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Museen waren sein Lebenswerk: Burkhard Kling überraschend im Alter von 61 Jahren gestorben

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Burkhard Kling war in den vergangenen 25 Jahren das Gesicht des Steinauer Brüder Grimm-Hauses. (Archivfoto) © Walter Kreuzer

Völlig überraschend hat am Donnerstag die traurige Nachricht die Kulturszene des Main-Kinzig-Kreises getroffen: Kunsthistoriker Burkhard Kling, Leiter der Steinauer Museen Brüder Grimm-Haus und Museum an der Straße, ist in der Nacht zum Donnerstag im Alter von 61 Jahren gestorben.

Steinau/Gelnhausen - Die Region verliert damit einen überragenden Kenner der lokalen Geschichte, die internationale Literaturszene einen versierten Fachmann für die Familie Grimm und die Stadt Steinau im Kinzigtal einen Verfechter für ihre kulturellen Belange.

Kinzigtal: Museumsleiter Burkhard Kling stirbt mit 61 Jahren

Wer Burkhard Kling kannte, der weiß, dass er ein Kämpfer war – vor allem für die Projekte, die ihm am Herzen lagen. Er galt als streitbar, manchmal auch als Querkopf, wenn es um „seine“ Museen, „seine“ Brüder Grimm ging. Seit Jahrzehnten setzte er sich dafür ein, dass die Stadt Steinau und das Museum Brüder Grimm-Haus mehr Anerkennung erfuhren, ebenso wie seine Arbeit dafür.

Gerade hatte er sein Ziel erreicht, hatte am Tag der Literatur den „Hessischen Literaturlöwen“ erhalten. Das hatte er als „Ritterschlag“ empfunden, als „einen Schritt nach vorn, weiter in die literarische Zukunft“, wie er sagte.

Schon früher war Kling für sein langjähriges Engagement geehrt worden, hatte 2011 den Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises erhalten. Auch dass die von ihm geleiteten Museen 2008 mit dem Museums-Förderpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ausgezeichnet wurden, betrachtete er zu Recht als einen persönlichen Erfolg. Dass er im Museum internationale Gäste wie den japanischen Generalkonsul begrüßen konnte, war für ihn immer wieder ein Triumph.

Kunsthistoriker Burkhard Kling ist im Alter von 61 Jahren gestorben

Burkhard Kling wurde 1962 in Gelnhausen-Haitz geboren, studierte Kunstgeschichte, mittlere und neuere Geschichte sowie ältere deutsche Literatur und im Grundstudium Archäologie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt. Er ist der Vater der historischen Erlebnisführungen in Gelnhausen. 1996 entwickelte er das Konzept, das bis heute Erfolgsgeschichte schreibt.

1998 übernahm Kling die Leitung der Steinauer Museen. Das Amtshaus, in dem der Vater der Brüder Grimm Gericht hielt, war zunächst ein Provisorium. Das heutige „Museum an der Straße“ war baulich in einem erbärmlichen Zustand und vom Einsturz bedroht. Kling übernahm die Planung der Sanierung und die konzeptionelle Entwicklung als Museum. Unter seiner Ägide wurden beide Museen zu Glanzstücken der musealen Szene, weit über die Region hinaus. Das Brüder-Grimm-Haus gilt als Aushängeschild für den Main-Kinzig-Kreis – es war sein Lebenswerk.

In einem Interview sagte Kling einmal, sein zweitliebster Beruf wäre Opernsänger gewesen. In seiner Freizeit war er deswegen mit viel Vergnügen als Kleindarsteller auf der Opernbühne zu sehen. Auch bei Theaterstücken zum Steinauer Märchensonntag war er als Schauspieler mit an Bord.

Steinaus Bürgermeister Christian Zimmermann (parteilos) äußerte sich am Donnerstag geschockt über die Nachricht. „Burkhard Kling war das Gesicht des Brüder Grimm Hauses in Steinau, ohne ihn würde es dieses Haus so nicht geben und noch viel weniger würde dieses Haus seine Strahlkraft in die Welt entsenden. Nach der Corona-Pandemie und den Querelen in der Vergangenheit vor meiner Amtszeit sollte es jetzt wieder aufwärtsgehen.“

Wir haben eine große und großartige Persönlichkeit für Steinau an der Straße, den Main-Kinzig-Kreis und Hessen verloren.

Steinaus Bürgermeister Christian Zimmermann

Burkhard Kling sei „auf dem Weg zu alter Freude und Tatendrang“ gewesen; die Triegel-Ausstellung sei ein großer Erfolg gewesen. „Solche Ausstellungen sollten die Menschen wieder nach Steinau bringen, und das ist ihm gelungen.“ Die Auszeichnung mit dem Literaturlöwen zeige, wie breit Klings Wirken war: als Historiker, für Literatur, Kunst und seine Tätigkeit im hessischen Museumsverband.

„Wir wollten die Kinder und Jugendlichen aktiv wieder ins Museum holen und ihnen das literarische Erbe der Brüder Grimm näherbringen. Dazu hat Burkhard Kling ein Konzept erstellt, um auf die Schulen zuzugehen. Die Lücke, die jetzt aufgerissen wurde, kann nicht so einfach wieder geschlossen werden. Sein Andenken wie auch sein Wirken muss in Steinau hochgehalten werden. Wir haben eine große und großartige Persönlichkeit für Steinau an der Straße, den Main-Kinzig-Kreis und Hessen verloren.“

Klings Lieblingsschriftsteller war Hugo von Hoffmansthal. Und der schrieb: „Wenn ein Mensch dahin ist, nimmt er ein Geheimnis mit sich: wie es ihm, gerade ihm – im geistigen Sinn zu leben möglich gewesen sei.“ Burkhard Klings Geheimnis war, dass er nie aufgehört hat, für seine Ziele zu kämpfen. (Von Tanja Bruske-Guth)

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