„Bis heute trinke ich keinen Tropfen Milch mehr“ – Erinnerung an 1945 und die Zeit der Vertreibung
Schlüchtern - Das Ende des Zweiten Weltkrieges haben Herbert Leskopf und Waltraude Steffan noch in ihrer Heimat erlebt: Herbert Leskopf im südmährischen Znaim, Waltraude Steffan im Sudetenland, in Großstohl. Für beide brach mit dem Ende des Krieges zunächst eine schwere Zeit an. Als Vertriebene mussten sie sich in Schlüchtern eine neue Heimat aufbauen. Beide haben bei all dem Unglück jedoch auch viel Gutes erlebt.
Von unserem Redaktionsmitglied Sabine Schuchardt
Für Waltraude Steffan war es der schönste Geburtstag ihres Lebens: An jenem 30. April 1945 sollte sie eigentlich als Wehrmachtshelferin einrücken. Kurz zuvor hatte sich die 19-jährige Verkäuferin noch die Zöpfe abschneiden lassen, sich von ihren Arbeitskollegen und ihrem Chef in dem Warenhaus in Römerstadt verabschiedet. Den Verlust der Haare konnte sie gut verkraften, denn die Freude darüber, dass sie doch nicht einrücken musste, überwog alles. „Das war das schönste Geburtstagsgeschenk“, sagt die heute 89-Jährige und lacht.
Irgendwann – noch vor dem offiziellen Kriegsende am 8. Mai – kam aus Berlin der Befehl, dass alle Deutschen so schnell wie möglich die deutsche Grenze erreichen sollten. Die Familie stellte sich die bange Frage: Bleiben oder gehen? Der Vater wollte zunächst bleiben, „egal, was passiert“. Doch die gefürchteten russischen Soldaten nahmen Haus und Hof in Besitz. Der Vater musste Uhr und Stiefel abgeben, die Russen feierten die ganze Nacht den Sieg und nahmen alles mit.
Aus dem Nachbarhaus hörte Waltraude Steffan Schreie – dort wurde die Nachbarin vergewaltigt. Die Mädchen versteckten sich einen Monat lang in der Bodenkammer, sie wurden von der Familie heimlich versorgt. „Es war eine schlimme Zeit, voller Angst ums Leben“, sagt die 89 -Jährige. Ihre Erinnerungen hat sie in Heften niedergeschrieben und ganze Ordner mit Daten aus ihrem Heimatort zusammengetragen.
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Samstagausgabe der Kinzigtal Nachrichten und im E-Paper.