"Betongold" wieder gefragt
region - Im Bergwinkel investieren wieder mehr Bürger ihr Geld in ein Eigenheim. Ob Kauf, Ausbau oder Neubau: Das eigene Zuhause erlebt in der Region eine Renaissance.
37 Ein- oder Zweifamilienhäuser sind im vergangenen Jahr im Altkreis Schlüchtern gebaut worden. Das sind vier Eigenheime mehr als im Jahr zuvor und sieben mehr als 2011.
"Seit die Bankenkrise von 2008 vorüber ist, gewinnt das ,Betongold' wieder an Bedeutung", erklärt Klaus Zeller, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Gelnhausen-Schlüchtern. Das zeige sich auch an den Zahlen der Handwerksbetriebe. "Sie haben sehr gut zu tun. Das Handwerk im Bergwinkel steht im Allgemeinen sehr gut da", so Zeller über die Lage der Unternehmer. Er ergänzt schmunzelnd: "Also, mir hat jedenfalls niemand gesagt, dass er keine Arbeit hätte."
Das bestätigt auch ein Blick über den Tellerrand hinaus: Heinrich Gringel, Präsident der Handwerkskammer Kassel, sagte bei der Vorstellung der Quartalsergebnisse der jährlichen Konjunkturumfrage der Kammer, besonders optimistisch sei das Ausbaugewerbe – also etwa Maler, Heizungsbauer, Tischler und Raumausstatter. "Für eine Umfrage im Winter sind das außerordentlich gute Werte", verdeutlichte der Präsident.
Die eigenen vier Wände liegen also im Trend, wobei das weniger bedeutet, dass Leute ein Ein- bis Zweifamilienhaus kaufen beziehungsweise bauen, sondern vielmehr, dass sie ein bestehendes erweitern, zum Beispiel durch den Anbau eines weiteren Geschosses. Auch Investitionen in energiesparende Maßnahmen – von der Fassadensanierung bis zur Erneuerung von Fenstern und Heizungen – oder schlicht eine Garage werden gerne in Angriff genommen: Alles, was den Wert der eigenen Immobilie erhöht. "Bevor das Geld angelegt wird, wird es in das Haus gesteckt", resümiert der Geschäftsführer der hiesigen Kreishandwerkerschaft, Klaus Zeller.
Die Zinsen für ein Baudarlehen bewegen sich zwischen 1,6 und 3,5 Prozent – je nach Bank und Laufzeit. Dass sich das positiv auf den Häuserbau auswirkt, weiß auch Gerold Oechler, Vorstand der VR-Bank Schlüchtern-Birstein. Er rechnet damit, dass sich dieser Trend sogar noch fortsetzen wird: "Auch 2014 wird ein gutes Jahr."
Ähnlich denkt auch Günter Baum, Vorstandsvorsitzender des nicht nur in Deutschland präsenten Fertighausbauers Bien-Zenker. "Wir gehen von einer Steigerung von zwei bis drei Prozent für das Jahr 2014 aus", erklärt Baum auf Nachfrage unserer Zeitung. Diese zwei bis drei Prozent aber sind auf die zirka drei Prozent Steigerung aufzuschlagen, von der die Firma für das abgelaufene Jahr ausgeht. "Aber da haben wir noch kein endgültiges Ergebnis." Nachdem der Markt in den vergangenen zehn Jahren stark geschrumpft sei, scheint die Kurve nun wieder nach oben zu zeigen. "Wir sind optimistisch", sagt Baum auch über das neue Geschäftsjahr.
Diesen Zukunftsoptimismus münzt eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer in Zahlen um: Ein Drittel der Industriebetriebe – genau sind es 33,9 Prozent – prognostiziert für sich steigende und nur noch 13,6 Prozent gehen von sinkenden Umsätzen aus. Vor zwölf Monaten waren diese Zahlen noch anders: Nur 19,8 Prozent der Industriebetriebe blickten damals zuversichtlich nach vorne, und ebenso viele waren skeptisch hinsichtlich ihrer künftigen Aussichten. Diese Verschiebung untermauert, dass der Aufschwung die Industrie bereits erfasst hat.
Zu verdanken haben sie das zwar nicht ausschließlich den Häuslebauern, der Trend ist trotzdem erkennbar: Bereits vier Bauanträge für Eigenheime sind im Altkreis Schlüchtern bereits gestellt worden. Und das im ersten Monat. Hochgerechnet wären das 48 – 11 mehr als noch 2013.