„Jetzt ist es, wie es ist: Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Jürgen Wilke. Für ihn beginnt nun ein anderer Lebensrhythmus, der nicht mehr durch die Anforderungen des Berufs geprägt ist. „Jeden Morgen um 1 Uhr in der Backstube zu sein, das hat mir eigentlich nichts ausgemacht“, berichtet er zurückschauend. „Man hat ja einen festen Takt – das ist bekömmlicher als wochenweise wechselnde Schichtarbeit.“ Ob er das auch in jungen Jahren so entspannt gesehen habe? „Na ja – da konnte man nach dem Feiern auch mal eine Nacht ohne Schlaf auskommen“, gibt er mit einem Lächeln zurück.
Er hat den Bäckerberuf nicht nur gern, sondern auch intensiv ausgeübt: „Im Schnitt habe ich in zwei Wochen eine Tonne Mehl verbacken.“ Weil es aber immer schwieriger wurde, geeignetes Personal zu finden, hatte Jürgen Wilke bereits vor sieben Jahren den Geschäftsumfang verkleinert, indem er auf die Auslieferungsfahrten verzichtete und das Ladengeschäft schloss. Seitdem wurde Wilkes Brot nur noch am Hünfelder Wochenmarkt und im gegenüberliegenden Café verkauft, das Wilkes Frau Angelika betreibt.
Wer nun befürchtet, dass auch das Café nun schließe, den tröstet Wilke: „Der Betrieb dort geht weiter.“ Seit 25 Jahren führt die Familie das Geschäft und hat eine ordentliche sechsstellige Summe dort investiert. Und damit Jürgen Wilke nicht aus der Übung kommt, wird er auch dafür sorgen, dass das Torten- und Kuchen-Angebot das gewohnte Niveau behält.
Doch jetzt freut er sich auf ein „normales“ Dasein. Zum Beispiel als Großvater – immerhin wollen drei Enkelkinder den Opa öfter für sich haben. Und der möchte, wenn die Zeiten es erlauben, gerne mal Urlaubsfreuden genießen. Damit das Reisen nicht an den Grenzen des deutschen Sprachraums enden muss, plant Wilke zudem, seine Englischkenntnisse aufzufrischen.