Erinnerung an Todesmarsch durch Kinzigtal: Kollektive Performance am Sonntag in Steinau
Steinau - Zum 71. Jahrestag des Todesmarsches der Häftlinge aus dem Konzentrationslager Katzbach von Frankfurt nach Hünfeld findet am Sonntag, 20. März, in Steinau eine kollektive Performance zur Erinnerung statt.
In den Morgenstunden des 24. März 1945 wurden über 300 Häftlinge aus dem KZ Katzbach in Frankfurt (Adlerwerke) auf einem Todesmarsch durch das Kinzigtal und Fulda bis nach Hünfeld getrieben. Die Stadt Hanau war wenige Tage vorher bombardiert worden, die Amerikaner standen südlich vom Main. Dieser Todesmarsch führte auch durch Steinau. Er war der letzte Versuch, die brutalen Verbrechen des NS-Regimes zu verheimlichen. Die Gefangenen sollten nicht als Zeugen von den Gräueltaten berichten können. Zuvor war bereits ein Bahntransport von nicht mehr „marschfähigen“ Häftlingen (etwa 800) nach Bergen-Belsen auf den Weg geschickt worden, den fast niemand überlebt hat.
Auf ihrem Weg wurden die Häftlinge bei kaltem Schneeregen vor allem in der Nacht auf der Reichsstraße Nr. 40 durch die Städte und Dörfer getrieben. Mindestens 100 Häftlinge sollen den Marsch nicht überlebt haben. Die total erschöpften Häftlinge wurden, wenn sie entkräftet zusammenbrachen, von der Wachmannschaft erschossen und teilweise offen am Straßenrand liegen gelassen.
Weg des Erinnerns
71 Jahre später wird mit einer kollektiven Performance an diese 300 Menschen erinnert. Die Künstlerin Ulrike Streck-Plath aus Maintal-Dörnigheim hat die Performance konzipiert. Dazu gehören 45 lebensgroße Figuren aus Filz und Stahl. Die Aktion beginnt um 15 Uhr in der Brüder-Grimm-Straße 109, Höhe Farbenhaus Börner. Dort stehen die Figuren auf der Straße.
Erster Stadtrat Heinz Seipel wird einen Text zum Geschehen in jenem März 1945 lesen. Nach einer Weile verstellt ein Teilnehmer eine der Figuren. Nach einer Zeit des Schweigens verstellt ein weiterer Teilnehmer eine andere Figur und so weiter. So ziehen die Gestalten auf dem Weg des Erinnerns auf einem kleinen Stück der historischen Strecke durch die Stadt. Jeder ist eingeladen, sich an der Performance zu beteiligen.
Um 16 Uhr endet die Performance am Amtshof vor dem Brüder-Grimm-Haus und dem Museum Steinau. Dort besteht anschließend die Möglichkeit, sich weiter zu informieren und Gespräche zu führen. / sab