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Altengronauer wandert 1393 Kilometer entlang der ehemaligen Grenze

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Von: Redaktion Fuldaer Zeitung

Repros: Brigitte Betz
Repros: Brigitte Betz

Altengronau - Für den ehemaligen DDR-Bürger Ralph Georgi ist das „Grüne Band“ eine Herzensangelegenheit. Er ist nicht nur die 1393 Kilometer lange Strecke entlang des Grenzstreifen gewandert, sondern hat auch originalgetreue Grenzsäulen errichtet. Darüber berichtet auch das ZDF.

Von Brigitte Betz

Ralph Georgi ist in der DDR aufgewachsen, bevor er vor 31 Jahren bei einem Urlaub am Plattensee in Ungarn beschloss gemeinsam mit seiner Freundin Ilka zu fliehen. Der gelernte Tischler wollte im SED-Staat eigentlich seinen Meister machen. Ilka studierte Bauingenieurwesen und wollte noch ein anderes Studium beginnen. Doch beiden wurde es verwehrt, da sie nicht der SED angehörten, und sich lieber aktiv am kirchlichen Leben beteiligten.

In umgebautem Honda geflüchtet

Spontan schmiedeten sie mit ihren westdeutschen Verwandten einen Fluchtplan. Deren Honda Civic wurde so umgebaut, dass die beiden unter der mit Gepäck und Kleidungsstücken bestückten Rückbank Platz fanden. Die Kleidung in Rucksäcken verstaut und mit der Angst vor Entdeckung reisten sie von Ungarn über Jugoslawien und Österreich in die BRD.

Ein einschneidendes Ereignis für die damals 21-Jährigen aus Zwickau, das nie in Vergessenheit gerät. Buchstäblich aus dem „Nichts“ haben sie sich ein neues Leben aufgebaut, eine Familie gegründet, und sind nach drei Ortswechseln 1992 in Altengronau sesshaft geworden.

Seltene Pflanzen nahe der ehemaligen Grenze

Seit Jahren engagiert sich der begeisterte Hobbyfotograf aktiv als Mitglied im BUND. Seine besondere Aufmerksamkeit widmete er dabei dem „Grünen Band“, das nur wenige Wochen nach dem Zusammenbruch der DDR Diktatur, vor 30 Jahren, durch den BUND gegründet wurde. Naturschützer aus Ost und West hatten erkannt, dass in der Abgeschiedenheit der Grenze ein wahres Biotop mit seltenen Pflanzen und Tieren beheimatet ist.

Seit Mai 2013 wandert Georgi mit seinem Schulfreund Hendrik Schmidt jedes Jahr für zehn Tage am „Grünen Band“ entlang. Dieser hatte die Idee zu der 1393 Kilometer langen Grenzwanderung von Regnitzlosau bis an die Ostsee auf den Priwall bei Travemünde. Im Juni 2019 haben sie überglücklich ihr gestecktes Ziel erreicht.

ZDF-Beitrag am 3. Oktober

Diesen Erfolg nahm Georgi zum Anlass, gemeinsam mit Jürgen Strack, einem befreundeten BUND-Aktivisten, drei originalgetreue Grenzsäulen mit entsprechenden Nummern und DDR Wappen nachzubauen und entlang des „Grünen Bandes“ zu errichten.

Die erste Säule soll auf dem Priwall errichtet werden, die zweite in der Mitte der ehemaligen innerdeutschen Grenze bei Duderstadt und die dritte steht bereits in der Nähe von Regnitzlosau am Dreiländereck Bayern, Sachsen und Böhmen. Bei der Herstellung wurden sie vom BBO-Berufliches Bildungszentrum Osthessen in Schlüchtern unterstützt. Im Rahmen ihrer Ausbildung haben Auszubildende die Säulen anhand von Starcks Originalplänen nachgebaut.

Die Arbeiten wurden von einem Fernsehteam des ZDF begleitet. Daraus entstand die Reportage „Grenzgänger-Spurensuche am ehemaligen Todesstreifen“, die am 3.Oktober um 11.30 Uhr im ZDF ausgestrahlt wird.

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