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Grüne Soße mal anders: Erlebnis-Kochen der Landfrauen rund um die berühmte Kräutermischung

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Von: Walter Kreuzer

Zwischengang: Linguine Frankfurter Carbonara – natürlich kommen auch hier die Kräuter der Grünen Soße zum Einsatz.
Zwischengang: Linguine Frankfurter Carbonara – natürlich kommen auch hier die Kräuter der Grünen Soße zum Einsatz. © Walter Kreuzer

Der fast volle Mond steht längst am Himmel. In Stone‘s Kitchen sitzen zwölf Landfrauen und schwatzen vergnügt, als Sebastian Stein fragt: Hat jemand Grüne Soße mit Kartoffeln vermisst? Die Antwort kommt vielstimmig: Nein! Warum auch? Sie haben die Frankfurter Spezialität ja genossen – wenn auch anders als sonst.

Freiensteinau - Die Frauen sind zufrieden: Mit sich – haben sie doch selbst gekocht; mit Stein – er hat sein Wissen und seine Anweisungen „lockig, flockig rübergebracht, so dass es Spaß macht“ und mit dem Essen – ein kulinarisches fünf-Gang-Menü rund um die Kräuter der Frankfurter Grünen Soße. Und dann löst ein halb im Scherz gesagter Spruch allgemeine Heiterkeit aus: „Endlich kann man wieder mal schwätzen und muss nicht nur die eigene Familie anglotzen.“

Natürlich. Die Pandemie. Corona hat dem Landfrauenverein Freiensteinau (Vogelsbergkreis) um die rührige Vorsitzende Ursula Pöhlig mehrfach einen Strich durch die Rechnung gemacht. Schon vor zwei Jahren wollten sich die Damen von Sebastian Stein in die Geheimnisse der besagten Kräuter einweihen lassen. Nun hat es endlich geklappt mit dem Erlebnis-Kochen in den Räumlichkeiten des selbstständigen Kochs aus Sarrod (Main-Kinzig-Kreis).

Grüne Soße mal anders: Erlebnis-Kochen der Landfrauen mit Rezept

Der ist es gewohnt, dass es in der Küche manchmal deftig, immer aber etwas lauter zugeht. An diesem Abend ist es nicht anders: Ein Dutzend Landfrauen aus dem Blauen Eck, voller Sehnsucht sich auszutauschen und dazu Mixer, Käsereiben sowie Zwiebel und Tomaten schneidende Messer. Das ergibt einen eigenartigen Cocktail aus Geräuschen. (Lesen Sie hier: Niedlich, flauschig, lecker - Zu Besuch in der „Schäferei mit Herz“)

Stein behält den Überblick und passt auf, dass die Abläufe passen. Schließlich braucht das als erstes geknetete Zwiebel-7-Kräuter-Brot eine gewisse Zeit zum Backen. Die für den Wildkräutersalat zuständige Gruppe ist sogar etwas früher fertig – muss sich mit dem Grüne-Soße-Dressing und dem Anrichten der Teller aber gedulden, bis das lecker duftende Baguette aus dem Ofen darf.

Sebastian Stein hat ein Dutzend Landfrauen aus dem Blauen Eck und Umgebung um sich versammelt.
Sebastian Stein hat ein Dutzend Landfrauen aus dem Blauen Eck und Umgebung um sich versammelt. Im Mittelpunkt des Abends stehen die Kräuter der Frankfurter Grünen Soße. Der Fachmann hat für die erfahrenen Hausfrauen aber den einen oder anderen zusätzlichen Tipp parat. © Walter Kreuzer

Als nächstes kommt die Kräutersuppe mit Zitronensahne an die Reihe. Zeitgleich kümmern sich einige Frauen schon um das Dessert. Die Heidelbeersahne für das Panna-Cotta muss abkühlen, ehe die letzten Arbeitsschritte später ausgeführt werden. Währenddessen ist Stein ständig auf Achse, gibt hier einen Tipp, dort eine Handreichung und hat dabei schon die nächsten Handgriffe im Hinterkopf. Etwa beim Anrichten der Linguine Frankfurter Carbonara: „Wenn sie über ein Fleischmesser gewickelt wird, lässt sie sich schön auf dem Teller drapieren.“

Oder beim Hauptgericht: die Hähnchenbrust hat er schon am frühen Morgen mariniert, damit die Gewürze gut ins Fleisch einziehen können. Nun müssen sie scharf angebraten werden, „aber bitte nicht mit Olivenöl. Das verbrennt nur bei dieser Hitze.“ Er schiebt das Fleisch zum Garen in den Ofen. Nun kehrt in der Küche Ruhe ein. Nicht aber im Nebenraum, wo das Essen eingenommen wird. Auch hier sind die Freiensteinauer Landfrauen in ihrem Element. Nun ist etwas Zeit, sich auszutauschen – nicht, dass das vorher in der Küche unmöglich gewesen wäre.

