Für den Liberalen war der Abend ein Desaster. Nach sechs Jahren im Amt konnte sich Glöckner nicht in die Stichwahl retten. Entsprechend schnell verließ der Bürgermeister das Main-Kinzig-Forum, nachdem er zuvor Litzinger und Mähler gratuliert hatte.
„Natürlich tut das weh“, sagte er später im Telefoninterview. Aber auch: „Das Leben geht weiter.“ Gefragt nach dem schlechten Ergebnis, betonte der Rathauschef, der noch bis 15. November im Amt ist: „Offensichtlich konnte ich mit meinen Ideen und dem Engagement, das ich gezeigt habe, nicht überzeugen.“ Als größte Erfolge hatte er im Wahlkampf die Schaffung von 340 neuen Betreuungsplätzen und den Bau neuer Kitas angeführt. „Ich habe auch die Weichen für die Wiedereröffnung der Stadthalle und die Entwicklung des Joh-Areals gestellt, aber ich hatte von Anfang an mit einer schlechten Publicity zu kämpfen.“ Er wünsche jetzt seinem Nachfolger „ein glückliches Händchen“. Eine Wahlempfehlung wollte er nicht aussprechen.
Christian Litzinger (CDU): 27,4 Prozent
Jakob Mähler (Grüne): 18,8 Prozent
Daniel Glöckner (FDP): 18,1 Prozent
Julia Hott (parteiunabhängig): 17,8 Prozent
Pia Horst (Gelnhausen plus): 13,7 Prozent
Carl Mell (parteilos): 4,2 Prozent
Wahlbeteiligung: 50,8 Prozent
2017 war der heute 45-Jährige als Nachfolger von Thorsten Stolz (SPD) zum Bürgermeister gewählt worden, nachdem sich sein Amtsvorgänger nicht erneut um den Posten beworben hatte. Glöckner hatte sich am 15. Oktober 2017 mit 63,5 Prozent in der Stichwahl gegen die SPD-Kandidatin Kerstin Schüler durchgesetzt.
Wenig zufrieden dürfte auch Pia Horst sein. Die frühere Sozialdemokratin und heutige Vorsitzende der Wählergemeinschaft Gelnhausen plus hatte vor sechs Jahren 10,3 Prozent im ersten Wahlgang erreicht. Am Sonntag konnte sie sich immerhin auf 13,7 Prozent leicht verbessern. Auch Carl Mell, der als politischer Außenseiter zum dritten Mal angetreten war, hat sein Ergebnis im Vergleich zu 2017 gesteigert, von damals 2 auf nunmehr 4,2 Prozent.
Deutlich nachgelassen hat dagegen die Wahlbeteiligung. Lag diese 2017 noch bei 75 Prozent, sind am Sonntag nur 50,8 Prozent der Stimmberechtigten an die Urnen gegangen. Allerdings: 2017 fiel die Bürgermeisterwahl mit der Bundestagswahl zusammen.
Die Stichwahl zwischen Litzinger und Mähler in zwei Wochen dürfte nicht weniger spannend als der erste Durchgang werden. Zwar führt der Christdemokrat deutlich vor seinem Kontrahenten. Doch der Grünen-Bewerber könnte zahlreiche Anhänger Julia Hotts für sich gewinnen. Beide Bewerber waren mit einem sehr ähnlichen Programm angetreten. Und was sagen die beiden Gewinner des Abends? „Heute ist ein richtig guter Abend für Gelnhausen“, betonte Litzinger im Main-Kinzig-Forum. „Das war der erste Schritt auf dem Weg zu einem Neuanfang für Gelnhausen.“ Er sei sehr glücklich über sein Ergebnis.
„Ich bin total sprachlos“, sagte ein überglücklicher Jakob Mähler. „Zu Beginn des Wahlkampfes hätte doch niemand gedacht, dass ich es in die Stichwahl schaffen werde.“ Er habe einen sehr intensiven Wahlkampf geführt, umso glücklicher sei er nun über das Ergebnis. Dass der Ausgang der Wahl spannend werde, habe er erwartet. „Aber nicht, dass es bis zum letzten Wahlbezirk ein Kopf-an-Kopf-Rennen wird.“ (mab)