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Auf dem Bauernhof fürs Leben lernen: Naturkindergarten „Lämmerschlupp“ startet im Februar

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Von: Redaktion Fuldaer Zeitung

Fotos: Naturkindergarten „Lämmerschlupp“
Fotos: Naturkindergarten „Lämmerschlupp“

Birstein-Kirchbracht - Im Naturkindergarten „Lämmerschlupp“ in Birstein-Kirchbracht werden vom 1. Februar an die ersten Kinder betreut. Das kündigt der gleichnamige Trägerverein jetzt an. Das Team um Pädagogin Nicole Krauthan werde mit einer Kleingruppe loslegen, sodass sich die Kinder langsam eingewöhnen können.

Dies geht aus einer Pressemitteilung hervor. Sechs Anmeldungen liegen bereits vor, weitere Eltern hätten Interesse signalisiert, hätten mit einer Anmeldung aber noch gewartet, bis klar sei, wann es losgeht, sagt Nicole Krauthan. Nun sei die Betreuung gesichert. Ihren Angaben zufolge steht die Finanzierung. Nachdem der Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Thorsten Stolz (SPD), und die Gemeinde Birstein jeweils 10.000 Euro Anschubfinanzierung zugesagt hatten, habe zuletzt das Amt für Umwelt, Naturschutz und Ländlicher Raum in Gelnhausen angekündigt, die verbleibende Finanzierungslücke von gut 60.000 Euro für die Anfangsphase zu schließen.

Angebot für Familien

Daraufhin habe nun das Kreisjugendamt in Gelnhausen dem Kindergarten die Betriebsgenehmigung erteilt. Wenn alle Plätze belegt sind, soll sich der Kindergarten selbst tragen. Das Angebot richtet sich an Familien aus Birstein, Freiensteinau, Grebenhain, Gedern, Hirzenhain, Brachttal, Ortenberg, Kefenrod und Bad Soden-Salmünster.

Verbindung verschiedener Elemente

Das Konzept verbindet Elemente der Bauernhof-, Natur- und Wildnispädagogik mit dem Gesundheitskonzept von Sebastian Kneipp. „Wir freuen uns riesig, dass wir nach eineinhalb Jahren Vorarbeit unsere besondere Konzeption mit den Kindern leben können“, sagt Krauthan von der gleichnamigen Bioland-Schäferei. Die erfahrene Pädagogin hat den Verein mitgegründet und wird den Kindergarten leiten, in dem Bio-Schäfer Christian Krauthan und zwei weitere Fachkräfte mitarbeiten werden. Nicole Krauthan ist Erzieherin und hat eine Zusatzausbildung zur Wahrnehmungs- und Bewegungsförderung. Die zweite bereits angeworbene Fachkraft ist Erzieherin und ausgebildete Naturpädagogin.

Dorfmitte als Ausgangspunkt

Ausgangspunkt sämtlicher Aktivitäten ist die Dorfmitte. Die Kinder kommen morgens auf dem Kirchbrachter Dorf-Spielplatz zusammen, wo auch die Familienführungen beginnen (Volkartshainer Weg, siehe Kasten). Von dort wandern sie zu einem nahen Garten, der mit Schutzhütte als Start- und Endpunkt sämtlicher Exkursionen dient. Unterwegs trifft die Gruppe etwa den örtlichen Imker, die Vorsitzende des Kneipp-Vereins, den Betreiber der Biogasanlage, den Schreiner oder Leute aus den beiden Bio-Bäckereien im Ort. Die Kinder spazieren an Weiden, Koppeln und Streuobstwiesen vorbei.

Verbindung zu Bio-Schäferei Krauthan

Besonders eng verbunden ist der Kindergarten der Bio-Schäferei Krauthan. Mit den Pädagogen wird der Schäfer die Kinder mit den Abläufen des landwirtschaftlichen Betriebes vertraut machen. Die Jungen und Mädchen dürfen bei der Aufzucht der Flaschenlämmer und im Schäfereibetrieb helfen. So üben sie, Verantwortung zu übernehmen. Generell sollen die Zwei- bis Sechsjährigen die Erwachsenen bei der Arbeit erleben. Vom Bio-Schäfer erfahren sie wie artgerechte Tierhaltung für Mensch und Umwelt sorgt und mit welcher Einstellung er zu Werke geht: „Ich sorge gut für das Schaf, das Schaf sorgt mit seinem Fleisch und seiner Wolle dann später für unser Wohlergehen und beim Grasen erhält es wichtige Biotope.“

„Mit allen Sinnen begreifen“

Krauthan betont: „Von vielerlei Eindrücken bewegt können die Kinder entscheiden, wo ihr Interesse sie hinführt. Sie stellen ihr Lernprogramm, begleitet durch uns Fachkräfte, selbst zusammen. Heute weiß man, dass ein solches von innen motiviertes Lernen am effektivsten und nachhaltigsten ist.“ Die Kinder sollen sich also nach eigenem Tempo mit dem Leben in der Dorfgemeinschaft vertraut machen. Sie können mit allen Sinnen begreifen, wie Lebensmittel, Dinge des täglichen Bedarfs und Energie nachhaltig hergestellt und vermarktet werden. Ziel sei es, so Krauthan, dass sich die Jungen und Mädchen in ihrer Herkunftsregion verwurzeln und so einen festen Stand für ihr Leben gewinnen. Sie schwärmt: „Die Kinder bauen nicht zwischen vier Wänden einen Bauernhof nach. Sie spielen und lernen auf den örtlichen Höfen mit echten Tieren und Menschen. Die Welt des Naturkindergartens ist das Dorf und seine Umgebung.“ Bildung vollziehe sich „in echt“.

Das Erleben von Generationen

Das bedeute: Die Kinder erleben Menschen jeder Generation und mit völlig verschiedenem Erfahrungswissen in ihrem Alltag. Die nachwachsende Generation verbinde sich so mit den Älteren, nehme deren Wissen auf und könne daran anknüpfen. Indem Kinder sich ihre Welt unmittelbar erschließen könnten, würden sie selbstständig, sagt Krauthan. „Wer früh lernt, dass seine Meinung zählt und er mitgestalten darf, erfährt: Du bist gefragt. Du kannst die Lebensbedingungen mitbestimmen.“

Termin

Das Team des Naturkindergartens „Lämmerschlupp“ lädt für die Samstag, 25. Januar, 1. und 15. Februar jeweils um 15 Uhr Interessierte und Förderer ein, sich bei einer Familienführung vor Ort ein Bild zu machen. In dem Kindergarten sollen 20 Kinder ab zwei Jahren bis zum Schuleintritt betreut werden. Noch sind Plätze frei. Innerhalb der Öffnungszeit von 8 bis 15 Uhr stehen Betreuungsmodelle mit und ohne Mittagessen zur Auswahl. Die Öffnungszeiten sollen sich später am Bedarf der Eltern orientieren. Geplant ist zudem, dass Kneipp-Mentorin Eva Leitzgen die Kinder mit den Prinzipien des Gesundheitsdoktors vertraut macht. Die Konzeption des Lämmerschlupps sowie Kontaktdaten für Anmeldungen, Bewerbungen von Fachkräften und für Förderer gibt es im Internet. / lq

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