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Betten nicht ausgelastet: Zwei Reha-Kliniken in Bad Soden sind zeitweise zahlungsunfähig

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Von: Hanns-Georg Szczepanek

Main-Kinzig-Kreis: Die Klinik Lohrey ist eine der beiden Reha-Kliniken, deren Betreiberfirmen in Schieflage geraten sind.
Die Klinik Lohrey ist eine der beiden Reha-Kliniken, deren Betreiberfirmen in Schieflage geraten sind. © Barbara Kruse

Die Klinik Lohrey und die Rhönblick-Klinik in Bad Soden haben wirtschaftliche Probleme. Sie waren in den vergangenen Wochen zeitweise nicht zahlungsfähig. Hauptgrund sind laut der Geschäftsleitung die Folgen der Corona-Pandemie, weil die Klinikbetten seit Monaten unzureichend ausgelastet sind. Bis März 2022 sollen beide Betreiberfirmen neu aufgestellt werden.

Bad Soden - Aus diesem Grund ist Anfang Dezember beim zuständigen Amtsgericht Hanau im Main-Kinzig-Kreis Insolvenzantrag gestellt worden. Doch der Betrieb läuft weiter, denn das Gericht hat einer Insolvenz in Eigenverwaltung zugestimmt. Damit fungiert die bisherige Geschäftsleitung der beiden Schwester-GmbHs gewissermaßen als Insolvenzverwalter in eigener Sache.

Zum vorläufigen Sachverwalter ist vom Gericht Professor Dr. Lucas Flöther bestellt worden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden am 9. Dezember über die aktuelle Lage in einer Betriebsversammlung informiert.

Der örtliche Geschäftsführer Tobias Bretthauer hat zur Unterstützung bei der geplanten Neuausrichtung Nico Kämpfert an seiner Seite. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der Magdeburger Firma Innovatis Restrukturierung. (Lesen Sie hier: Personallage in Kreiskliniken spitzt sich zu - Weniger einsatzbereite Intensivpflegekräfte)

Main-Kinzig-Kreis: Zwei Reha-Kliniken wegen Corona zeitweise zahlungsunfähig

Betroffen sind in beiden Kliniken etwa 250 Beschäftigte, von der Vollzeitkraft bis hin zu geringfügig Beschäftigten. Kämpfert lobt auf Anfrage unserer Zeitung, dass die Belegschaft signalisiert habe, mit der Geschäftsleitung an einem Strang ziehen zu wollen, um die durch die Folgen der Corona-Pandemie in Schieflage geratenen Reha-Kliniken wieder aufrichten und aus der Krise führen zu können.

In der Kurstadt an der Salz war Gerede aufgekommen, weil durch die Liquiditätsprobleme die Zahlung von Löhnen und Gehältern ins Stocken geraten war. Die Arbeitsentgelte für November sollten bis Mitte Dezember über das Insolvenzgeld ausgezahlt werden, die Bezüge für diesen Monat würden wieder pünktlich zum Fälligkeitstag bei der Belegschaft ankommen, versicherte Kämpfert gestern.

Geschäftsbetrieb der Kliniken werde „ohne Einschränkungen fortgeführt“

In einer Pressenotiz führt der Diplom-Wirtschaftsjurist aus, dass zum weiteren Vorgehen drei Dinge gehören: die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die kommenden drei Monate, die mit der Eigenverwaltung einhergehende sehr ausführliche Kommunikation und Abstimmungsprozesse mit allen Beteiligten sowie die Erstellung eines nachhaltigen Fortführungs- und Sanierungskonzepts für die Betreiberfirmen. Der Geschäftsbetrieb der Reha-Kliniken Lohrey und Rhönblick werde „ohne Einschränkungen fortgeführt“.

Zunächst gehe es darum, den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren, um den Unternehmen in der Folge eine mittel- und langfristige Perspektive am Markt zu eröffnen. Diese sei positiv zu bewerten, denn das Rehabilitationswesen markiere aufgrund guter Prognosen einen Zukunftsmarkt. Lieferanten und Dienstleister würden derzeit darüber informiert, dass vonseiten der Kliniken Interesse am Fortbestand der Geschäftsbeziehungen bestehe.

Stichwort

Die Klinik Lohrey ist eine von einer gleichnamigen GmbH geführte Rehabilitationsklinik sowie eine Klinik für Anschlussheilbehandlungen für Innere Medizin, Orthopädie und Geriatrie. Dort werden stationäre, teilstationäre sowie ambulante Leistungen erbracht. Für die stationären Leistungen stehen laut der Geschäftsleitung 177 Betten zur Verfügung.

Die Mehrzahl der Zimmer ist behindertengerecht. Die Rhönblick-Klinik, deren Betreiberin die Gesundes Leben GmbH ist, hat laut ihrem Geschäftsführer Tobias Bretthauer 115 Betten und gilt als hochqualifizierte Rehabilitationseinrichtung für Innere Medizin und Orthopädie.

Die Betten können auch für Anschlussheilbehandlungen genutzt werden. Eine weitere Spezialisierung der Kliniken ist die Lungenheilkunde. Mit den insgesamt 292 Betten gehört das Klinik-Tandem in Bad Soden zu den größten Reha-Einrichtungen im Main-Kinzig-Kreis.

Bis zum kommenden März würden vor allem Gespräche mit Kostenträgern geführt, um die Erlössituation zu verbessern. Zu den pandemiebedingt niedrigen Belegungszahlen kämen knapp bemessene Fallpauschalen der Sozialversicherungsträger, die zusammen zu einer dauerhaften Unterdeckung geführt hätten.

Die Auslastung liege seit Längerem 15 bis 20 Prozent unter der Kostendeckungsgrenze, so Kämpfert auf Nachfrage. Inzwischen seien Verbindlichkeiten in siebenstelliger Betragshöhe entstanden. Hinzu komme ein Investitionsstau bei Instandhaltung und Modernisierung der angemieteten Immobilien.

Finanzielle Probleme in Reha-Kliniken: So sieht die Sanierungsstrategie aus

Neben dem im Zuge eines Insolvenzplans vorgesehenen Schuldenschnitt sei es für die Zukunft der beiden GmbHs „essenziell, eine nachhaltige Finanzierungslösung umzusetzen, die auch weitreichende Investitionen ermöglicht“, so Kämpfert zur grundsätzlichen Sanierungsstrategie.

„Ein Eigenverwaltungsverfahren bietet den Kliniken ein bewährtes Instrumentarium, um sich zu sanieren“, wird Sachwalter Lucas Flöther in der Pressenotiz zitiert. Das Insolvenzrecht erlaube dies nur in Fällen, in denen Unternehmen frühzeitig selbst tätig würden und genügend Handlungsspielraum für eine Lösung bestehe.

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