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Corona-Lage spitzt sich zu: Ampel steht in allen Krankenhäusern auf Rot

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Immer mehr Menschen mit einer Corona-Infektion müssen auf der Intensivstation behandelt werden.
Immer mehr Menschen mit einer Corona-Infektion müssen auf der Intensivstation behandelt werden. © Waltraud Grubitzsch/dpa

Die Corona-Lage in den Krankenhäusern im Kreisgebiet beschreibt der Main-Kinzig-Kreis als „höchst problematisch“. Alle vier Intensivstationen sind inzwischen „Rot“ gemeldet.

Main-Kinzig-Kreis – Die Corona-Lage im Main-Kinzig-Kreis ist angespannt: In den vier Kliniken im Kreis werden - Stand Mittwoch - 49 Patientinnen und Patienten mit Covid-19 behandelt, davon 15 auf den Intensivstationen. 10 Menschen müssen beatmet werden.

„Die Zahl der freien Intensivkapazitäten ist aus verschiedenen Gründen erheblich eingeschränkt. Man kann es ganz plastisch beschreiben: Mittlerweile ist es denkbar, dass ein Patient mit einem Herzinfarkt, der intensivmedizinische Betreuung braucht, über weite Strecken bis zu einem freien Behandlungsplatz in einem Krankenhaus gefahren werden muss, weil gerade die Kapazitäten in den Einrichtungen bei uns im Kreis erschöpft sind“, erklärt Landrat Thorsten Stolz (SPD).

Corona im Main-Kinzig-Kreis: Intensivstationen sind am Limit

Die konkreten Handlungsoptionen seien begrenzt, konstatiert der Kreis in einer Pressenotiz. Das exponentielle Wachstum bei den Corona-Neuinfektionen setze sich seit vielen Tagen fort. Das hat Folgen: Die Intensivstationen der Krankenhäuser im Kreisgebiet hätten in den vergangenen Tagen regelmäßig „Rot“ gemeldet – also keine weitere Aufnahme über den Rettungsdienst.

Und damit waren die Häuser nicht alleine. Für das Rhein-Main-Gebiet sei die Lage „schon sehr dramatisch“, wie Manuel Wilhelm, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst im Main-Kinzig-Kreis, aus der täglichen Arbeit schildert. Wenn alle Kliniken in vertretbarer Reichweite nämlich keine Kapazitäten mehr angeben, erfolgt die Patientenzuteilung als sogenannte Notzuweisung, aktuell bereits eher die Regel als die Ausnahme. Eine Klinik, die also eigentlich trotz aller Bemühungen keine Versorgungsmöglichkeiten mehr hat, muss dann trotzdem Patienten vom Rettungsdienst übernehmen und weiterversorgen.

Corona-Zahlen steigen: Probleme für den Rettungsdienst

Bis eine Klinik „Rot“ meldet, müsse „schon viel passieren“, so der Main-Kinzig-Kreis. Doch genau das sei in den vergangenen Tagen der Fall gewesen. „Mit einigem zeitlichen Versatz landet ein Teil der Covid-Neuinfizierten in den Krankenhäusern. Von Mitte Oktober bis Mitte November hat sich die Gesamtzahl von 18 auf fast 50 mehr als verdoppelt. Und der Höhepunkt bei der Zahl der täglichen neuen Fälle ist aktuell noch gar nicht in Sicht“, verdeutlicht Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler.

„Es ist vielen Bürgerinnen und Bürgern vielleicht nicht klar, aber was an Kapazität für die Covid-Patientenschaft aufgewendet wird, fehlt zunehmend bei anderen Akutfällen. Eine Besserung ist auf Wochen, vielleicht auf Monate nicht in Sicht. Nicht weil Betten oder Gerätschaften fehlen, sondern weil es nicht genug Fachkräfte gibt“, so Simmler.

Kliniken besser vorbereitet als vor 20 Monaten

Es sei daher schwierig, weitere Kapazitäten zu schaffen. Nach den kräftezehrenden Monaten der vorangegangenen Pandemiewellen hätten Fachkräfte den Beruf beziehungsweise die fachliche Richtung gewechselt. „Eine Erkältungswelle, wie sie in den nächsten Wochen ohnehin nicht auszuschließen ist, geht dann zusätzlich an die Substanz“, sagt Claus Kaminsky, Oberbürgermeister von Hanau und Aufsichtsratsvorsitzender des städtischen Klinikums. (Lesen Sie hier: Corona im Main-Kinzig-Kreis: Krankenhäuser verschärfen Regeln für Besucher)

Dieter Bartsch, Geschäftsführer der Main-Kinzig-Kliniken, kann das für die Standorte Gelnhausen und Schlüchtern bestätigen. „Einerseits sind die Kliniken besser auf eine anhaltende Notlage vorbereitet als noch vor 20 Monaten. Dank des großen Engagements und der Flexibilität der Mitarbeiter werden permanent Strukturen angepasst, zudem haben sich die Krankenhäuser besser untereinander vernetzt.“

Video: Corona-Lage in Hessen (17. November)

Eine gute Infrastruktur allein reiche jedoch nicht aus, um die tagtäglichen Herausforderungen zu bewältigen, deren Ursache in der dauerhaft hohen Belastung der Mitarbeiter liege. Bartsch betont: „Nicht an der Anzahl der Intensivbetten muss eine gute Versorgung gemessen werden, sondern an der Kapazität und Leistungsfähigkeit derer, die mit großer Professionalität die Patienten betreuen.“

Schon vor der Corona-Pandemie waren aufgrund der geringen Personalressourcen die Intensivkapazitäten extrem knapp. Diese Situation habe sich nochmals verschärft, wobei insbesondere die gesetzlichen, bundespolitischen Vorgaben aktuell die Versorgung für Krankenhäuser deutlich erschwere. (zen)

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