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Deutliches Plus bei Sexualdelikten – Kriminalstatistik 2018

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Von: Redaktion Fuldaer Zeitung

Fotos: dpa, Polizei
Fotos: dpa, Polizei

Main-Kinzig-Kreis - „Die seit Jahren erkennbare erfreuliche Entwicklung der Kriminalstatistik hat im Jahr 2018 im Main-Kinzig-Kreis eine kleine Abschwächung erfahren“, fasst Polizeipräsident Roland Ullmann das Ergebnis der polizeilichen Kriminalstatistik 2018 zusammen. Aber: „Die Straftaten liegen nach wie vor auf einem niedrigen Niveau.“ Im Main-Kinzig-Kreis seien im Vorjahr genau 11.273 Straftaten verzeichnet worden, 913 mehr als im Vorjahr.

Die Aufklärungsquote des Polizeipräsidiums, das Main-Kinzig-Kreis, Stadt und Kreis Offenbach sowie die Stadt Hanau zum Dienstbezirk hat, sei mit 62,4 Prozent auf dem zweithöchsten jemals gemessenen Stand, sagt Ullmann. 45.060 Fälle seien dokumentiert – nie zuvor hätten sich weniger Straftaten in dem Dienstbezirk ereignet, zitierte Ullmann aus dem Zahlenwerk, das Oliver Geyer (Leiter Analysezentrum) vorgelegt hatte.

Plus an Sexualdelikten

Dass es im Main-Kinzig-Kreis etwas anders ist, liegt laut Ullmann daran, dass die Anzahl der Taten im Bereich einiger Delikte gestiegen sei: Insbesondere einfache Diebstahlsdelikte (plus 139 Fälle), Waren- und Warenkreditbetrug (plus 172 Fälle), Sachbeschädigungen (plus 135 Fälle), ausländerrechtliche Verstöße (plus 185) und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (plus 105 Fälle) trugen zu dem Anstieg bei. Im Bereich Sexualdelikte sei deren Zahl von 147 Fällen im Jahr 2017 auf 252 gestiegen. Dies hänge mit vier Serien von Delikten zusammen: In Sterbfritz war der Betreiber eines Fitnessclubs in über 50 Fällen der sexuellen Belästigung beschuldigt worden. Mittlerweile ist der Mann bereits zu knapp vier Jahren Haft verurteilt worden und erhielt Berufsverbot (wir berichteten). Ein weiterer Fall war sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen in Hanau, bei dem in Chat-Nachrichten pornografisches Material an Schüler in 30 Fällen verschickt wurde. Ein Fall von sexueller Belästigung auf dem Hanauer Hauptfriedhof in sieben Fällen und Exhibitionismus in Maintal in fünf Fällen haben die Anzahl deutlich steigen lassen. Für zehn dieser Straftaten (dies entspricht 4,0 Prozent) stehen Zuwanderer im Tatverdacht. Der deutliche Zuwachs an Sexualdelikten hänge auch mit einer Gesetzesnovelle zusammen, erklärt Karl-Heinz Becker als Leiter der Kriminaldirektion. Weil im Gesetz die Schwelle zur Strafbarkeit herabgesetzt werde und – auch durch die Aufklärungsarbeit der Polizei – es mehr Frauen wagten, eine Anzeige zu stellen, gebe es nicht unbedingt mehr Fälle, sondern „die Dunkelfeld-Aufklärung hat sich verbessert“.

Straßenkriminalität, Wohnungseinbrüche und Diebstähle

Die Straßenkriminalität im Main-Kinzig-Kreis stieg den Angaben zufolge im Vergleich zum Vorjahr (1935 Delikte) um 306 auf 2241 Straftaten, sei aber seit 2001 mehr als halbiert worden. Die Aufklärungsquote habe sich seither von 9,8 auf nunmehr 20,3 Prozent mehr als verdoppelt, betont Claus Spinnler, Leiter der Abteilung Einsatz. Die Wohnungseinbrüche nahmen im Jahr 2018 um 42 Fälle (minus 12,3 Prozent) ab und rangieren mit 299 erfassten Delikten auf dem tiefsten Stand seit 2001, so Spinnler. In 131 Fällen scheiterten die Einbrecher mit ihrem Vorhaben; der „Versuchsanteil“ liegt somit bei 43,8 Prozent. Die Aufklärungsquote stieg auf 32,4 Prozent (Vorjahr: 24,9 Prozent) und liege damit deutlich über dem Landesdurchschnitt von 19,2 Prozent. Gestiegen ist die Zahl der Diebstähle auf 3620 Fälle – 129 mehr als im Vorjahr. Während der einfache Diebstahl um 139 auf 1854 Delikte wuchs (Aufklärungsquote: rund 40 Prozent), nahm der schwere Diebstahl leicht um 10 auf nunmehr 1766 Delikte (Aufklärungsquote: 20,1 Prozent) ab.

