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Flutkatastrophe im Ahrtal: Schäfer aus dem Main-Kinzig-Kreis organisiert Starthilfe für Kollegen

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Von: Alexander Gies

Ankunft nach mehr als 50 Kilometern Wegstrecke in der Schäferei in Lauterbach-Maar: (von links) Wilfried Fehl, Michael Prediger, Heinz Leipold sowie Klaus Frischkorn.
Ankunft nach mehr als 50 Kilometern Wegstrecke in der Schäferei in Lauterbach-Maar: (von links) Wilfried Fehl, Michael Prediger, Heinz Leipold sowie Klaus Frischkorn. © privat

Wilfried Fehl aus Hohenzell ist glücklich. Er und weitere Schäfer sowie Landwirte haben einem jungen Kollegen beim Neustart geholfen. Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal stand dieser vor dem Nichts.

Hohenzell - Vor einigen Tagen sind Fehl, Schäfer Heinz Leipold und Landwirt Klaus Frischkorn aus Hintersteinau (Main-Kinzig-Kreis) vom Bergwinkel aus mit drei Traktorgespannen nach Lauterbach-Maar in den Vogelsberg aufgebrochen.

Den ganzen Tag waren sie unterwegs, um dem jungen Schäfer Michael Prediger die ersten 61 von 91 Heuballen zu liefern – als Starthilfe sozusagen. Das Futter hat das Trio gespendet, aber auch andere Landwirte und Schäfer aus der Region. Ihnen dankt Fehl für die Starthilfe, die einen Wert von etwa 4500 Euro hat.

Nach Flutkatastrophe: Schäfer aus Main-Kinzig-Kreis organisiert Starthilfe für Kollegen

In Lauterbach-Maar hat Michael Prediger einen Neustart begonnen. Seit Jahresbeginn beweidet der 30-Jährige im Auftrag der Stadt Lauterbach mit seinen 300 Mutterschafen die zahlreichen Naturschutzflächen im Gebiet der Kreisstadt. „Er fühlt sich im Vogelsberg wohl“, weiß Fehl und fügt schmunzelnd an: „Der Michael ist ein ganz netter Bursche – wie ein Schäfer eben so ist.“

Mitte vergangenen Jahres war Michael Prediger noch aller Hoffnung beraubt. Im Hochwasser des Ahrtals war der Aussiedlerhof, den er bewirtschaftete, „völlig abgesoffen“. (Lesen Sie hier: Tonnenweise Lebensmittel und Werkzeug: Ehepaar organisiert Hilfstransport für Flutopfer)

„Der Michael hatte noch nicht einmal mehr ein Bett. Zwei Wochen schlief er irgendwo auf einer Pritsche in einem Feuerwehrhaus. Sein ganzes Hab und Gut, was ihm geblieben war, passte in sein Auto“, fasst Fehl die schlimme Zeit für seinen Berufskollegen zusammen. Ihn kennt der Hohenzeller schon ein paar Jahre. Beim Leistungshüten sind sie sich mehrfach begegnet.

Video: Gelingt der Neuanfang nach der Flut?

Als Fehl, der eine Schafherde mit 200 Mutterschafen besitzt, die dramatischen Bilder sah, nahm er sofort Kontakt auf mit seinem Kollegen. Damals war Soforthilfe nicht nötig, umso mehr freut sich Fehl, dass er und andere aus der Landwirtschaft dem jungen Kollegen nun den Start in die Zukunft etwas erleichtern konnten.

Schäfer zu sein, sagt Wilfried Fehl, „das ist mein Leben“. Der 55-Jährige bekam sein erster Tier mit zehn und weiß: „Dieser Beruf ist meine Leidenschaft. Davon komme ich nicht mehr los“ – nicht nur in diesem Punkt ist er sich mit seinem Kollegen Michael Prediger einig.

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