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130 ukrainische Flüchtlinge in Hünfeld: Tafel „an der Grenze des Machbaren“

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Auch auf die Hünfelder Tafel hat der Ukraine-Krieg indirekt Auswirkungen: Die Nachfrage an Lebensmitteln ist bei der Hünfelder DRK-Einrichtung deutlich gestiegen.
Auch auf die Hünfelder Tafel hat der Ukraine-Krieg indirekt Auswirkungen: Die Nachfrage an Lebensmitteln ist bei der Hünfelder DRK-Einrichtung deutlich gestiegen. © Hartmut Zimmermann

Seitdem der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist, haben viele Einwohner ihre Heimat verlassen und Unterschlupf unter anderem in Deutschland gefunden. Auch in Hünfeld wurden für die Flüchtenden einiges auf die Beine gestellt. Die Tafel kommt dabei jedoch an ihre Grenzen.

Hünfeld - Mittlerweile befinden sich etwa 130 geflüchtete Ukrainer in Hünfeld, wie die Pressestelle des Landkreises Fulda auf Nachfrage erklärt. Darunter vor allem Menschen zwischen 0 und 65 Jahren. Der Landkreis nennt folgende Prozentanteile: 14 Prozent sind zwischen null und sechs Jahre alt, 29 Prozent zwischen 7 und 18. Der Großteil der in Hünfeld untergekommenen Ukrainer ist zwischen 19 und 53 Jahren; vier Prozent lautet der Anteil der über 65-Jährigen.

Ukraine-Krieg: Hünfelder Tafel stößt durch Flüchtlinge an ihre Grenzen

Untergebracht sind die Menschen zum größten Teil in privaten Unterkünften, wie Helmut Käsmann, Pressesprecher der Stadt Hünfeld berichtet. „Es gibt hier eine große ukrainische Community, die sich untereinander unter die Arme greift und viele Zimmer sowie Wohnungen zur Verfügung stellt.“ So seien vor allem die freikirchlichen Gemeinden im Hünfelder Land sehr aktiv, untereinander bestens vernetzt und bieten den Ukrainern ihre Hilfe an. (Lesen Sie hier: Hünfeld schickt 42 Feldbetten nach Polen - Partnerstadt erlebt Flüchtlings-Ansturm)

Aber auch die vom Landkreis angemieteten Sammelunterkünfte sind sehr gut belegt: „Im Schnitt sind sie mit 80 bis 95 Prozent ausgelastet“, heißt es vom Landkreis. Sollten die Flüchtlingszahlen steigen und die bisherigen Unterbringungsmöglichkeiten nicht mehr ausreichen, stünde in der Konrad-Zuse-Stadt das Jugendgästeraum in der Jahnstraße zur Verfügung.

Um den Menschen ihre Integration zu erleichtern, wurden bereits Deutsch-Grundkurse in Hünfeld über die Volkshochschule des Landkreises angeboten. Weitere Bildungsangebote sollen im Juni folgen. „Zahlreiche Flüchtlinge haben sich außerdem bei den vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) organisierten Integrationskursen angemeldet“, so die Landkreis-Pressestelle.

Auch der Besuch von Kindertagesstätten und Schulen in Hünfeld sei gefragt. Die Anmeldung erfolge in den Kitas über Städte und Gemeinden, die Anmeldung in einer Schule über das Aufnahme- und Beratungszentrum.

Nachfrage bei Hünfelder Tafel deutlich gestiegen - von 130 auf 210 Familien

Doch nicht nur Wohnraum und Bildungsangebote sind gefragt. Auch die Hünfelder Tafel, die bedürftige Menschen im Altkreis Hünfeld seit gut 15 Jahren mit Lebensmitteln versorgt, wird dabei sehr beansprucht: „Vor rund vier Wochen hatten wir etwa 130 Familien, die wir betreut haben. Heute sind es 210 Familien, darunter auch einige ukrainische“, erklärt Rudolf Köhl, Koordinator der Hünfelder Tafel. (Lesen Sie auch: Den Tafeln geht das Essen aus: Ukraine-Krieg verschärft die Lage)

Zu Engpässen bei der Warenausgabe sei es bislang noch nicht gekommen, aber: „Die Ware, die wir bekommen wird nicht mehr. Das heißt, wir müssen die gleiche Menge auf mehr Menschen verteilen, da bekommt jeder Einzelne natürlich weniger. Das ist an der Grenze des Machbaren.“

Dabei werden die Esswaren von Lebensmittelgeschäften aus Tann, Hilders, Hünfeld und Eiterfeld bezogen. Ab und zu werden noch zwei weitere Anbieter genutzt, auf die man in Zukunft gegebenenfalls häufiger zurückgreifen werde.

Spannungen zwischen Russen und Ukrainern sind in der aktuellen Lage nicht auszuschließen, gehören laut Landkreis bislang aber der Seltenheit an. In Einzelfällen biete er Unterstützung an, um eine Konfliktlösung herbeizuführen.

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