auf die Überarbeitung des Belegungskonzepts zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen".
Eiterfelds Bürgermeister Hermann-Josef Scheich (parteiunabhängig) erklärt das genauer: "Unser Defizit liegt an dem erheblichen Aufwand für die große Anzahl von Friedhöfen in der Marktgemeinde mit den Trauerhallen sowie an einer veränderten Bestattungskultur." Die Bürger tendierten ganz deutlich zum Urnengrab. Deshalb werde derzeit die Gebührenstruktur überprüft und analysiert, welche Bestattungsarten besonders gefragt sind. Ergebnis könnte unter anderem etwa sein, dass dann mehr Urnengrabstätten um einen Baum herum angeboten werden.
Die Gebühren könnten infolgedessen anders gestaffelt werden: Für einen besonderen Platz sollen die Hinterbliebenen also auch mehr bezahlen. Möglicherweise werde in Zukunft ein Friedwald in der Marktgemeinde entstehen, überlegt der Bürgermeister bereits – "wenn wir einen geeigneten Standort dafür finden". Mit einer reinen Gebührenerhöhung für alle tut er sich indes schwer: "Die Grenze der Belastbarkeit der Bürger ist fast erreicht."
Ein zukünftiger Friedwald ist auch Thema in Burghaun. "Die Grünen-Fraktion hat bereits einen Antrag gestellt, zu prüfen, ob es Flächen dafür gibt", berichtet Bürgermeister Alexander Hohmann (SPD). Wegen der Beliebtheit von Urnengräber werden nun zudem die Gebühren neu kalkuliert und dabei vor allem die Kosten für Urnengräber überprüft. Momentan kostet ein Urnengrab in Burghaun 110 Euro (zum Vergleich: 500 Euro in Eiterfeld). "Da haben wir sicher noch Nachholbedarf", sagt Hohmann und verweist auf die Schwierigkeit, einen ausgeglichenen Gebührenhaushalt vorzulegen – auch wegen vieler Investitionen an Friedhöfen in den vergangenen Jahren.
In Hünfeld stimmen Ausgaben und Einnahmen "annährernd" überein, sagt Pressesprecher Helmut Käsmann. Exakt planen könne man in diesem Bereich aber ohnehin nicht. Zudem unterscheide sich die Situation in Hünfeld von der in ländlicheren Gegenden: "Wir haben hier viele Seniorenheime."
Der Anteil an Urnenbeisetzungen liege mittlerweile bei fast 50 Prozent. Großer Beliebtheit erfreue sich deshalb der Friedpark am Hofberg. Vor zwei Jahren war dort der alte Nüster Friedhof umgewidmet worden. Mittlerweile sind 36 Grabstellen verkauft.
Dass die Gebührenstrukturen stets neu überprüft werden müsse, erklärt Eiterfelds Bürgermeister Scheich so: "Die einmal gezahlte Gebühr wird in unserer Buchhaltung 40 Jahre lang periodengerecht abgerechnet. Denn so lange muss Gras gemäht, die Leichenhalle gepflegt, der Kompostbehälter geleert, die Plastikkerzen weggeräumt und im Frühjahr bepflanzt werden. Das ist alles ein erheblicher Aufwand."
Grabgebühren im Altkreis:
Hünfeld: Einzelgrab: 639 Doppelgrab: keine Angabe Tiefgrab: keine Angabe Urnengrab: 320
Eiterfeld: Einzelgrab: 900 Doppelgrab: 1800 Tiefgrab: 1200 Urnengrab: 500
Burghaun: Einzelgrab: 420 Doppelgrab:750 Tiefgrab: 420 Urnengrab: 110
Nüsttal: Einzelgrab: 500 Doppelgrab: 1250 Tiefgrab: 1000 Urnengrab: 300
Rasdorf: Einzelgrab: 700 Doppelgrab: 1500 Tiefgrab: 1400 Urnengrab: 620
Angaben in Euro. Zu den Gebühren für das Nutzungsrecht der Grabstätten kommen Gebühren für Ausheben und Schließen.