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Warum Hünfeld beinahe Teil der DDR geworden wäre

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Von: Redaktion Fuldaer Zeitung

Symbolfoto: Sabrina Mehler
Symbolfoto: Sabrina Mehler

Hünfeld - Wer Beispiele dafür sucht, dass man die Auswirkungen der großen Politik in der Region hautnah erlebt, der denkt zuerst an die deutsche Teilung, den Eisernen Vorhang, an „Zonenrand“. Heimatforscher Andreas Knüttel erinnert daran, dass Hünfeld, Haselstein und Eiterfeld vor 200 Jahren beinahe ebenfalls thüringisch geworden wären – und damit am Ende auch Teil der DDR.

Rückblende auf das Jahr 1815: Beim Wiener Kongress verpflichtet sich Preußen, dem Herzogtum Sachsen-Weimar rund 27.00 Einwohner aus dem neu übernommenen einst fürstbischöflich-fuldischen Territorium zu überlassen. Weil aber in den Ämtern Geisa und Dermbach, die von ihrer geografischen Lage am ehesten zur Angliederung an Sachsen-Weimar geeignet waren, nur rund 10.000 Menschen lebten, wurde nach Ergänzungen gesucht.

Die Idee: auch die Ämter Haselstein, Eiterfeld und Hünfeld an Sachsen-Weimar abgeben. Damit wäre für die Menschen in der Region zumal die jüngere Geschichte dramatisch anders verlaufen: Wie Geisa und Dermbach wären dann Eiterfeld und Hünfeld nach 1918 thüringisch geworden – und daher nach dem 2. Weltkrieg zum Staatsgebiet der DDR.

Der US-Stützpunkt namens Point Alpha wäre dann eben nicht bei Rasdorf, sondern vielleicht irgendwo unweit der Hartmannshöhe hinter Burghaun oder statt des Fluggeländes am „Plätzer“ platziert worden – und die Hünfelder wären 1989 mit dem „Trabi“ nach Fulda gepilgert, um Begrüßungsgeld zu empfangen (und um endlich das Grab des heiligen Bonifatius zu besuchen).

Doch es kam anders: Anstelle von Hünfeld, Eiterfeld und Haselstein trat das Kurfürstentum Hessen-Kassel die ganz früher fuldische und ab 1648 hessische Stadt Vacha und ihr Umland an das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach ab, mit der Folge, dass Vacha wie Geisa DDR-Grenzort wurde.

Die Gründe für die Entscheidung des Kasseler Kurfürsten liegen in der Geografie seines neu erworbenen früher fuldischen Territoriums: Zwischen den Städten Schlitz (Großherzogtum Hessen) und einem an Sachsen-Weimar abgetretenen Hünfelder Land hätte es nur einen schmalen, an der engsten Stelle sechs Kilometer breiten Korridor gegeben, um das Fuldaer Land zu erreichen – und der hätte bei Burghaun aus dem Tal heraus über die Höhe geführt.

Um dies zu vermeiden, entschied sich der Kasseler Kurfürst, Vacha abzugeben – und ersparte so dem Hünfelder Land unter anderem die „Segnungen“ des Sozialismus. / zi

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