Einbußen in Millionenhöhe für hessische Bauern wegen Trockenheit
Region - Das mit Abstand trockenste Jahr im Rhein-Main-Gebiet seit 70 Jahren macht den Bauern zu schaffen. Beim Erntegespräch auf dem Baiersröderhof in Hammersbach-Marköbel zog der Hessische Bauernverband am Freitag Bilanz: Hitze, Hagel, politische Rahmenbedingungen und auch der Endverbraucher machten den Landwirten das Leben in den vergangenen Monaten schwer.
In Sachen Qualitätsgetreide nehme Hessen weltweit eine Spitzenposition ein, erklärt Friedhelm Schneider, Präsident des Hessischen Bauernverbandes. „Das hat nicht nur mit Können zu tun, sondern liegt auch am idealen Umfeld.“
Die Bauern finden im Zentrum Deutschlands in der Regel ideale klimatische Bedingungen vor. Dazu gehört auch eine für Pflanzen optimale Niederschlagsmenge. Das zurückliegende trockene halbe Jahr passt deshalb so gar nicht ins Bild und bereitete den Bauern Probleme.
Niederschläge kamen zu spät
Mit aktuellen Zahlen des Deutschen Wetterdienstes verdeutlicht Schneider die schwere Lage: Das Frühjahr 2015 (März, April, Mai) im Rhein-Main-Gebiet sei demnach „mit 52,8 Millimeter Niederschlag das mit Abstand trockenste seit fast 70 Jahren“ gewesen. Im Mai, dem Hauptwachstumsmonat, „fehlten 70 Prozent der sonst verfügbaren Regenmenge“. An vielen Orten habe das Niederschlagsdefizit sogar noch darüber gelegen. Da kamen die Juni-Niederschläge auf einem etwas höheren Niveau „für die meisten Getreidearten und insbesondere für das Grünland viel zu spät“.
Das Wetter meinte es mit den hessischen Bauern in diesem Jahr wahrlich nicht so gut wie gewohnt. Nach der Hitzewelle am ersten Juliwochenende gab es insbesondere in Nordhessen, zum Teil auch im Großraum Marburg und in Osthessen, „Hagelschäden in Millionenhöhe“, bilanziert Schneider.
Die Vereinigte Hagelversicherung in Gießen registrierte in Hessen Schäden auf einer Gesamtfläche von rund 8 500 Hektar. „Der Schadenumfang beläuft sich auf zirka 6,5 bis 7 Millionen Euro“, erklärte Schneider.
Lob für Qualität
Bruno Wörner, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Main-Kinzig und Kreislandwirt, lobt indes die Qualität der Erzeugnisse von Bauern aus der Region: „Wir haben noch nie so gesunde Nahrungsmittel produziert wie heute“ – umwelt- und ressourcenschonend, verbraucherorientiert und tiergerecht.
Die Investitionsbereitschaft der Landwirte sei zuletzt deutlich zurückgegangen, erklärt Schneider. Dabei hätten nicht nur die schlechten Ernteerwartungen sowie gefallene Milch- und Schweinepreise die Stimmung getrübt, sondern auch schlechter bewertete politische Rahmenbedingungen: „Die anstehende Novellierung der Düngerverordnung, Mindestlohn, die ausufernde Bürokratie der aktuellen EU-Agrarreform und nicht zuletzt die kritische öffentliche Diskussion über die moderne Landwirtschaft und Tierhaltung.“ / KN