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Fritzsch plädiert für Bau weiterer Unterkünfte: Erste Flüchtlinge im Schlüchterner Werckmeisterhaus

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Von: Redaktion Fuldaer Zeitung

Schlüchtern - Knapp 150 Schlüchterner informierten sich am Donnerstagabend während einer Versammlung in der Stadthalle über die Flüchtlingssituation in ihrer Stadt. Dabei teilte Bürgermeister Falko Fritzsch (SPD) mit, dass am Mittwoch die ersten Bewohner in das sogenannte Werckmeisterhaus eingezogen sind.

Von unserem Redaktionsmitglied Alexander Gies

Diesen Gebäudekomplex in der Lotichiusstraße erwirbt die Stadt für 1,75 Millionen Euro. Das Haus verfügt über 36 Wohnungen mit Flächen zwischen 56 und 90 Quadratmetern. 24 Wohnungen seien derzeit frei. Bei den Neuankömmlingen handele es sich um 32 Menschen aus dem Irak und Syrien, darunter 17 Kinder, die insgesamt acht Wohnungen bezogen hätten. Die Familien seien „außerordentlich glücklich und froh“, in einer ordentlichen Immobilie untergekommen zu sein, sagte Fritzsch. Die Bewohner seien registriert, hätten aber noch keinen Asylantrag gestellt. Es sei gut möglich, dass sie länger blieben, aber man wisse nicht, wie lang.

Bis Ende März muss die Stadt insgesamt 325 Flüchtlinge aufnehmen. 272 sind es derzeit. Davon leben 207 auf Hof Reith sowie 65 in der Stadt und den Stadtteilen. Das bedeutet, bis Anfang April müssen noch ungefähr 50 Personen untergebracht werden. Die Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler (SPD), die zu der Infoveranstaltung eingeladen hatte, sagte, der Landkreis rechne nicht mit sinkenden Flüchtlingszahlen. Wie sich diese allerdings für den Rest des Jahres genau entwickelten, das könne man nicht seriös abschätzen. An Spekulationen wolle sie sich nicht beteiligen, antwortete sie auf die Frage eines Mannes.

Schwarze Schafe am Immobilienmarkt

Bürgermeister Fritzsch erläuterte, wie er sich die weitere Unterbringung vorstellt, sofern das Werckmeister-Haus nicht ausreichen sollte. Man schaue sich nach Wohnungen um, aber die Erfahrung zeige, dass alles, was bislang angeboten wurde, „aus vielerlei Gründen nicht geeignet“ war. Offenbar, so erging sich der Bürgermeister in Andeutungen, wollten einige Immobilienbesitzer sich ihre heruntergekommenen Wohnungen am liebsten von der Stadt renovieren lassen. „Aber damit ist er bei uns an der falschen Adresse“, stellte Fritzsch klar.

Er verfolge vielmehr die Überlegung, neuen Wohnraum zu schaffen. Akteure könnten Genossenschaften oder auch Fertighausproduzenten wie Bien-Zenker oder Rensch sein, die städtische Grundstücke in Erbpacht erwerben und drauf genormte Mehrfamilienhäuser mit beispielsweise vier Wohnungen errichten. Bis zur Fertigstellung müsse nicht mehr als ein dreiviertel Jahr vergehen, zeigte sich Fritzsch überzeugt. Die Investition könne über Mieteinnahmen refinanzieren. Würden die Wohnungen als Flüchtlingsunterkünfte nicht mehr benötigt, könnten sie auf dem freien Markt weiter vermietet werden.

Zum Werckmeister-Haus sagte Fritzsch, dass ein Hausmeister gefunden worden sei, der sieben Jahre in Ägypten gelebt und gearbeitet habe und die Sprache der Menschen dort beherrsche. Er verfüge über technische Fähigkeiten, sei 24 Stunden erreichbar und könne dafür sorgen, dass die „äußeren Rahmenbedingungen“ in dem Haus stimmten. Auf Nachfrage erklärte Fritzsch, „wenn die Umstände es erfordern“, werde man sofort einen Sozialarbeiter für die Hausbewohner bereit stellen.

Die Fragen der Bürger wurden sachlich vorgetragen. Sie drehten sich um die zu erwartenden Flüchtlingszahlen, den rechtlichen Status dieser Menschen oder wie viel Geld ein Flüchtling erhalte. Laut Simmler stehen einem Erwachsenen 364 Euro im Monat zu, das seien etwa 40 Euro weniger als der Hartz IV-Satz.

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