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Mit Tinte gegen Automatensprenger: Kreissparkasse und VR-Bank setzen auf Sicherungsmechanismen

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Von: Walter Kreuzer

Im Herbst 2020 wurde der Geldautomat in der Steinauer Sparkassen-Filiale gesprengt.
Im Herbst 2020 wurde der Geldautomat in der Steinauer Sparkassen-Filiale gesprengt. Das Institut wie auch die VR-Bank Fulda haben inzwischen die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. © Hanns Szczepanek

Wird eine Kassette im Geldautomat unsachgemäß geöffnet, werden die Scheine mit Tinte eingefärbt – entsprechende Sicherheitssysteme hat sowohl die Kreissparkasse Schlüchtern als auch die VR-Bank Fulda im Einsatz.

Schlüchtern - „Auf Schildern neben den Geldautomaten weisen wir in allen west- und osteuropäischen Sprachen auf die Folgen des Einfärbesystems hin – damit es hoffentlich der Richtige liest, bevor er Hand anlegt“, sagt der Vorstandschef der Kreissparkasse Schlüchtern (Kinzigtal), Torsten Priemer. Darüber hinaus hat das Institut „mechanische Vorrichtungen verstärkt. Damit wird verhindert, dass Gas in den Geldautomat eingeleitet wird“. Mittlerweile werde nicht nur mit Gas, sondern mit Dynamit gesprengt.

Banken im Kinzigtal setzen auf Sicherheitssystem gegen Automatensprenger

Bundesweit wird immer wieder diskutiert, ob die Banken genügend unternehmen, um Geldautomatensprengungen zu verhindern. Zwischen der deutschen Kreditwirtschaft und dem Bundesinnenministerium gibt es einen Runden Tisch. Dort wird beraten, ob die Sicherung der Automaten weiter den Unternehmen überlassen wird oder aber gesetzliche Maßnahmen für nötig erachtet werden.

„Bei einer Sprengung pro Tag sind die bundesweiten Fallzahlen überschaubar. Aber die Sprengung eines Geldautomaten bedeutet, dass die Filiale sechs bis neun Monate außer Betrieb ist“, ordnet Priemer die Zahlen ein und ergänzt sie mit der eigenen Erfahrung.

Neben den Geldautomaten der Sparkasse warnt ein Schild in vielen Sprachen, dass die Geldscheine bei einer Sprengung unbrauchbar werden.
Neben den Geldautomaten der Sparkasse warnt ein Schild in vielen Sprachen, dass die Geldscheine bei einer Sprengung unbrauchbar werden. Es soll potenzielle Täter abschrecken. © Walter Kreuzer

Weniger die Beute an Bargeld, die von den Gaunern geraubt werden könnte, sei für ihn das Problem. Es geht vielmehr um den Sachschaden, wie er etwa bei den Sprengungen der Sparkassen-Filialen Altengronau (2018) und Steinau (2020) entstanden ist. „Es muss der Versicherungsfall festgestellt und dann überlegt werden, was mit dem Gebäude geschieht. Soll es wie vorher hergestellt oder soll die Filiale auf den Stand der Technik gebracht werden. Und dann werden Handwerker benötigt“, nennt der Bankchef Beispiele.

Bei einer Sprengung pro Tag sind die bundesweiten Fallzahlen überschaubar. Aber die Sprengung eines Geldautomaten bedeutet, dass die Filiale sechs bis neun Monate außer Betrieb ist.

Torsten Priemer, Vorstandsvorsitzender Kreissparkasse Schlüchtern

Der größte Schaden sei, „dass die Kunden lange auf ihre Filiale verzichten müssen. Hinzu kommt, dass bei einer Sprengung Menschen in Lebensgefahr geraten könnten – sei es in einer Wohnung über der Bank oder als zufällige Passanten. Wegen diesem Risiko spricht die Politik mit der Kreditwirtschaft“.

Längst seien von den Banken Maßnahmen ergriffen worden, mit denen das Problem gelöst werden könnte. Priemer: „Die überwiegende Zahl schließt nachts ihre SB-Bereiche. Nachts um 12 Uhr gibt es vielerorts kein Bargeld mehr. Wir haben uns gegen dieses Vorgehen entschieden. Allerdings haben wir die entsprechenden Vorrichtungen in den Filialen. Es ist nicht die Masse, die nachts Geld abhebt. Aber wer dann Bargeld braucht, der freut sich, dass er es bekommt.“

Video: So viele Geldautomaten wie noch nie werden in die Luft gejagt

Anders entschieden hat sich die VR-Bank Fulda für ihre 24 Geldautomaten, teilt der Bereichsleiter Unternehmensentwicklung, Thomas Heil, auf KN-Anfrage mit: „Seit Beginn des letzten Jahres sind unsere Filialen von 23 Uhr bis 6 Uhr morgens aus Sicherheitsgründen geschlossen. Wir haben die Nutzung zu diesen Zeiten untersucht. Die Nachfrage nach Bargeld an Automaten ist sehr gering. Eine Nachtschließung wird seitens der Kriminalpolizei sowie der Schadensversicherer den Banken empfohlen.“

Da die „Kosten für die laufende Unterhaltung und besonders für die Sicherheitstechnik sehr hoch sind“, kämen die Geldautomaten „regelmäßig auf den Prüfstand“. Je nach „Intensität der Nutzung“ kämen etwa 1800 Euro pro Monat zusammen.

„Die Anschaffungskosten liegen im fünfstelligen Bereich. Dann kommt die Wartung hinzu. Die Tinte muss regelmäßig gewechselt und der Mechanismus auf Funktion überprüft werden. In der Summe ist das aber günstiger als wenn nur ein Geldautomat gesprengt würde“, fasst Torsten Priemer die Überlegungen zusammen.

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