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Gynäkologische Praxis im Hünfelder Ärztehaus schließt Ende März

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Von: Hartmut Zimmermann

Das Rasdorfer Pfarrheim wird Standort der Frauenarzt-Praxis von Franziska Gerstung. Bald beginnt der Umbau.
Das Rasdorfer Pfarrheim wird Standort der Frauenarzt-Praxis von Franziska Gerstung. Bald beginnt der Umbau. © Hartmut Zimmermann

„Frauenarztpraxis“ – dieses Schild am Ärztehaus in Hünfelds Nüster Straße wird bald Geschichte sein. Denn die Praxis dort wird Ende März schließen. Stattdessen eröffnet am 1. April – kein Scherz – die bislang dort tätige Frauenärztin Franziska Gerstung ihre eigene Praxis. Und zwar in Rasdorf.

Rasdorf/Hünfeld - Der Start der gynäkologischen Praxis von Franziska Gerstung in Rasdorf ist eng verbunden mit dem Scheitern des Versuchs, Nachfolger für die seit langen Jahren bestehende Frauenarzt-Praxis der beiden Diplom-Mediziner Andreas Milde und Regina Abu-Samra zu finden. „Wir sind beide seit Jahren auf der Suche nach Praxis-Übernehmern – ohne Erfolg“, berichtet Milde im Gespräch mit unserer Zeitung.

Milde, Jahrgang 1952, erzielte bei der Suche immerhin einen Teilerfolg: Durch private Beziehungen hatte er Franziska Gerstung kennengelernt. Die Medizinerin aus dem grenznahen Thüringen, die in Marburg studiert hat und seit 2016 Fachärztin für Frauenheilkunde ist, arbeitet seit 2019 in der Hünfelder Praxis und teilt sich einen Arztsitz der Kassenärztlichen Vereinigung mit Andreas Milde.

Regina Abu Samra hingegen hat bis heute keine Nachfolgerin oder einen Nachfolger gefunden. Offiziell endet ihre Tätigkeit am 31. März, aus familiären Gründen hat die 1954 geborene Medizinerin kürzlich ihre Berufstätigkeit beenden müssen.

Hessen: Gynäkologische Praxis im Hünfelder Ärztehaus schließt Ende März

„Das Fehlen von Übernehmern bedeutet das Aus für diesen Praxis-Standort“, fasst Andreas Milde zusammen. Zwar sei klar, dass Franziska Gerstung die Arbeit fortführe, doch sei die erst im Vorjahr massiv angehobene Miete für die 160 Quadratmeter-Einheit für eine Einzelpraxis viel zu hoch. Ein Umzug habe daher auf jeden Fall angestanden.

Die Idee, wie es weitergehen könnte, entwickelte sich sozusagen in Bewegung. Denn Gerstung wohnt mit ihrer Familie – sie hat zwei Kinder im Alter von vier und neun Jahren – im Südwesten Thüringens. Ihr Weg zur Arbeit führt sie daher seit 2019 täglich auch durch Rasdorf.

So kam sie auf den Gedanken, dort nach einem möglichen, für sie passenden Praxis-Standort zu fragen. „Als jemand, der auf dem Land geboren ist und dort auch mit der Familie lebt, finde ich es auch wichtig und richtig, die medizinische Versorgung dort zu stärken und nicht alles in die Städte zu verlagern“, unterstreicht sie.

Die Gynäkologin Franziska Gerstung und Rasdorfs Bürgermeister Jürgen Hahn stehen zwar hier corona-konform auf Distanz. In der Sache aber arbeiteten sie eng zusammen, um den Start der Praxis in Rasdorf zu ermöglichen.
Die Gynäkologin Franziska Gerstung und Rasdorfs Bürgermeister Jürgen Hahn stehen zwar hier corona-konform auf Distanz. In der Sache aber arbeiteten sie eng zusammen, um den Start der Praxis in Rasdorf zu ermöglichen. © Hartmut Zimmermann

Bei Bürgermeister Jürgen Hahn (CDU) rannte sie sozusagen offene Türen ein. „Ich habe sofort überlegt, was in Frage kommen könnte und dann haben wir verschiedene Möglichkeiten angeschaut“, so Hahn. Jetzt steht es fest: Die Praxis wird im derzeitigen katholischen Pfarrheim im Heileweg eröffnet. Die entsprechenden Vereinbarungen mit den kirchlichen Gremien sind in trockenen Tüchern, der Umbau ist geplant.

Gerstung unterstreicht, sie sei Hahn für dessen großes Engagement außerordentlich dankbar. Ohne dessen Einsatz sei der Wechsel nicht möglich gewesen. Hahn wiederum macht im Gespräch mit der Redaktion keinen Hehl daraus, dass er es toll findet, eine Facharztpraxis in seine Gemeinde zu bekommen. „Ich bin hocherfreut!“, betont er.

Neue Frauenarztpraxis in Rasdorf: Entscheidung mit KV abgestimmt

Bei der Ansiedlung von Arztpraxen entscheidet auch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) mit. Die Entscheidung ist mit der KV besprochen: Der Arztsitz von Andreas Milde könne nach Rasdorf verlegt werden, erläutert Gerstung.

Der Standortwechsel sei nicht so dramatisch, wie er vielleicht aussehe: Der Anteil der Patientinnen aus der Stadt Hünfeld sei eine Minderheit gewesen – viele Frauen, die die Praxis aufsuchten, wohnten in anderen Altkreis-Orten oder im angrenzenden Thüringen. „Zwölf Kilometer Weg zu einer Facharzt-Praxis sind auch von Hünfeld aus zumutbar“, so Andreas Milde, der auch in Rasdorf unterstützend mitarbeiten wird.

Auch wenn der erste Schritt ins Pfarrheim führt: Der nächste Praxis-Umzug ist schon geplant: Gerstung und ihr Team werden in absehbarer Zeit – Jürgen Hahn sieht den Termin im Jahr 2023 – im Obergeschoss des Gasthofs Flach ihr Zuhause finden. Damit wird die Facharztpraxis Teil des Rasdorfer Projekts Seniorenwohnen sein, dessen Umsetzung in naher Zukunft beginnen soll.

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