Video: Frankfurter Grüne Soße: Meistert die Jugend das traditionelle Gericht?

Viele Geschichten, die jetzt auf den Tisch kommen, sind für die Beteiligten nicht so außergewöhnlich, wie sie sich vielleicht für nicht mit den Verhältnissen im Blauen Eck Vertraute anhören mögen. Einige Damen drehen die Zeit um einige Jahrzehnte zurück. Da wird berichtet, wie einst die noch kleinen eigenen Kinder per lautem Pfiff nach Hause beordert wurden. Oder: Einst konnte man „im Zickzack von Kneipe zu Kneipe durchs Dorf laufen“, erzählt eine der Frauen.

Aber auch Pläne werden in diesen Minuten des Wartens geschmiedet. Natürlich geht es auch dabei ums Kulinarische. Hamburg ist das Ziel des Ausflugs, einer Tour durch das Gewürzmuseum soll sich ein Besuch in einer Schokoladenfabrik anschließen. Gut möglich, dass dann wieder geschlemmt wird.

Aber zurück zum Fünf-Gang-Menü. Nach der Hähnchenbrust wartet schließlich noch der Nachtisch und eine angesichts des gelungenen Abends und des Sattheitgrades nicht ganz aus der Luft gegriffene Frage einer Teilnehmerin: „Kommst Du noch den Berg rauf – oder müssen wir dich schieben?“

Rezept

Zutaten:

Hähnchenbrust (1 Stück pro Person)

1/2 Bund Kräuter Frankfurter Grüne Soße

200 ml Gemüsebrühe

50 g ungesalzene Erdnüsse

50 g Parmesan, frisch gerieben

Salz, Pfeffer

3 Tl Zitronensaft

6 El Olivenöl, Meersalz, grob

750 ml Hühnerbrühe

100 g Zwiebel, klein

1 Zehe Knoblauch

4 El Olivenöl

500 g Risotto-Reis

200 ml Weißwein

1 Zitrone

4 El Mascarpone

100 g Parmesan, frisch gerieben

Salz

Pfeffer

250 g Kirschtomaten

Zubereitung: Hähnchenbrust mindestens zwei bis drei Stunden vor dem Essen – besser am Vortag – mit Rosmarin, Thymian, Knoblauch und Olivenöl marinieren. Das marinierte Fleisch in einer heißen Pfanne von allen Seiten goldbraun anbraten. Auf einem Rost mit Bachblech im Ofen bei 140 Grad etwa 20 Minuten garen.

Von den Kräutern für die Frankfurter Grüne Soße die Blättchen abzupfen und hacken. Mit Gemüsebrühe im Mixer fein pürieren. Ungesalzene Erdnüsse hacken und mit Parmesan unterrühren. Mit Salz, Pfeffer, Zitronensaft und Olivenöl verrühren. Eventuell mit etwas grobem Meersalz bestreuen.

Brühe erhitzen, warm halten. Zwiebel und Knoblauch fein würfeln. 2 El Öl in einem Topf erhitzen. Beides darin bei mittlerer Hitze zwei Minuten dünsten. Reis zugeben und unter Rühren kurz mitdünsten. Mit Wein ablöschen und vollständig einkochen. So viel Brühe zugießen, dass der Reis bedeckt ist. Offen bei mittlerer Hitze unter häufigem Rühren 20 bis 25 Minuten garen. Dabei immer wieder etwas heiße Brühe zugießen, sobald sie vom Reis aufgesogen ist.

1 Tl Zitronenschale fein abreiben. Zitrone halbieren und 3 Tl Saft auspressen. Mascarpone und Parmesan unter den Risotto mischen. Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft würzen. 2 El Öl in einer Pfanne erhitzen, Tomaten zugeben und zwei Minuten mitbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen.

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