Corona-Zahlen an Schulen im Main-Kinzig-Kreis explodieren - Inzidenz-Anstieg auf 3200

Unter Kindern nimmt die Zahl der Corona-Fälle stark zu. Vor zwei Wochen lag die Inzidenz im Main-Kinzig-Kreis bei bis 14 Jahre alten Menschen noch bei 1100. Mittlerweile beträgt sie 3200.
Main-Kinzig-Kreis - „Jetzt explodiert das Infektionsgeschehen in den Schulen trotz Maskenpflicht in den Klassenräumen“, mahnt das Robert Koch-Institut (RKI). Im Main-Kinzig-Kreis ist die Corona-Situation hingegen nicht so dramatisch wie es das RKI darstellt, aber die tatsächliche Zahl der infizierten Schüler ist auch nicht so einfach zu ermitteln.
Und das hat folgenden Grund: „Die Gesundheitsbehörde ist hier nur teilweise noch eingebunden. Wir haben allerdings einen überproportionalen Anstieg der Fälle im Alter 0-14 Jahre“, berichtet John Mewes, Pressesprecher des Kreises, auf Nachfrage unserer Zeitung zu der Corona-Lage an den Schulen im Main-Kinzig-Kreis.
Corona im Main-Kinzig-Kreis: Zahlen-Explosion - Inzidenz an den Schulen steigt auf 3200
Auch im Landkreis Fulda waren die Corona-Zahlen an den Schulen zuletzt explodiert. Die Inzidenz verdoppelte sich binnen einer Woche. Mittlerweile beträgt die Corona-Inzidenz im Landkreis Fulda fast 4400. Das ist auch bundesweit ein Spitzenwert für Schüler (Immer auf dem Laufenden bleiben Sie unseren Corona-Ticker für Fulda und mit unserem Corona-Ticker für den Main-Kinzig-Kreis).
Im Main-Kinzig-Kreis verdreifachte sich die Inzidenz binnen zwei Wochen von gut 600 auf nunmehr 1745 (Stand: 2. Dezember 2022) fast. In der „wöchentlichen Zusatzanalyse“, die das Lagebild nach Altersgruppen aufgliedert, fällt auf, dass die Inzidenz unter den 0- bis 14-Jährigen mit derzeit 3171 am höchsten ist.
Darauf folgen die 15- bis 29 Jährigen – darunter ebenfalls Schüler – mit einer Inzidenz von 2466. Die Zahl hat sich im Verlauf von zwei Wochen (1219) also mehr als verdoppelt. „Das Infektionsgeschehen unter Kindern und Jugendlichen in Deutschland hat ein monströses Niveau erreicht“, erklärt das Robert Koch-Institut.
Für Grundschüler meldet das RKI mittlerweile eine Inzidenz von durchschnittlich 2365 – ein niemals zuvor für eine Altersgruppe gemessener Rekordwert. „Die Zahlen dürften ein letztes Mal einen unverstellten Blick auf die Corona-Situation in Kitas und Schulen erlauben“, warnt das Robert-Koch-Institut.
Corona im Main-Kinzig-Kreis: Corona-Fälle auch unter den Lehrerinnen und Lehrern
Denn durch den Beschluss des Bund-Länder-Gipfels von Mitte Januar, PCR-Tests für den Gesundheitsbereich zu reservieren, werde die Zahl der offiziell registrierten Neuansteckungen unter Kindern und Jugendlichen wohl auch dann sinken, wenn sich die Lage weiter verschärfen sollte. Bei den 5- bis 9-Jährigen lag die Inzidenz bei 480, bei den 10- bis 14-Jährigen bei 567 – die bundesweiten Werte haben sich also binnen 14 Tagen vervierfacht.
Zwei Besonderheiten zeichnen die Gruppe der Schüler aus: In ihr ist der Anteil der Ungeimpften hoch – auch, weil es keine allgemeine Impf-Empfehlung für Jüngere gibt. Und: Schüler werden dreimal pro Woche getestet. In den Klassen werden somit viel mehr Fälle entdeckt, die dort, wo weniger getestet wird, unentdeckt geblieben wären.
