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Corona im Main-Kinzig-Kreis: Maskenpflicht entfällt einigen Geschäftsinhabern zu früh

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Von: Marah Naumann

Maskenpflicht
An vielen Orten muss man ab sofort keine Masken mehr tragen. (Symbolbild) © Sebastian Willnow/dpa

Auf diesen Tag haben viele Menschen gewartet. Andere sehen ihm skeptisch oder ängstlich entgegen: Am Samstag ist im Einzelhandel offiziell die Maskenpflicht entfallen. Einigen Geschäftsinhabern im Bergwinkel und Blauen Eck fallen die Masken zu früh.

Main-Kinzig-Kreis - Seit knapp zwei Jahren gehört die Mund-Nasen-Bedeckung zum Alltagsbild. Nun ist damit Schluss. Und auch die 2G- und 3G-Regelungen fallen in den meisten öffentlichen Räumen weg. Ausnahmen bilden etwa Alten- und Pflegeheime, Krankenhäuser sowie Busse und Bahnen. Doch für Geschäftsinhaber gibt es rechtlich eine Alternative: Sie können von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und so die Maskenpflicht sowohl bei Kundinnen und Kunden als auch bei Angestellten durchsetzen.

Diese Möglichkeit scheinen die meisten Unternehmer im Main-Kinzig-Kreis aber vorerst nicht nutzen zu wollen. Dennoch betrachten viele den Wegfall der Maske mit Vorsicht. Stefan Eckhardt, Sohn von Gisela Gärtner, die die Gaststätte „Zum Lasch“ in Schlüchtern betreibt, ist zwiegespalten: „Einerseits sehe ich es positiv, dass die Maskenpflicht wegfällt, weil es viele Leute abgeschreckt hat. Andererseits haben jetzt einige Leute Angst, zu kommen. Es ist schwer einzuschätzen, ob sich die beiden Gruppen die Waage halten.“

Derzeit wollen die Gastronomen ihr Hausrecht nicht durchsetzen. „Ich habe die Befürchtung, dass die Menschen vergessen, dass wir eine Pandemie haben, weil jetzt bald Sommer ist, und dass sie es durch den Wegfall der Maskenpflicht noch eher vergessen“, meint Eckhardt. (Mit unserem Corona-Ticker für den Main-Kinzig-Kreis bleiben Sie immer auf dem Laufenden)

Corona im Main-Kinzig-Kreis: Maskenpflicht entfällt einigen Läden zu früh

Manfred Habig von Edeka Habig mit Filialen in Bad Soden-Salmünster und Steinau sowie in Bad Orb sieht der fallenden Maskenpflicht angesichts der aktuell hohen Infektionszahlen mit Sorge entgegen. „Wir haben jedoch intern eine dringende Bitte an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschickt mit dem Appell, weiterhin eine Maske zu tragen“, berichtet Habig.

Für die Durchsetzung einer Maskenpflicht in Form des Hausrechts müsste ein eigenes Hygienekonzept erstellt werden. Stattdessen habe man sich für „die Eigenverantwortlichkeit entschieden“. Von Zwangsmaßnahmen sieht Manfred Habig ab: „Die Freiheiten sollen ja auch gelebt werden.“ Zudem hätten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehrheitlich dafür entschieden, an der Maske festzuhalten.

Wichtig ist laut Habig auch, dass das Team geschützt wird. Denn gerade im Hinblick auf das laufende Ostergeschäft könne man sich größere Krankheitsausfälle nicht leisten. „Wir wären glücklicher gewesen, wenn die Regierung deshalb bei der Maskenpflicht nochmal ein paar Wochen draufgelegt hätte“, meint der Geschäftsmann. Andererseits sei es schön, wieder lächelnde Gesichter zu sehen, „denn von der Mimik lebt der Einzelhandel schließlich“.

Doch wie sieht es in kleineren Läden aus? Bärbel Kraft betreibt den Blumenhof Kraft in Sterbfritz und vertraut bei dem Thema auf ihre Kundschaft: „Ich glaube, dass die Leute so vernünftig sind und die Maske aufbehalten. Ich habe ein kleines Geschäft, da würde ich mich als Kundin selbst auch schützen.“ Generell seien ihre Kundinnen und Kunden während der gesamten Corona-Pandemie „sehr rücksichtsvoll“ gewesen.

Auch sie will von ihrem Hausrecht vorerst keinen Gebrauch machen. Für die langersehnte Freiheit, ohne Mundschutz einkaufen zu gehen, hat sie Verständnis: „Die Menschen fühlen sich sicherlich freier, wenn sie die Maske nicht mehr tragen müssen. Ich glaube gerade im Einzelhandel, etwa beim Klamottenkauf, wo man mit Maske auch noch in die Umkleide muss, haben die Leute viele Vorteile.“

Video: Maskenpflicht fällt bald: Wie schütze ich mich im Supermarkt am besten?

Bei Anbietern körpernaher Dienstleistungen scheint die Lage offenbar angespannter zu sein. So auch bei Sonja Zirkel, Inhaberin des Friseursalons Haartrend in Freiensteinau: „Ich finde es von der Regierung unverantwortlich, dass die Entscheidung zur Maskenpflicht auf uns Unternehmer abgewälzt wird, weil dadurch ein Konkurrenzkampf untereinander entsteht: Manche haben eine Maskenpflicht, manche nicht.“

Wegen der hohen Inzidenz hat sich die Friseurin dazu entschieden, in ihrem Salon bei der Behandlung am Kunden immer auf eine Maske zu bestehen. Sie setzt damit ihr Hausrecht durch. Kritik übt Zirkel auch an der Berufsgenossenschaft. Sie solle „für die Übergangszeit jetzt einen Plan parat haben, und nicht erst in drei Wochen“.

„Wir werden die Gäste mit Flyern darauf aufmerksam machen, eine Maske zu tragen, um unser Personal zu schützen“, verrät Peter Lauer, Inhaber des Café Restaurants Lauer in Bad Soden-Salmünster. Er ist Vorsitzender des Kreisverbands Kinzigtal-Bergwinkel des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) und weiß: „Einige Kollegen wollen mit Schildern an der Tür ihre Gäste darum bitten, eine Maske zu tragen.“ Lauer sieht vor allem den Wegfall der 2G- und 3G-Regeln als Erleichterung: „Es ist gut, dass wir nicht mehr kontrollieren müssen. Das war oft ein richtiges Chaos. Und es war ein unendlicher Zeitaufwand.“

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