Raub, räuberische Erpressung, Rauschgiftdelikte und Körperverletzungen

Raub und räuberische Erpressung schlugen 2018 im Main-Kinzig-Kreis mit 79 Fällen zu Buche. Das sind 27 Delikte (plus 51,9 Prozent) mehr als im Vorjahr (52 Fälle). Die Aufklärungsquote stieg auf 65,8 Prozent. Mit 807 Rauschgiftdelikten wurden 94 Fälle mehr als noch 2017 registriert. Aufklärungsquote: 95 Prozent. Die Zahl der Körperverletzungen stieg um 15 Fälle (1,4 Prozent) auf 1061 Straftaten an. Hiervon wurden laut Polizei 94,2 Prozent aufgeklärt. Bei drei Viertel der Delikte handelte es sich um leichte Körperverletzung. Gefährliche Körperverletzung im öffentlichen Raum stieg um 12 Fälle (plus 10,3 Prozent) auf 129 Delikte. Die Aufklärungsrate betrug 84,5 (Vorjahr: 78,6) Prozent.

Zuwanderer als Tatverdächtige

Im Kontext der Zuwanderung – dabei handelt es sich um Straftaten, bei denen mindestens ein Zuwanderer als Tatverdächtiger ermittelt worden ist – wurden im Landkreis 544 aufgeklärte Straftaten erfasst (2017: 429). Dies ist ein Zuwachs von 115 Fällen, also gut einem Viertel. Die Anzahl der Straftaten ohne aufenthaltsrechtliche Verstöße, bei denen ein Zuwanderer als Tatverdächtiger ermittelt wurde, lag 2018 mit 292 Fällen um 15,9 Prozent höher als noch im Jahr davor (252 Fälle). Den stärksten Anstieg gab es beim Schwarzfahren: Derlei Delikte stiegen binnen Jahresfrist von 19 auf aktuell 51. In Hanau stieg die Kriminalität von Zuwanderern: Hier wurden 476 aufgeklärte Straftaten erfasst – 30 Fälle mehr als 2017. Die Anzahl der Straftaten ohne aufenthaltsrechtliche Verstöße lag 2018 mit 279 Fällen um 13,4 Prozent höher als im Vorjahr (246 Fälle).

Gewalt gegenüber Rettungskräften

Was der Polizei Sorge bereitet, ist die 2018 gestiegene Gewalt gegenüber Polizei und Rettungskräften. Die Übergriffe auf Rettungskräfte und Feuerwehrleute haben sich im Präsidiumsbereich auf 22 Fällen verdoppelt. Im Main-Kinzig-Kreis gab es drei solcher Vorfälle. Die Zahl der Übergriffe auf Polizisten stieg ebenfalls stark an. Mit 110 Übergriffen wurden 32 mehr registriert als im Jahr 2017 (78 Delikte). Dies entspricht einem Plus von 41 Prozent. In der Stadt Hanau nahm die Zahl der Polizisten Übergriffe jedoch leicht ab. Mit 68 Übergriffen wurden vier (minus 5,6 Prozent) weniger registriert als im Jahr 2017 (72 Delikte). Sechs Angriffe auf Feuerwehr- und Rettungsdienste sind gezählt. Solche Übergriffe werden künftig härter bestraft und mit mindestens drei Monaten Haft geahndet. Außerdem sollen die Einsatzkräfte besser ausgestattet werden, unter anderem mit Schnitt- und Stechschutz. In Offenbach werde bereits eine Bodycam eingesetzt. „Da wird der Umgangston schon deutlich freundlicher und vorsichtiger“, benannte Polizeipräsident Roland Ullmann über die Vorteile. / tmb

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