1. Fuldaer Zeitung
  2. Kinzigtal

Grünes Licht für „Grüner Baum“: Traditionslokal hat neue Eigentümerin

Erstellt:

Von: Walter Kreuzer

Grünes Licht für die Zukunft der Gaststätte Grüner Baum: Restaurant, Cafe und Appartement-Zimmer sollen die Zukunft des Traditionshauses an der Leipziger Straße sichern.
Grünes Licht für die Zukunft der Gaststätte Grüner Baum: Restaurant, Cafe und Appartement-Zimmer sollen die Zukunft des Traditionshauses an der Leipziger Straße sichern. © Walter Kreuzer

Es hat lange gedauert. Für den Geschmack von Michael Graf und den der Käuferin, die nicht namentlich genannt werden möchte, viel zu lange. Doch nun ist der Kauf perfekt: Die Traditionsgaststätte „Grüner Baum“ in der Leipziger Straße hat eine neue Zukunft – und das unter dem alten Namen.

Steinau - Seine beste Zeit hat der Gasthof mit einer mehr als zweihundertjährigen Tradition längst hinter sich. So hatte es bisher den Anschein: An der Fassade bröckelt der Putz, die Ausstattung der vornehmlich an Monteure vermieteten Zimmer hinkt der Zeit hinterher, die veraltete Heizung ist von den Behörden verworfen worden und seit gut einem halben Jahr bleiben die Türen geschlossen. So stellte sich die Ausgangssituation dar, als Michael Graf sich der Sache annahm.

Der Leiter des Kreisverbandes Main-Kinzig des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) ist auch Vorsitzender des FV Steinau. Dort kickt Kenny Heuschkel, Enkel des langjährigen Grüne Baum-Wirts Rudolf Heuschkel. Der junge Mann wendet sich im Herbst 2020 an Graf, weil er als Teil einer Erbengemeinschaft mit seiner Schwester Amy und dem Land Hessen an einem Verkauf des wegen der Heizung – sowie des gekündigten Pachtvertrages – von der Schließung bedrohten Betriebs interessiert ist.

Main-Kinzig-Kreis: Traditionslokal „Grüner Baum“ hat neue Eigentümerin

Der Wirtschaftsfunktionär hört sich um und wird bei einer Vermögensverwaltung in Gründau fündig. Diese investiert ihre Mittel „hauptsächlich in Seniorenwohnungen, Betreutes Wohnen und Wohnungen mit Pflegehintergrund. Die Überlegung der Käuferin ist, dass eine Gaststätte und Landhotel gut dazu passt – hier gibt es nämlich eine Küche“, erläutert Graf. Der ist inzwischen als Kandidat für die Wählergruppe Wir für Steinau (WFS) in die Kommunalpolitik eingestiegen und zum Stadtverordnetenvorsteher avanciert.

Während eines exklusiven Rundgangs mit der Redaktion durch den Neubau, dessen zwölf Zimmer nach einer Auffrischung schnell wieder vermietet werden sollen, und das alte Gebäude, erläutert er die Überlegungen zur Küche näher: „Die Käuferin führt Gespräche über neue Projekte in mehreren Gemeinden des Kreises – und sie will Essen anbieten. Die Häuser im Umkreis von etwa 40 Kilometer sollen von hier aus versorgt werden.“

Überzeugt habe die Investorin, die 1,6 Millionen Euro für Kauf und vor allem die Kernsanierung und Umbau in die Hand nehmen will, aber auch einige Punkte, die Graf als Vorteil für die Grimmstadt erachtet: „Wir haben in Steinau Sehenswürdigkeiten, aber die Gäste müssen in den Nachbarstädten übernachten. Demnächst haben wir mehrere größere Baustelle in der Umgebung vom Teknos-Werk bis zur ICE-Strecke. Da werden Zimmer benötigt. Und schließlich bringen viele Firmen aus dem Industriegebiet ihre auswärtigen Mitarbeiter oder Geschäftspartner notgedrungen in den Nachbarkommunen unter. Wir haben in Steinau keine Möglichkeiten, eine komplette Busgruppe unterzubringen.“

„Grüner Baum“ verkauft: Kosten für die Entrümpelung lagen bei 14.000 Euro

Die Investorin traut der touristischen Entwicklung jedoch nicht blind. Daher gibt es „einen Plan B: Der Grüne Baum liegt relativ nah am Bahnhof und könnte auch als Boarding House genutzt oder Appartements einzeln vermietet werden.“ Daher sollen die etwa 35 bis 40 Zimmer – die genaue Zahl steht noch nicht fest – mit Küchenzeile und Bad ausgestattet werden. Eineinhalb Jahre werden für die Kernsanierung des Altbaus an der Leipziger Straße veranschlagt. Dann soll es ein Restaurant „mit gehobener, gut bürgerlicher deutsche Küche geben. Auch ein Saal wird wieder dabei sein“, kündigt Graf an.

Er selbst wird für drei Jahre die Geschäftsführung einer zu gründenden Hotel- und Gaststättenbetriebsgesellschaft übernehmen. Seine vordringlichste Aufgabe: „Ich suche ein Pächter-Paar, das nur die Gastronomie übernimmt und auch davon lebt. Die Zimmervermietung erfolgt davon getrennt. Optimal wäre eine Kombination von Koch und Konditor, damit nachmittags Kaffee und Kuchen angeboten werden können.“ Wenn es nach Graf geht, wird der Grüne Baum spätestens im Sommer zurück sein: „Wir wollen einen Biergarten eröffnen – und das so schnell wie möglich.“

Apropos schnell: Die Abwicklung des Kaufes war alles andere als das. Die Schilderungen des Vermittlers erinnern an das berühmte Schilda, angesichts immer wieder neuer Verzögerungen und bürokratischer Hürden, insbesondere durch den Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH).

Er habe mehrfach Überzeugungsarbeit bei der Käuferin leisten müssen, die entnervt kurz vor dem Absprung gestanden habe – nicht zuletzt auch wegen der in den Gebäuden hinterlassenen Müllberge. Graf: „Hier war alles voll Müll. Die Kosten für die Entrümpelung lagen bei 14.000 Euro. Sechs große Container mussten entsorgt werden.“

Auch interessant