Viele Kunden seien ihm ans Herz gewachsen. So wie die kleine Rosi, die mit ihrer Mama noch einmal im Laden einkaufen möchte. „Rosi ist meine jüngste Stammkundin“, freut sich Jökel, und Rosi kennt den bärtigen Mann im roten T-Shirt offenbar sehr gut, denn sie lässt sich von ihm bereitwillig auf die Arme nehmen und lacht.
Ihre Mama erzählt derweil, dass sie fast jeden Tag im Markt einkaufen gegangen ist und die Herzlichkeit von Personal und Inhaber schätzt. „Hier durfte sich Rosi immer zuerst einen Apfel oder eine Banane nehmen und auch gleich aufessen. Das ist in anderen Supermärkten ja gar nicht möglich“, bedauert sie. „Ach, das ist so schade. Ich kaufe alles hier ein, und ich kenne viele, die das auch tun, weil sie eben nicht mehr so mobil sind“, bedauert eine 80-jährige Kundin. An die Älteren werde zu wenig gedacht, kritisiert sie.
Auch Martina Griesel kauft noch einmal ein, und bedauert die Schließung. „Ich war nicht jeden Tag hier, aber ich finde es trotzdem schade. Hier geht das Einkaufen schneller, weil die Wege kürzer sind und man nicht so lange suchen muss“, meint die Rothenkirchenerin. Und wenn man doch einmal etwas nicht gefunden habe, sei stets das freundliche Personal zur Stelle gewesen.
Mit vollen Händen kommt Karl Müller aus dem Markt, und er findet es gerade für die Älteren schade, dass sie nun keine Möglichkeit mehr haben, sich auf kurzem Wege zu versorgen. Zudem sei der Markt nicht so überladen gewesen, und trotzdem habe man alles bekommen. „Manchmal sieht man ja den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, wenn man sich durch die großen Einkaufsmärkte kämpft“, sagt er.
„Eine Äre geht zu Ende“, verabschiedet sich von Jökel der ehemalige Burghauner Bürgermeister Simon Sauerbier, in dessen Amtszeit der Markt um ein Haar schon vor dem Aus gestanden hätte. Sauerbier hatte im Jahr 2015 auf den Einsatz der Burghauner für „ihren“ Markt im Ort reagiert und Gespräche zwischen Vermieter, Tegut-Zentrale, Jöckel und dessen treuer Kundschaft auf den Weg gebracht, die zum Fortbestehen des Marktes geführt hatten.
Aber nun ist endgültig Schluss, obwohl der Lebensmittelhandel im Burghauner Ortskern Tradition hat: Seit 1993 war Tegut in dem Gebäude zu Hause. Zuvor war dort bereits seit 1981 ein Spar-Markt gewesen. Wie es an dieser Stelle nun weitergeht, ist ungewiss. „Man müsste hier erstmal einiges investieren, falls es ein Lebensmittelhandel werden soll“, erklärt Volkhard Jökel, während sein Blick prüfend durch die halb leeren Regale streift. Alle Ettiketten müssen akurat nach vorne zeigen. Auch am letzten Tag. (Von Sabine Burkardt)