Von einem spürbaren Anstieg an positiven Corona-Schnelltests spricht auch Tim Kubalek, Leiter der Hans-Elm-Schule Altengronau. „Die Fallzahlen an unserer Schule sind kongruent zu denen in Sinntal allgemein“, weiß der Schulleiter. „Allerdings sprechen wir nicht von Dutzenden positiven Ergebnissen an unserer Schule am Tag“, schwächt er die Aussage ab.
„Waren es im Herbst und in der Vorweihnachtszeit noch vereinzelte Fälle, sind sie jetzt regelmäßig“, sagt der Schulleiter. Allerdings seien es in der Spitze mal vier positive Tests an einem Tag gewesen. „In der vergangenen Woche hatten wir sechs, diese Woche sind es, stand Mittwoch, erst zwei“, berichtet Kubalek.
Die Kontinuität an Positiv-Ergebnissen und an Meldungen aus den Familien, dass im häuslichen Umfeld Corona-Fälle aufgetreten seien, sorge dafür, dass die Schulklassen in der Hans-Elm-Schule spürbar ausgedünnt seien. In der aktuellen Lage wird bundesweit wieder über Distanzunterricht diskutiert.
Corona in Hessen: Nur eine Schule (in Nordhessen) ist aktuell ganz geschlossen
In ganz Hessen gibt es in 100 der 30.000 Klassen Distanzunterricht – vor allem in Rhein-Main-Gebiet –, eine einzige Schule (in Nordhessen) ist komplett geschlossen. Das steht in der Altengronauer Schule nicht an, auch wenn es unter der Lehrerschaft bereits Corona-Fälle gegeben habe.
„Das sorgt aber nicht dafür, dass die Sicherstellung des Präsenzunterrichts gefährdet wäre“, sagt Kubalek. „Corona-bedingt müssen wir keine Klassen schließen. Und ich hoffe, dass das auch so bleibt.“ Kopfzerbrechen bereite ihm mehr die Unsicherheit unter den Eltern, was die Quarantäne-Regelungen betreffe. Hierzu erhalte die Schule zahlreiche Nachfragen.
„Es kommt mir manchmal so vor, als wäre ich die Außenstelle des Gesundheitsamtes“, scherzt der Schulleiter. Aus der Kreispressestelle heißt es dazu, dass in den Schulen die Regeln und Vorgaben des Kultusministeriums recht gut umgesetzt würden. Wer vom Präsenzunterricht ausgeschlossen wird, hat das Schulgelände zu verlassen und nimmt ausschließlich am Distanzunterricht teil, so der Erlass des Ministeriums in Wiesbaden.
Video: Steigende Corona-Zahlen - Schulen sind momentan „kein sicherer Ort“
Im Fall einer festgestellten Infektion sind in den folgenden 14 Tagen in der betroffenen Klasse oder Lerngruppe an den Unterrichtstagen tägliche Testungen erforderlich. Die tägliche Erfordernis entfällt hingegen direkt, sofern ein PCR-Test ergibt, dass keine Infektion vorliegt.
Bei der Abwicklung der bestätigten Covid-Fälle gebe es inzwischen eine gewisse Routine. „Es ist daher auch gar nicht mehr in jedem Fall üblich, dass die Gesundheitsbehörde die Situation im Detail dokumentiert“, so Mewes. Kultusminister Professor Alexander Lorz (CDU) erklärte unlängst, er wolle hessischen Schülern weiter Präsenzunterricht ermöglichen.
Es gebe in Hessen zwar insgesamt stark steigende Corona-Zahlen. Die Schulen seien in der Regel aber nicht die Orte, an denen Infektionen entstehen, sondern die Orte, wo diese festgestellt werden. Er halte daher an der Präsenz im Unterricht in den Schulen fest. „Die Schulen sind das größte Testzentrum dieser Republik“, sagte der Minister.